Defäkationsauslöser

Defäkationsauslöser wie Glycerol, Sorbitol, Natriumdihydrogenphosphat und Natriumhydrogencarbonat kommen bei der Behandlung der Obstipation in Form von Zäpfchen oder Rektallösungen zum Einsatz. Der Wirkungseintritt erfolgt meist bereits nach 15 Minuten.

Miniklistier

Glycerol

Glycerol zur Auslösung der Defäkation wird rektal angewendet und kommt beispielsweise in den apothekenpflichtigen Arzneimitteln Babylax und Nene-Lax vor. Der mehrwertige Alkohol führt durch den osmotischen Effekt zu einer Volumenzunahme, dadurch wird die Darmmotilität angeregt. Außerdem weicht Glycerol die Fäzes auf.

Was ist zu beachten?

Glycerol ist zur Behandlung der Obstipation nur bei Säuglingen und Kleinkindern indiziert. Es stehen entweder Suppositorien oder Klistiere zur Verfügung. Ohne ärztliche Rücksprache sollten die Arzneimittel nur im Akutfall angewendet werden.

Studienlage

Zur Wirksamkeit von Glycerol ließen sich keine Daten finden. Eine S2k-Leitlinie zu dem Thema „Obstipation und Stuhlinkontinenz bei Kindern und Jugendlichen“ von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ist derzeit in Bearbeitung; darin dürfte es bald eine Stellungnahme zur Empfehlung geben [25].

Sorbitol

Sorbitol wirkt wie Glycerol und wird rektal mit Hilfe von Miniklistieren appliziert. Auf dem Markt steht das Fertigarzneimittel Microlax zur Verfügung.

Was ist zu beachten?

Im Vergleich zu Glycerol kann Sorbitol auch bei Erwachsenen eingesetzt werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern unter drei Jahren darf der Tubenhals des Miniklistiers nur bis zur Hälfte (Markierung am Tubenhals) eingeführt werden. Danach ist die restliche Rektallösung zu verwerfen.

Studienlage

Die Wirksamkeit wurde nicht in randomisierten kontrollierten Studien untersucht. In der einzigen kontrollierten Studie erwies sich Sorbitol als gleich wirksam wie Lactulose [6].

Natriumdihydrogenphosphat mit Natriumhydrogencarbonat

Natriumdihydrogenphosphat und Natriumhydrogencarbonat kommen in den Suppositorien von Lecicarbon vor und können bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen eingesetzt werden. Die beiden Wirkstoffe reagieren nach dem Einführen in den Enddarm miteinander und es entsteht Kohlensäure und Wasser. Das gebildete Gas löst durch Dehnung und Spannung der Rektumwand den Defäkationsreflex aus. Die in den Suppositorien enthaltenen Hilfsstoffe Hartfett und Lecithin können durch ihre Gleitwirkung die Defäkation erleichtern [26].

Was ist zu beachten?

Das Arzneimittel sollte nach Möglichkeit etwa 15 Minuten am Wirkort verbleiben. Die Wirkung ist etwa 30 Minuten nach Applikation zu erwarten.

Studienlage

Zur Wirksamkeit ließen sich keine Daten finden. Eine S2k-Leitlinie zu dem Thema „Obstipation und Stuhlinkontinenz bei Kindern und Jugendlichen“ von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) ist derzeit in Bearbeitung; darin dürfte es bald eine Stellungnahme zur Empfehlung geben [25].

Autor:
Stand:
04.02.2022
Quelle:
  1. Lehrbuch Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, von Gerd Geisslinger/Sabine Menzel/Thomas Gudermann/Burkhard Hinz/Peter Ruth, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. Aktualisierte S2k-Leitlinie chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM); Konsultationsfassung, https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2021/11/Leitlinie-LL-chronische-Obstipation_16.11.21-1.pdf
  3. Wald, A., et al., The burden of constipation on quality of life: results of a multinational survey. Aliment Pharmacol Ther, 2007. 26(2): p. 227-36.
  4. Muller-Lissner, S.A., et al., Myths and misconceptions about chronic constipation. Am J Gastroenterol, 2005. 100(1): p. 232-42.
  5. Fachinformation Lactulose
  6. Lederle FA, Busch DL, Mattox KM, West MJ, Aske DM. Cost-effective treatment of constipation in the elderly: a randomized double-blind comparison of sorbitol and lactulose. Am J Med. 1990 Nov;89(5):597-601. doi: 10.1016/0002-9343(90)90177-f. PMID: 2122724. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2122724/
  7. Müller-Lissner S, Bassotti G, Coffin B, et al. Opioid-Induced Constipation and Bowel Dysfunction: A Clinical Guideline. Pain Med. 2017;18(10):1837-1863. doi:10.1093/pm/pnw255
  8. Fachinformation Movicol®
  9. Lee-Robichaud H, Thomas K, Morgan J, Nelson RL. Lactulose versus Polyethylene Glycol for Chronic Constipation. Cochrane Database Syst Rev. 2010 Jul 7;(7):CD007570. doi: 10.1002/14651858.CD007570.pub2. PMID: 20614462. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20614462/
  10. Fachinformation Agiocur® Madaus
  11. Suares NC, Ford AC. Systematic review: the effects of fibre in the management of chronic idiopathic constipation. Aliment Pharmacol Ther 2011;33:895-901.
  12. Bove A, Bellini M, Battaglia E, et al. Consensus statement AIGO/SICCR diagnosis and treatment of chronic constipation and obstructed defecation (part II: treatment). World J Gastroenterol 2012;18:4994-5013.
  13. Mueller-Lissner SA, Wald A. Constipation in adults. BMJ Clin Evid 2010;2010.
  14. Fachinformation Dulcolax® Dragées
  15. Kamm MA, Mueller-Lissner S, Wald A, Richter E, Swallow R, Gessner U. Oral bisacodyl is effective and well-tolerated in patients with chronic constipation. Clin Gastroenterol Hepatol. 2011 Jul;9(7):577-83. doi: 10.1016/j.cgh.2011.03.026. Epub 2011 Mar 25. PMID: 21440672.
  16. Friedrich C, Richter E, Trommeshauser D, de Kruif S, van Iersel T, Mandel K, Gessner U. Absence of excretion of the active moiety of bisacodyl and sodium picosulfate into human breast milk: an open-label, parallel-group, multiple-dose study in healthy lactating women. Drug Metab Pharmacokinet. 2011;26(5):458-64. doi: 10.2133/dmpk.dmpk-11-rg-007. Epub 2011 Jun 21. PMID: 21697613.
  17. Fachinformation Laxoberal® Abführ-Tropfen / Abführ-Tabletten
  18. Kienzle-Horn S, Vix JM, Schuijt C, Peil H, Jordan CC, Kamm MA. Comparison of bisacodyl and sodium picosulphate in the treatment of chronic constipation. Curr Med Res Opin. 2007 Apr;23(4):691-9. doi: 10.1185/030079907x178865. PMID: 17407625.
  19. Wirz S, Nadstawek J, Elsen C, Junker U, Wartenberg HC. Laxative management in ambulatory cancer patients on opioid therapy: a prospective, open-label investigation of polyethylene glycol, sodium picosulphate and lactulose. Eur J Cancer Care (Engl). 2012 Jan;21(1):131-40. doi: 10.1111/j.1365-2354.2011.01286.x. Epub 2011 Aug 31. PMID: 21880080.
  20. SPEARE GS. Melanosis coll; experimental observations on its production and elimination in twenty-three cases. Am J Surg. 1951 Nov;82(5):631-7. doi: 10.1016/0002-9610(51)90432-1. PMID: 14885613.
  21. Fachinformation Neda® Früchtewürfel
  22. Fachinformation Kräuterlax®
  23. Agra Y, Sacristán A, González M, Ferrari M, Portugués A, Calvo MJ. Efficacy of senna versus lactulose in terminal cancer patients treated with opioids. J Pain Symptom Manage. 1998 Jan;15(1):1-7. doi: 10.1016/S0885-3924(97)00276-5. PMID: 9436336.
  24. Fachinformation Obstinol® M
  25. AWMF: Leitlinien
  26. Lauer-Taxe: Lecicarbon® Laxans
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige

Orphan Disease Finder

Orphan Disease Finder

Hier können Sie seltene Erkrankungen nach Symptomen suchen:

 

Seltene Krankheiten von A-Z
Schwerpunkt Seltene Erkrankungen