Läuse

Quälender Juckreiz ist das Leitsymptom für einen Läusebefall. Wer die nervigen Plagegeister wieder loswerden will, braucht viel Geduld. Für die Selbstbehandlung stehen chemische, physikalische und mechanische Ansätze zur Verfügung.

Läuse

Die Kopflaus nistet sich in menschlichem Haar ein und ernährt sich vom Blut aus der Kopfhaut, das welches sie alle 2 bis 4 Stunden trinkt. Ein Läusebefall ist unangenehm und oft mit Scham verbunden. Dafür gibt es allerdings keinen Grund. Kopfläuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, da sie sich durch Haare mit normalem Shampoo nicht beseitigen lassen. Am häufigsten befallen die Parasiten Kinder im Alter von 3 bis 11 Jahren. Mädchen haben ein höheres Risiko, vermutlich, da sie beim Spielen körperlich enger zusammen sind als Jungen. Die gute Nachricht ist, dass die Blutsauger in unseren Breiten keine Krankheitserreger übertragen [1-4].

Verantwortlich für den Befall ist die Kopflaus (Pediculus humanus capitis). Ihr Lebenszyklus verläuft über verschiedene Stadien vom Ei über die Nymphe bis zum adulten, geschlechtsreifen Tier. Die Weibchen legen kleben die Eier wasserunlöslich ans Haar an. Nach 6 bis 9 Tagen schlüpfen daraus die Nymphen. Die leeren Chitinhüllen der Eier werden auch als Nissen bezeichnet und bleiben als weißlich schimmernde Rückstände am Haar kleben. Sie finden sich vor allem im Nacken oder hinter den Ohren. Die Nymphen reifen innerhalb von 9 bis 11 Tagen zu erwachsenen, geschlechtsreifen Läusen heran. Der ausgewachsene Parasit ist etwa 1 bis 3 mm groß und gräulich-weiß bis bräunlich gefärbt. Nach einer Blutmahlzeit können sich die sechsbeinigen Krabbler leicht rötlich färben [1-4].

Übertragung

Die Übertragung von Läusen findet meistens direkt, also von Mensch zu Mensch bzw. über „Haar-zu-Haar-Kontakt“ statt. Springen können die Parasiten nicht. Auch verlassen sie ihren Wirt nicht freiwillig, da sie ohne ihn nur ca. 2 Tage überlebensfähig sind. Eine indirekte Ansteckung über Kopfbedeckungen, Bürsten oder Schals findet selten statt. Auch Tiere sind keine Überträger von Kopfläusen [1-4].

Symptome

Das Leitsymptom für einen Läusebefall ist bei den meisten Menschen ein starker Juckreiz der Kopfhaut. Das Jucken ist eine allergische Reaktion des Körpers auf den Speichel der Kopflaus. Beim ersten Läusebefall dauert es daher 2 bis 6 Wochen, bis das Jucken einsetzt, beim zweiten Mal beginnt es bereits nach 1 bis 2 Tagen. Kratzen als Reaktion auf das unwiderstehliche Jucken kann zu Verletzungen der Haut und zur Krustenbildung führen, es besteht das Risiko für bakterielle Superinfektionen [1-4].

Diagnose

Auch wenn das typische Jucken den Läuse-Verdacht nahelegt, sollte die Diagnose darauf basieren, dass auch lebende Tiere gefunden werden. Dazu wird am besten eine Haarpflegespülung aufgetragen und das Haar mit einem Läusekamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis in die Spitzen durchgekämmt. Nach jedem Durchkämmen wird der Kamm auf einem Stück Küchenpapier abgestrichen, auf dem die Tierchen leicht gesehen werden können.

Nissen sind zwar wegen ihrer weißlichen Farbe leichter zu finden, reichen aber alleine zur Diagnose nicht aus, da sie auch leer sein können. Eier, aus denen noch Läuse schlüpfen können, sind bräunlich-gräulich gefärbt. Sie unterscheiden sich dadurch von Kopfschuppen, dass sie fester am Haar haften. Leere Eier, aus denen die Larve bereits geschlüpft ist, befinden sich meist bereits mehr als 1 cm von der Kopfhaut entfernt [1-4].

Behandlung

Nicht nur wegen des quälenden Juckreizes ist eine Behandlung wichtig. Wer nicht gegen den Parasitenbefall vorgeht, riskiert nicht nur Superinfektionen, sondern bei massivem Befall auch eine Anämie. Ein Arztbesuch ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Gegen Läuse stehen zahlreiche Mittel für die Selbstmedikation zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Arzneimittel und Medizinprodukte. Auf der Liste der geprüften Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen des Umweltbundesamts finden sich hinreichend als wirksam erwiesene Präparate, die keine unvertretbaren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt habe. Dort sind aktuell von den Präparaten zur Selbstanwendung bei Kopflausbefall das Insektizid Permethrin, enthalten in den Arzneimitteln Infectopedicul und BiomoPedicul 0,5 % Lösung, sowie die auf Dimeticon basierenden Medizinprodukte NYDA und Jacutin Pedicul Fluid und das Medizinprodukt Hedrin Once Liquid Gel mit den Wirkstoffen Dimeticon und Nerolidol aufgeführt [5].

Laut Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich die besten Ergebnisse mit einer Kombination verschiedener Wirkprinzipien erzielen [1,2].

Damit die Selbstbehandlung erfolgreich ist, muss sie konsequent durchgeführt werden. Ein häufiger Fehler ist, dass die empfohlene Wiederholungsbehandlung mit dem Kopflausmittel (am Tag 8, 9 oder 10) nicht durchgeführt wird. Diese ist jedoch wichtig, da die Präparate meist nicht alle Eier abtöten und in Larven nach der Erstbehandlung nachschlüpfen können. Weitere Fehler können eine zu kurz Einwirkzeit, ein zu sparsames Aufbringen von Läusemittel, eine zu starke Verdünnung durch Anwendung in triefendnassem Haar oder eine ungleichmäßige Verteilung sein [2,4].

Bei der Anwendung sind die Angaben in der Gebrauchsinformation des ausgewählten Mittels genau zu beachten. Patienten können sich allerdings grob an folgendem Behandlungsschema orientieren [2,4]:

  • Tag 1: Behandlung mit dem Lausmittel, nass auskämmen mit dem Nissenkamm
  • Tag 5: Nass auskämmen, um früh ausgeschlüpfte Larven zu entfernen
  • Tag 7 bis 10: Die Behandlung mit dem Lausmittel wiederholen, um frisch ausgeschlüpfte Larven abzutöten und nass auskämmen
  • Tag 13 und 17: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen

Grenzen der Selbstmedikation

  • für Schwangere und Stillende sind nicht alle Läusemittel geeignet
  • bei Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter sollte vor einer Behandlung ärztlicher Rat eingeholt werden
  • bei bestimmten Allergien und Überempfindlichkeiten sowie bei offenen Stellen auf der Kopfhaut sind viele Mittel nicht geeignet
  • bei stark aufgekratzter, infizierter oder entzündeter Haut besteht die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion, die ärztlich behandelt werden muss
  • wenn die lokale Selbstbehandlung versagt hat, ist ein Arztbesuch erforderlich

Wichtig bei einem Läusebefall ist es, Kontaktpersonen sowie die Leitung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schule oder Kindertagesstätte zu informieren. Die Einrichtungsleitung muss gemäß IfSG §34 den Befund an das Gesundheitsamt weitergeben. Nach der Erstbehandlung mit einem geeigneten Entlausungsmittel darf die Einrichtung in der Regel wieder besucht werden [2].

Autor:
Stand:
08.06.2022
Quelle:
  1. Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage 2021
  2. Robert Koch Institut (RKI): RKI-Ratgeber „Kopflausbefall“, Stand: 17.11.2008
  3. Meister, Ochsendorf: Kopfläuse. Epidemiologie, Biologie, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 763-71, DOI: 10.3238/arztebl.2016.0763
  4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Kopfläuse... was tun?, Stand Oktober 2019, https://shop.bzga.de/kopflaeuse-was-tun-c-103/
  5. Umweltbundesamt (UBA) (2022): Liste der geprüften Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen gemäß § 18 Infektionsschutzgesetz
  6. EDUARD GERLACH GmbH: Fachinformation GOLDGEIST® FORTE, Stand der Information: April 2017
  7. Wolf at al. (2016): Efficacy and safety of a mineral oil-based head lice shampoo: a randomized, controlled, investigator-blinded, comparative study. PLoS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0156853
  8. Bicker (2015): Versorgungsstand der Pediculosis capitis (Kopflausbefall) bei Kindern – Wissenschaftliche Untersuchung der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientenakzeptanz/-compliance von drei unterschiedlichen Kopflausmitteln gegen Pediculosis capitis, https://macau.uni-kiel.de/receive/diss_mods_00018366
  9. Bialek, Zelck, Fölster-Holst (2011): Permethrin treatment of head lice with knockdown resistance-like gene. New England Journal of Medicine, DOI: 10.1056/NEJMc1007171
  10. biomo® pharma GmbH: Gebrauchsinformation BiomoPedicul 0,5 % Lösung, Stand Juli 2018
  11. INFECTOPHARM Arzneimittel. Fachinformation InfectoPedicul, Stand August 2019
  12. Haustein, Rogalski, Paasch (2002): Einmalbehandlung des Kopflausbefalls (Pediculosis capitis) mit 0,5 % Permethrin. Aktuelle Dermatologie DOI:10.1055/S-2002-36134
  13. Heukelbach et al. (2008). A highly efficacious pediculicide based on dimeticone: Randomized observer blinded comparative trial. BMC Infectious Diseases, DOI: 10.1186/1471-2334-8-115
  14. Almirall Hermal GmbH: Fachinformation Jacutin Pedicul Spray, Stand Februar 2015
  15.  Heukelbach et al. (2010): Dimeticone-based pediculicides: a physical approach to eradicate head lice. Open Dermatology Journal, DOI:b10.2174/1874372201004010077
  16. HÄLSA Pharma GmbH: Gebrauchsinformation DIMET 20, Stand November 2017
  17. Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel: Gebrauchsinformation Etopril, Stand August 2015
  18. STADA GmbH: Gebrauchsinformation Hedrin Once Spray Gel, Stand März 2017
  19. Almirall Hermal GmbH: Gebrauchsinformation Jacutin Pedicul Fluid, Stand Juni 2021
  20. MEDA Pharma GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation Linicin Lotion 15 min, Stand Juni 2016
  21. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA Läusespray, Stand Juni 2019
  22. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA express, Stand Juli 2018
  23. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation NYDA Läusespray, Stand Juni 2019
  24. Burgess, Brown, Lee (2005): Treatment of head louse infestation with 4% dimeticone lotion: randomised controlled equivalence trial. British Medical Journal, DOI: 10.1136/bmj.38497.506481.8F
  25. Burgess, Lee, Matlock (2007): Randomised, Controlled, Assessor Blind Trial Comparing 4% Dimeticone Lotion with 0.5% Malathion Liquid for Head Louse Infestation. PLoS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0001127
  26. DISTRICON GmbH: Gebrauchsinformation SOS Läuse-Shampoo. Stand der Information Januar 2017
  27. HENNIG ARZNEIMITTEL GmbH & Co. KG: Gebrauchsinformation Licener Shampoo gegen Kopfläuse und Nissen, Stand September 2018
  28. Abdel-Ghaffar at al. (2016): Head lice in progress: what could/should be done—a report on an in vivo and in vitro field study. Parasitology Research, DOI: 10.1007/s00436-016-5202-3
  29. WEPA Apothekenbedarf GmbH & Co KG: Gebrauchsinformation Mosquito med Läuse Shampoo 10, Stand September 2020
  30. WEPA Apothekenbedarf GmbH & Co KG: Gebrauchsinformation mosquito Läuse2in1-Fluid, Stand Februar 2020
  31. Hill et al. (2005): Single blind, randomised, comparative study of the Bug Buster kit and over the counter pediculicide treatments against head lice in the United Kingdom. British Medical Journal, DOI: 10.1136/bmj.38537.468623.E0,
  32. Roberts et al. (2000): Comparison of wet combing with malathion for treatment of head lice in the UK: a pragmatic randomised controlled trial. Lancet, DOI: 10.1016/s0140-6736(00)02578-2
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