
Salbei und Thymian werden traditionell zur lokalen Schmerzlinderung bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt. Schleimdrogen wie Eibisch (zum Beispiel Phytohustil), Primelwurzel (zum Beispiel Ipalat) oder das Mucilaginosum Isländisch Moos (zum Beispiel Isla Moos) enthalten Polysaccharide, die einen Schutzfilm auf den Schleimhäuten bilden und befeuchten.
Sie wirken als Mucilaginosa. Die enthaltenen ätherischen Öle können zudem antiinfektive und antiinflammatorische Wirkungen besitzen.
Enthaltene Heilpflanzen | Präparate Beispiele |
Salbeiöl, Eucalyptusöl, Pfefferminzöl, Zimtöl, Nelkenöl, Fenchelöl, Sternanisöl, Levomenthol, Thymol | |
Thymiankraut Trockenextrakt | Bronchipret Thymian Pastillen, Bronchicum Thymian Lutschtabletten |
Isländisch Moos | |
Isländisch Moos, Malvenblüten | |
Primelwurzel, Fenchel, Anis |
Was ist zu beachten?
Phytopharmaka in flüssiger Darreichungsform können Alkohol enthalten. Entsprechende Ethanol-Warnhinweise sind zu beachten.
Kinder
Die vermeintlich sanften Phytopharmaka sind oft erst für Kinder ab 6 Jahren wie zum Beispiel Pastillen mit Thymian oder nicht für Kinder unter 12 Jahren zugelassen (z. B. Salviathymol N) [51,52].
Schwangerschaft und Stillzeit
Da die Hersteller von Phytopharmaka in der Regel keine Untersuchungen mit schwangeren oder stillenden Frauen durchführen, empfehlen sie in der Gebrauchsanweisung die Rücksprache mit dem Arzt bzw. Apotheker. Einige Hersteller raten werdenden oder stillenden Müttern auch direkt von der Anwendung ab [51,52].
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Pflanzliche Arzneimittel gegen Halsschmerzen sind grundsätzlich nebenwirkungsarm. Phytopharmaka, die ätherische Öle enthalten, können Reizerscheinungen an Haut und Schleimhäuten verursachen und Hustenreiz und Bronchospasmen auslösen oder verstärken. Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege oder im Magen-Darm-Kanal können bei empfindlichen Personen auftreten [51,52].
Studienlage
Für Phytopharmaka liegen nur wenige Wirksamkeitsbelege aus klinischen Studien vor. Die Anwendung bei Halsschmerzen beruht hauptsächlich auf langjähriger Erfahrung. Die EU erkennt Arzneimittel mit entsprechenden Heilpflanzen als well-established use oder als traditionelles pflanzliches Arzneimittel an. Well-established use bedeutet, dass der Wirkstoff seit mehr als 10 Jahren verwendet wird und eine anerkannte Wirksamkeit sowie einen annehmbaren Grad an Sicherheit aufweist. In solchen Fällen kann sich der Antrag auf Genehmigung für das Inverkehrbringen auf Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Literatur stützen.
Um ein Phytopharmakon als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zu registrieren, sind ebenfalls keine klinischen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit erforderlich, solange ausreichende Sicherheitsdaten und eine plausible Wirksamkeit nachgewiesen werden können. Das Heilmittel muss dafür seit mindestens 30 Jahren verwendet worden sein, davon mindestens 15 Jahre innerhalb der EU [53].
Für einzelne Heilpflanzen gibt es EU-Monographien (HMPC), die die traditionelle Anwendung bei Halsschmerzen belegen. Sie stützen sich dabei auf den well-established use.
Zu beachten ist, dass sich ein well-established use nur für die in der Monographie beschriebene pflanzliche Zubereitung gilt. Außer Wirkstärke und Dosierung können unter anderem auch Faktoren wie der eingesetzte Teil der Pflanze, das Extraktionsmittel, das Droge-Extrakt-Verhältnis (Drug Extract Ratio - DER) und die Art des Extrakts die Wirkung beeinflussen [58].
Salbei
Bei Salbei belegt die Monographie den well-established use als traditionelles pflanzliches Arzneimittel u.a. zur Linderung von Entzündungen im Mund oder Rachen [54].
Spitzwegerich
Auch zu Spitzwegerich liegt eine HMPC-Monographie vor. Darin wird die Heilpflanze als traditionelles pflanzliches Arzneimittel als demulcent für die symptomatische Behandlung von Reizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenen Husten beschrieben. Auch hier wird betont, dass die Anwendung in der angegebenen Indikation ausschließlich auf langjähriger Nutzung beruht [55].
Isländisch Moos
Für Isländisch Moos (Lichen islandicus) gibt es ebenfalls eine EU-Monographie, die die traditionelle Anwendung bei Halsschmerzen belegt. Der HMPC hält Island-Moos-Zubereitungen aufgrund ihrer langjährigen Verwendung als Linderungsmittel (Beruhigungsmittel) zur Behandlung von Mund- und Rachenreizungen für geeignet. Bei seiner Bewertung berücksichtigte der HMPC auch klinische Studien, an denen Patienten mit entzündlichen Erkrankungen in Mund- und Rachenraum teilnahmen. Auch darin wurde eine mögliche Wirkung auf die Symptome beobachtet, es waren aber nur wenige Patienten in die Studien eingeschlossen und Isländisch Moos wurde nicht mit Placebo verglichen. Daher basieren die Schlussfolgerungen des HMPC auf der Verwendung dieser Island-Moos-Arzneimittel auf ihrem langjährigen Einsatz [48]
Hecker et al. veröffentlichten 2004 das Ergebnis einer Post-Marketing-Überwachungsstudie mit 3.143 Kindern zwischen 4 und 12 Jahren, die an Erkrankungen der oberen Atemwege litten. Sie erhielten Isla-Moos (n=1.848) oder Isla-Mint (n=1.295) über einen Zeitraum von 1 bis 2 Wochen. Im Beobachtungszeitraum wurden bei 57 Kindern (1,8%) 73 unerwünschte Ereignisse berichtet, von denen die meisten im Zusammenhang mit der Grunderkrankung standen. Klinisch waren 39% der Kinder vollständig symptomfrei und weitere 55% besserten sich bis zum Ende des Beobachtungszeitraums [47].
Malvenblüten
Auch Malvenblüten attestiert der HMPC, dass diese zur Behandlung von Mund- oder Rachenreizungen und damit verbundenem trockenem Husten basierend auf ihrer „traditionellen Verwendung“ geeignet seien. Es gebe zwar Laborstudien, die hustenlindernde und entzündungshemmende Wirkungen von Malvenblütenzubereitungen zeigten. Allerdings mangele es laut dem HMPC an Humanstudien mit Malvenblüten [56].
Lindenblüten
Lindenblüten sind gemäß HMPC-Monograph ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Linderung von Erkältungssymptomen, wozu auch Halsschmerzen zählen. Die Anwendung beruht auf langjähriger Erfahrung [57].