Melatonin

Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, welches vor allem in der Epiphyse (Zirbeldrüse) des Zwischenhirns aus Serotonin gebildet wird.

Melatonin

In Deutschland ist zur Behandlung einer Insomnie für Patienten ≥55 Jahre retardiertes Melatonin (Circadin) zugelassen. Alle anderen Melatonin-haltigen Zubereitungen sind als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) auf dem Markt (bspw. Cefanight, Doppelherz Melatonin, SERIPNOL Einschlaf-Spray). Auch die Vorstufen Tryptophan und 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) des „Schlafhormons“ Melatonin sind in den NEM zu finden.

Melatonin wird in der Epiphyse (Zirbeldrüse) des Zwischenhirns aus Serotonin gebildet. Die Synthese wird durch Licht gehemmt und erreicht gegen 3 Uhr nachts ihr Maximum. Melatonin gilt als wichtiger Taktgeber für den Tag-Nacht- oder Wach-Schlaf-Rhythmus. Insbesondere die Tiefschlafphase scheint durch Melatonin angestoßen zu werden

Ob Melatonin in der Therapie von Schlafstörungen Relevanz hat, wird bereits seit Jahren kontrovers diskutiert. Seit 2007 ist es in der europäischen Union als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zugelassen.

Studienlage

Die vorliegenden Meta-Analysen für Melatonin liefern kein einheitliches Bild hinsichtlich der Wirksamkeit. So schlussfolgern die Autoren der S3-Leitlinie, dass aufgrund von geringer Wirksamkeit bei dieser Indikation Melatonin nicht generell zur Behandlung von Insomnien empfohlen wird. Es gibt Hinweise, dass Melatonin bei älteren Personen die Einschlafzeit verkürzt und die Schlafqualität verbessert. Hier fehlen jedoch große randomisiert kontrollierte Langzeitstudien hoher Qualität, um valide Empfehlungen abgeben zu können.

Die beste Datenlage liegt für die Prävention und Behandlung von Jetlag vor. Hier kann eine vorsichtige Empfehlung ausgesprochen werden.

Quelle:
  1. Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht, Empfehlung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) 82. Sitzung, 2020.
  2. H.-J. Möller, H.-P. Volz, A. Dienel, S. Schläfke, S. Kasper, Efficacy of Silexan in subthreshold anxiety: meta-analysis of randomised, placebo-controlled trials, Eur. Arch. Psychiatry Clin. Neurosci. 269 (2019) 183–193. https://doi.org/10.1007/s00406-017-0852-4.
  3. Hilft Melatonin bei Schlafstörungen?, ZFA Online (2019).
  4. Geisslinger, M. G. (2020). Mutschler Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH.
  5. Neubeck, M. (5., überarbeitete Auflage 2021). Evidenzbasierte Selbstmedikation. Deutscher Apotheker Verlag.
  6. Oliver Grundmann, J. W. (12. 11 2008). Anxiolytic Activity of a Phytochemically Characterized Passiflora incarnata Extract is Mediated via the GABAergic System. Planta Med, S. 1769-1773. doi:10.1055/s-0028-1088322
  7. (2009). S3-Leitlinie - Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Springer-Verlag. doi:10.1007/s11818-009-0430-8
  8. S1 Leitlinie Nichtorganische Schlafstörungen AWMF-Registernr. 028/012, 2018
  9. S2k Leitlinie Insomnie bei neurologischen Erkrankungen; AWMF-Registernr. 030/045, 2020
  10. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 27, Oktober 2005, Schlafstörungen Robert Koch Institut
  11. WHO Monographs on Selected Medicinal Plants - Volume 1. Essential Medicines and Health Products Information Portal, http://apps.who.int/medicinedocs/en/d/Js2200e/29.html; aufgerufen am 4. Dezember 2017
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