
Aufgrund steigender Infektionszahlen und neuer Virusvarianten wie Omikron, soll die Impfkampagne sowohl in Bezug auf die Grundimmunisierung als auch Booster-Impfung gegen das Coronavirus weiter verstärkt werden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) sprach sich Mitte November 2021 für eine Auffrischungsimpfung bei allen Personen unter 18 Jahren aus. Diese soll im Abstand von sechs Monaten zur letzten Dosis der Grundimmunisierung erfolgen. Ziel ist es, dem nachlassenden Impfschutz entgegenzuwirken sowie die Übertragung von SARS-CoV-2 zu verringern. In Anlehnung an den Zeitpunkt der Booster-Impfung wird nun diskutiert, ob die Gültigkeit der digitalen Impfzertifikate verkürzt werden soll.
Begrenzung der Gültigkeit auf 9 Monate
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informierte auf einer digitalen Veranstaltung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) darüber, dass die Gültigkeit der digitalen COVID-19-Impfzertifikate angepasst werden könnte. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der Impfschutz nach einigen Monaten nachlässt. Daher solle das digitale Zertifikat an die tatsächliche Schutzwirkung angepasst werden.
EU-weite Regelung
Auch die EU-Kommission hatte bereits eine Verkürzung des Gültigkeitszeitraums der Impfzertifikate von zwölf auf neun Monate vorgeschlagen. Dies berücksichtige die Leitlinien des »Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)« für die Verabreichung von Booster-Impfungen in einem Abstand von sechs Monaten zur ersten Impfserie. Zusätzlich sei ein Zeitraum von drei Monaten angerechnet, in dem die nationalen Impfkampagnen angepasst und der Zugang zu den Booster-Impfungen verbessert werden könne.
Didier Reynders, Kommissar für Justiz, erklärte hierzu: „Angesichts der jüngsten Entwicklungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse schlagen wir eine neue Empfehlung vor, die noch vom Rat anzunehmen ist. (…) Unser Hauptziel ist es, EU-weit abweichende Maßnahmen zu vermeiden. Dies gilt auch für die Frage der Booster-Impfungen, die einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung des Virus leisten werden.“
Auffrischimpfungen für alle ermöglichen
Spahn erklärte ebenfalls, dass er eine EU-weit abgestimmte Regelung zur Geltungsdauer der Impfzertifikate anstrebe. Die Verkürzung werde jedoch nicht „über Nacht“ erfolgen. "Wir werden das so machen, dass jeder seine Auffrischimpfung hat kriegen können, um das Zertifikat zu verlängern."
Impfpflicht oder flächendeckende 2G-Regelung
Der Gesundheitsminister rief auf der digitalen Veranstaltung des BMG erneut zur COVID-19-Impfung auf, erklärte aber auch, er sei in Bezug auf die Impfpflicht skeptisch. Eine Alternative, die zu diskutieren sei, könne eine durchgängige 2G-Regelung (geimpft, genesen) für alle Lebensbereiche mindestens über das gesamte Jahr 2022 sein. „Wenn du irgendwie mehr tun willst als dein Rathaus oder deinen Supermarkt besuchen, dann musst du geimpft sein.", könnte eine Ansage sein, so Spahn. "Wir sehen ja alle, was los ist in diesem Land, weil elf Millionen Erwachsene sich haben noch nicht überzeugen lassen. Und darunter leiden jetzt alle."
Impfstoffversorgung sei gesichert
Derzeit werden Impfstoffbestellungen für Comirnaty von BioNTech/Pfizer noch kontingentiert und es kam bereits zu Kürzungen georderter Impfstoffdosen. Spahn erklärte jedoch, die Impfstoffversorgung sei auch dann gesichert, falls sich die Omikron-Variante in Europa ausbreite. Für die kommenden beiden Jahre seien zwei Milliarden Impfstoffdosen bestellt.
Anpassung der Impfstoffe umsetzbar
"Wir haben Produktionskapazitäten, falls man den Impfstoff anpassen müsste. Das ist genug, um Europa fast fünf Mal zu impfen.", so der Gesundheitsminister. Der Impfstoffhersteller BioNTech kündigte bereits an, seinen mRNA-Impfstoff innerhalb von sechs Wochen anpassen zu können. Moderna führt bereits klinische Studien an multivalenten Booster-Impfstoffen mit Spikevax durch, die auch Mutationen adressieren, die in der Omikron-Variante vorkommen. Untersuchungen zur Wirksamkeit der in Deutschland zugelassenen COVID-19-Impfstoffe gegen die neue Virusvariante sind ebenfalls gestartet. Lothar Wieler, Präsident des RKI betonte, dass Geimpfte schon einen gewissen Schutz gegenüber neuen Varianten hätten, auch wenn der Grad der Wirksamkeit der Impfstoffe gegenüber Omikron derzeit noch nicht klar sei.