Insektizide

Kopflausmittel mit Insektiziden schädigen das Nervensystem der Parasiten. Das führt zu Lähmung und Tod der Tiere. Resistenzen und Anwendungsfehler können die Wirksamkeit limitieren.

Permethrin 3D

Als Insektizide sind in Deutschland zur Behandlung eines Läusebefalls folgende Wirkstoffe zugelassen:

Bei den verwendeten Mitteln handelt es sich um potenzielle Nervengifte. Sie können als Nebenwirkungen Allergien und Hautirritationen hervorrufen. Das Risiko für neurotoxischen Effekte beim Menschen ist allerdings gering. Ein Problem sind resistente Populationen, die die Wirksamkeit der Mittel einschränken können.

Pyrethrum

Bei Pyrethrum handelt es sich um einen Wirkstoff pflanzlichen Ursprungs, der aus den getrockneten Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium L. gewonnen wird.

Was ist zu beachten?

Lösungen mit Pyrethrum werden in das trockene Haar sowie auf die Kopfhaut aufgebracht. Wichtig für die Wirkung ist die vollständige Benetzung von Kopfhaut und Haaren. Das Mittel wird nach einer Einwirkzeit von 30 bis 45 Minuten gründlich mit warmem Wasser ausgespült. Um die Nissen zu entfernen, wird das Haar mit einem feinzinkigen Kamm ausgekämmt. Eine erneute Behandlung ist nach 8 bis 12 Tagen erforderlich.

Das natürliche Pyrethrum zerfällt unter dem Einfluss von Tageslicht rasch, so dass das Risiko für eine Aufnahme in den Körper gering ist, wenn Reste des Mittels auf der Kopfhaut verbleiben [1,6].
Säuglinge dürfen mit Goldgeist Forte Lösung nur unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.

Bei Kleinkindern soll gemäß Packungsbeilage nur eine reduzierte Dosis angewendet werden und die Eltern sollen ihre Kinder während der Behandlung unter Aufsicht lassen. Schwangere sollen mit neurotoxischen Lokaltherapeutika nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung behandelt werden. Auch in der Stillzeit soll Pyrethrum nur nach strenger Indikationsstellung angewendet werden [6].

Studienlage

In Deutschland lassen sich mit Pyrethrum weiterhin gute Heilungsrate bei einem Läusebefall erreichen. 2016 zeigte eine randomisierte, kontrollierte Vergleichsstudie mit 107 Kindern mit akutem Lausbefall, dass Goldgeist Forte mit dem Wirkstoff Pyrethrum-Extrakt bei zweimaliger Anwendung nach 10 Tagen 94% der Kinder von den Parasiten befreien konnte. Als Vergleich diente das Medizinprodukt Mosquito Med Läuseshampoo 10 mit dem Wirkstoff White-Oil, das eine Heilungsrate von 96,1% nach 10 Tagen erreichte. Die Autoren werteten die leicht höhere Heilungsrate des Medizinprodukts als statistisch nicht signifikant.

Die Verträglichkeit beider Produkte war gut [7]. Dass die Wirksamkeitsunterschiede zwischen Pyrethrum (Goldgeist Forte) und dimeticonhaltigen Medizinprodukten statistisch nicht signifikant sind, war auch das Ergebnis einer Untersuchung mit 102 Kindern, die im Zeitraum von 2008 bis 2009 durchgeführt wurde. In dieser Studie wurde Goldgeist Forte gegen zwei Medizinprodukte mit Dimeticon getestet. Alle Produkte erwiesen sich als wirksam [8].

Eine Untersuchung aus 2011 legte nahe, dass beobachtete Gen-Mutationen die therapeutische Wirksamkeit nicht wesentlich beeinträchtigen. Trotz genetischer Veränderungen erwiesen sich Pyrethroide bei der Mehrzahl der von Läusen befallenen Kinder als wirksam [9].

Permethrin

Permethrin ist ein synthetischer Abkömmling des natürlichen Insektizids Pyrethrum. Das Umweltbundesamt empfiehlt als Arzneimittel mit dem Wirkstoff BiomoPedicul 0,5% Lösung und InfectoPedicul Lösung.

Was gibt es zu beachten?

20 bis 50ml, bei sehr langem und dichtem Haar auch bis zu 150 ml einer 0,5%-igen Lösung von Permethrin werden in das gewaschene, noch leicht feuchte Haar sowie auf die Kopfhaut einmassiert. Das Mittel wird nach einer Einwirkzeit von 30 bis 45 Minuten mit warmem Wasser ausgewaschen. Vor dem Trocknen sind die an den Haaren klebende Nissen auszukämmen. Die nächsten 3 Tage sollten die Haare nicht mit Shampoo gewaschen werden. Die Prozedur ist nach 8 bis 10 Tagen zu wiederholen [1,10,11].

Das synthetische Pyrethroid Permethrin ist stabiler als Pyrethrum. Es besteht ein höheres, wenn auch insgesamt geringes Risiko für eine Aufnahme in den Körper [1]. Bei Säuglingen ab 2 Monate bis 3 Jahre darf eine Höchstdosis von 25ml nicht überschritten werden und die Anwendung soll unter engmaschiger ärztlicher Aufsicht erfolgen. Schwangere sollen mit neurotoxischen Lokaltherapeutika nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung behandelt werden. Permethrin wurde in der Milch von stillenden Frauen nachgewiesen Stillende sollen nach Anwendung des Wirkstoffs eine dreitägige Stillpause einlegen [1,10,11].

Studienlage

Permethrin ist ein effektives und bewährtes Läusemittel. Limitationen können allerdings durch Resistenzen, die vor allem im Ausland beobachtet wurden, entstehen. Daher variieren die klinischen Erfolgsraten von Permethrin über die Zeit und je nach geographischen Gegebenheiten. Auch eine falsche Dosierung oder Verabreichungsfehler sowie eine fehlende Behandlung von ebenfalls befallenen Familienmitgliedern können zu einem Therapieversagen führen [1,10,11].

Permethrin galt international lange als Mittel der Wahl. In einer Studie aus 2002 mit 67 Patienten mit Kopflausbefall konnten 91% der Teilnehmer von den Parasiten befreit werden. Angewendet wurde eine 0,5%ige Permethrin-Lösung. 99% der Patienten bewerteten die Verträglichkeit als gut oder sehr gut [12].

Im Ausland ist für die Bewertung die jeweilige Resistenzsituation zu beachten. In einer brasilianischen Studie aus 2011 erwies sich eine 1%ige Permethrin-Lotion nur noch bei 2 von 3 Patienten als wirksam. Das physikalisch wirkende Dimeticon hat sich im direkten Vergleich mit einer Erfolgsrate von über 97% als deutlich effektiver erwiesen [13].

Allethrin I

Allethrin I ist wie Permethrin ein synthetischer Abkömmling des natürlichen Insektizids Pyrethrum.

Was gibt es zu beachten?

Allethrin I ist in Deutschland nur in Sprayform als Jacutin Pedicul Spray verfügbar. Mit dem Mittel soll eine einzige Behandlung ausreichen. Dazu wird das trockene Haar von der Kopfhaut ausgehend Strähne für Strähne gleichmäßig mit dem Mittel durchfeuchtet. Die Einwirkzeit beträgt 30 Minuten. Danach wird das Haar mit Wasser ausgespült und mit dem üblichen Shampoo gewaschen. Läuse- und Nissenreste können mit einem Nissenkamm entfernt werden. Um den Behandlungserfolg abzusichern, werden die Haare nach acht Tagen auf Läuse oder lebende Nissen abgesucht und die Behandlung gegebenenfalls wiederholt.

Zu beachten ist, dass das Spray nur in gut durchlüfteten Räumen und nicht in der Nähe offener Flammen angewendet werden darf. Tröpfchen dürfen nicht eingeatmet werden. Das Nervengift kann sonst die Atemwege reizen und das Risiko für Nervenschäden erhöhen [14]. Säuglinge sollten nicht mit Allethrin I behandelt werden. Allethrin I soll in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden [14].

Studienlage

In einer Studie aus dem Jahr 1992 verglichen taiwanesische Forscher die Wirksamkeit von vier Läusemitteln, darunter ein Präparat mit Bioallethrin, an 1657 befallenen Schulkindern. Die Kinder wurden in Gruppen aufgeteilt und mit einem der vier Prüfprodukte behandelt. Die Heilungsrate für Permethrin betrug 81%, für Bioallethrin 78% und für die in Deutschland nicht bzw. nicht zur Selbstbehandlung zugelassenen Substanzen Malathion 64% und Gammabenzolhexachlorid 71%. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass das Präparat mit Bioallethrin aufgrund der Kosteneffizienz am besten zur Bekämpfung von Kopflausbefall geeignet sei [Fan et al. (1992)].

In einer Studie aus Nordkorea ebenfalls aus dem Jahr 1992 wurden 97 Frauen und 43 Mädchen mit Läusebefall mit einem Präparat mit Bioallethrin und Piperonylbutoxid (Mischung, die auch in Jacutin Pedicul Spray enthalten ist) behandelt. Es fanden zwei Anwendungen im Abstand von 12 Tagen statt. Am Studienende waren 97,3% der Mädchen und 95,8% der Frauen lausfrei [Pai (1992)].

Für eine Bewertung der Wirksamkeit fehlen klinische Daten, welche die aktuelle Resistenzsituation in Deutschland berücksichtigen.

Autor:
Stand:
08.06.2022
Quelle:
  1. Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage 2021
  2. Robert Koch Institut (RKI): RKI-Ratgeber „Kopflausbefall“, Stand: 17.11.2008
  3. Meister, Ochsendorf: Kopfläuse. Epidemiologie, Biologie, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 763-71, DOI: 10.3238/arztebl.2016.0763
  4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Kopfläuse... was tun?, Stand Oktober 2019, https://shop.bzga.de/kopflaeuse-was-tun-c-103/
  5. Umweltbundesamt (UBA) (2022): Liste der geprüften Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen gemäß § 18 Infektionsschutzgesetz
  6. EDUARD GERLACH GmbH: Fachinformation GOLDGEIST® FORTE, Stand der Information: April 2017
  7. Wolf at al. (2016): Efficacy and safety of a mineral oil-based head lice shampoo: a randomized, controlled, investigator-blinded, comparative study. PLoS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0156853
  8. Bicker (2015): Versorgungsstand der Pediculosis capitis (Kopflausbefall) bei Kindern – Wissenschaftliche Untersuchung der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientenakzeptanz/-compliance von drei unterschiedlichen Kopflausmitteln gegen Pediculosis capitis, https://macau.uni-kiel.de/receive/diss_mods_00018366
  9. Bialek, Zelck, Fölster-Holst (2011): Permethrin treatment of head lice with knockdown resistance-like gene. New England Journal of Medicine, DOI: 10.1056/NEJMc1007171
  10. biomo® pharma GmbH: Gebrauchsinformation BiomoPedicul 0,5 % Lösung, Stand Juli 2018
  11. INFECTOPHARM Arzneimittel. Fachinformation InfectoPedicul, Stand August 2019
  12. Haustein, Rogalski, Paasch (2002): Einmalbehandlung des Kopflausbefalls (Pediculosis capitis) mit 0,5 % Permethrin. Aktuelle Dermatologie DOI:10.1055/S-2002-36134
  13. Heukelbach et al. (2008). A highly efficacious pediculicide based on dimeticone: Randomized observer blinded comparative trial. BMC Infectious Diseases, DOI: 10.1186/1471-2334-8-115
  14. Almirall Hermal GmbH: Fachinformation Jacutin Pedicul Spray, Stand Februar 2015
  15.  Heukelbach et al. (2010): Dimeticone-based pediculicides: a physical approach to eradicate head lice. Open Dermatology Journal, DOI:b10.2174/1874372201004010077
  16. HÄLSA Pharma GmbH: Gebrauchsinformation DIMET 20, Stand November 2017
  17. Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel: Gebrauchsinformation Etopril, Stand August 2015
  18. STADA GmbH: Gebrauchsinformation Hedrin Once Spray Gel, Stand März 2017
  19. Almirall Hermal GmbH: Gebrauchsinformation Jacutin Pedicul Fluid, Stand Juni 2021
  20. MEDA Pharma GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation Linicin Lotion 15 min, Stand Juni 2016
  21. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA Läusespray, Stand Juni 2019
  22. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA express, Stand Juli 2018
  23. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA Läusespray, Stand Juni 2019
  24. Burgess, Brown, Lee (2005): Treatment of head louse infestation with 4% dimeticone lotion: randomised controlled equivalence trial. British Medical Journal, DOI: 10.1136/bmj.38497.506481.8F
  25. Burgess, Lee, Matlock (2007): Randomised, Controlled, Assessor Blind Trial Comparing 4% Dimeticone Lotion with 0.5% Malathion Liquid for Head Louse Infestation. PLoS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0001127
  26. DISTRICON GmbH: Gebrauchsinformation SOS Läuse-Shampoo. Stand der Information Januar 2017
  27. HENNIG ARZNEIMITTEL GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation Licener Shampoo gegen Kopfläuse und Nissen, Stand September 2018
  28. Abdel-Ghaffar at al. (2016): Head lice in progress: what could/should be done—a report on an in vivo and in vitro field study. Parasitology Research, DOI: 10.1007/s00436-016-5202-3
  29. WEPA Apothekenbedarf GmbH & Co KG: Gebrauchsinformation Mosquito med Läuse Shampoo 10, Stand September 2020
  30. WEPA Apothekenbedarf GmbH & Co KG: Gebrauchsinformation mosquito Läuse2in1-Fluid, Stand Februar 2020
  31. Hill et al. (2005): Single blind, randomised, comparative study of the Bug Buster kit and over the counter pediculicide treatments against head lice in the United Kingdom. British Medical Journal, DOI: 10.1136/bmj.38537.468623.E0,
  32. Roberts et al. (2000): Comparison of wet combing with malathion for treatment of head lice in the UK: a pragmatic randomised controlled trial. Lancet, DOI: 10.1016/s0140-6736(00)02578-2
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