
Ibuprofen (z.B. Dolormin extra, Ibutop, Nurofen) gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) und ist ein nichtselektiver Inhibitor der Cyclooxygenasen [7]. Durch die analgetische, antipyretische und antiphlogistische Wirkung findet Ibuprofen bei unterschiedlichen Schmerz- und Entzündungszuständen, wie auch Kopfschmerzen, Anwendung. Ibuprofen steht zur oralen Einnahme in der Selbstmedikation in verschiedenen Formen, wie Tabletten (FTA, TAB, UTA), Kaudragees, Schmelztabletten, Kapseln (KAP, WKA), Suppositorien, Suspensionen zum Einnehmen, Sirup, Saft, Pulver zum Einnehmen und Direktgranulat zur Verfügung.
Was ist zu beachten?
Die folgenden Dosierungen für Ibuprofen werden empfohlen.
- Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene: 1-4-mal täglich 200-400 mg (max. Tagesdosis: 1200 mg)
- Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren: Dosierung in Abhängigkeit von Körpergewicht i.d.R. 7-10 mg/kg Körpergewicht (KG) als Einzeldosis (max. Tagesdosis: 30 mg/kg KG)
Das Dosierungsintervall sollte sechs Stunden nicht unterschreiten.
Wirkeintritt und Wirkdauer
Die Wirkung tritt bei oraler Einnahme üblicherweise nach etwa einer halben Stunde ein und hält zwischen vier und sechs Stunden an. Bei einer Einnahme während oder nach einer Mahlzeit verzögert sich der Wirkeintritt, jedoch wird die Verträglichkeit erhöht.
Kontraindikationen
Kontraindiziert ist die Einnahme bei Kindern unter drei Monaten (rektale Anwendung) bzw. sechs Monaten (perorale Anwendung), bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (NYHA IV) und im letzten Trimenon während einer Schwangerschaft. Sowohl im ersten und zweiten Trimenon als auch während der Stillzeit sollte eine Einnahme nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Studienlage
In einer doppelblinden, randomisierten, multizentrischen Studie im Parallelgruppendesign wurden fast 700 Patienten mit episodischem Spannungskopfschmerz eingeschlossen. Der primäre Endpunkt wurde definiert als der TOTPAR-3 („total pain relief“ über einen Zeitraum von drei Stunden nach Einnahme der Medikation). Es gab insgesamt drei Behandlungsgruppen (Ibuprofen 400 mg, Diclofenac 12,5 mg, Diclofenac 25 mg), die untereinander und im Vergleich zu Placebo untersucht wurden. Alle aktiven Behandlungsgruppen erzielten 30 Minuten nach der Verabreichung und zu allen späteren Zeitpunkten (bis sechs Stunden nach Verabreichung) eine signifikant bessere Schmerzlinderung als Placebo. Im Vergleich der Behandlungsgruppen untereinander konnte jedoch sowohl nach drei Stunden als auch nach sechs Stunden kein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Schmerzlinderung beobachtet werden [11].
In einer doppelblinden, randomisierten Studie wurde die analgetische Wirksamkeit von Ibuprofen (400 mg), Paracetamol (1000 mg) und Placebo bei Kopfschmerzpatienten (n=455) verglichen. Es erfuhren 63% der Patienten, die 400 mg Ibuprofen einnahmen, eine vollständige Linderung der Kopfschmerzen. Dies war sowohl zu der Placebo-Gruppe als auch zu der Paracetamol-Gruppe signifikant, dort erreichten 7% bzw. bei Paracetamol 34% eine vollständige Linderung ihrer Schmerzen. Zusätzlich war die Zeit bis zum Eintreten einer vollständigen Linderung signifikant kürzer bei Ibuprofen verglichen zu Paracetamol [8].
Entsprechend der Leitlinie Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp zählt Ibuprofen zu den Mitteln der ersten Wahl bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp [1].
Ibuprofen-Lysinat
Ibuprofen-Lysinat (z.B. Ibu-Lysin-ratiopharm) ist ein Salz, welches aus Ibuprofen (400 mg) und der Aminosäure Lysin (248 mg) besteht. Reines Ibuprofen ist schlecht löslich im Magen und erreicht einen maximalen Plasmaspiegel etwa 90 Minuten nach Einnahme. Ibuprofen-Lysinat wurde entwickelt, um die Resorption von Ibuprofen zu beschleunigen und damit die Zeit bis zum Eintreten der analgetischen Wirkung zu verkürzen.
Die Dosierung für die Selbstmedikation entspricht der von Ibuprofen.
Studienlage
Eine randomisierte, multizentrische, doppelblinde, placebokontrollierte Studie [9] mit ungefähr 350 Teilnehmenden wurde von Wissenschaftlern der Universität Bratislava und des Herstellers Sanofi durchgeführt. Dabei wurde die Wirksamkeit von Ibuprofen 400 mg und Ibuprofen-Lysinat 683 mg im Vergleich zu Placebo und die Zeit bis zum Wirkeintritt der genannten Substanzen nach einer Weisheitszahn-Entfernung untersucht. Beide Ibuprofen Formulierungen zeigten eine signifikant bessere Wirksamkeit 45 Minuten nach der Verabreichung und beim Erreichen einer Schmerzlinderung über sechs Stunden (TOTPAR) im Vergleich zu Placebo. Bei der Zeit bis zum Wirkeintritt konnte jedoch zwischen den beiden Ibuprofen-Formulierungen kein Unterschied festgestellt werden. Zusammenfassend zeigte die Studie keine Überlegenheit von Ibuprofen-Lysinat im Vergleich zu Ibuprofen bezogen auf die schmerzlindernde Wirkung, Wirkungseintritt und Verträglichkeit.
Stevens et al. untersuchten in einer offenen, randomisierten Crossover-Studie mit zwölf gesunden, nüchternen Männern die Zeit bis zum vollständigen Tablettenzerfall von ASS und Ibuprofen. Bei allen Probanden zerfielen die ASS-Formulierungen schnell und vollständig im Magen (500 mg ASS: 9 min, 1000 mg ASS: 5 min). Die Zeit bis zum vollständigen Zerfall war bei den Ibuprofen Tabletten länger (400 mg Ibuprofen und Ibuprofen-Lysin 37,5 min). Diese Ergebnisse korrelieren mit der Pharmakokinetik. Ein wesentlicher Unterschied bestand in der mittleren Tmax zwischen den ASS-Formulierungen (500 mg ASS: 20 min, 1000 mg ASS: 23 min) und den Ibuprofen-Formulierungen (Ibuprofensäure: 68 min, Ibuprofen-Lysinat: 42 min) [10].