
Wenig Studien zu Onychomykosen bei Diabetes
Mit einer Prävalenz von 23% bzw. 22% in der Allgemeinbevölkerung sind Pilzinfektionen der Nägel (Onychomykosen) und der Füße (Tinea pedis) häufige Krankheitsbilder. Neben dem männlichen Geschlecht, einem höheren Lebensalter und Gefäßerkrankungen gilt auch der Diabetes mellitus als prädisponierender Faktor – wahrscheinlich aufgrund der gestörten Wirtsabwehr im Zusammenhang mit chronischer Hyperglykämie, autonomer Neuropathie und peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Studien, die sich mit Onychomykosen und Tinea pedis bei der Stoffwechselerkrankung befassen, existieren jedoch kaum.
Patienten mit Diabetes und Verdacht auf Onychomykose
Um die Prävalenz beider Mykosen und die mit dieser Infektion verbundenen Risikofaktoren bei Patienten mit Diabetes zu bestimmen, untersuchten Professor Dr. Javier Aragón-Sánchez vom La Paloma Hospital in Las Palmas de Gran Canaria (Spanien) und Team daher in ihrer retrospektiven Studie insgesamt 101 erwachsene Patienten mit Diabetes und Verdacht auf Onychomykose, die eine ambulante endokrinologische Sprechstunde aufgesucht hatten. Von diesen wurden 43 anschließend im Krankenhaus San Jorge, Huesca, und 58 im Krankenhaus San Pedro, Logroño, weiter behandelt. Dort wurden verschiedene Verfahren für die Onychomykose kombiniert, da es keinen einzelnen Standardtest gibt:
- Direkte Untersuchung in Kaliumhydroxid
- Bebrüten in Sabouraud- und Dermatophyten-Testmedium
- Bei 58 Patienten: Analyse mittels periodischer Säure-Schiff-Färbung und direkter Fluoreszenzmikroskopie mit Calcofluorweiß.
Durch die Kombination sollten Sensitivität und Spezifität erhöht werden.
Häufigster Dermatophyt: Trichophyton rubrum
Nur bei 41 (40,6%) der 101 untersuchten Patienten lag tatsächlich eine Onychomykose vor, wobei die Diagnose bei 28 Proben auf Grundlage von Kulturen gestellt worden waren. Von den 28 isolierten Erregern waren 50% Dermatophyten und 50% Hefen:
- Trichophyton rubrum (10 Patienten, 36%)
- Candida parapsilosis (7 Patienten, 25%)
- Trichophyton mentagrophytes (4 Patienten, 14,2%)
- Candida glabrata (4 Patienten, 14,2%)
- Candida albicans (2 Patienten, 7%)
- Candida krusei (1 Patient, 3,6%)
Schimmelpilze wurden in dieser Studie nicht gefunden.
Eine Tinea pedis fanden die spanischen Wissenschaftler nur bei 11 Patienten (10,9%) – ein Beweis dafür, dass eine Onychomykose nicht zwingend mit einer Tinea pedis verbunden sein muss.
Assoziation von Tinea pedis und Myokardinfarkt
Anders als in der Literatur beschrieben fanden Aragón-Sánchez und Team bei den von ihnen untersuchten Patienten mit Diabetes keinen Zusammenhang zwischen Mykose und Geschlecht, Alter, metabolischem Syndrom oder HbA1c >7 %. Die einzige signifikante Variable, die in der univariaten Analyse (statistische Auswertung eines Merkmals) mit einer Onychomykose assoziiert war, war der neuroischämische Fuß (P < 0,01). Im multivariaten Modell (Untersuchung mehrerer statistischer Variablen) fanden die Wissenschaftler zudem signifikante Zusammenhänge zwischen positivem Befund einer Tinea pedis sowie vorangegangenen Myokardinfarkt (p<0,01; Odds Ratio [OR] 84,2; Konfidenzintervall [KI]: 6,8 bis 1036,4) und neuroischämischen Fuß (p<0,01; OR 13,7; KI 12,6 bis 71,6).
Limitationen der Onychomykose-Studie
„Diese Ergebnisse zeigen, dass die klinische Diagnose bei Menschen mit Diabetes mellitus eine geringe Genauigkeit aufweist und dass die Diagnose nicht allein auf klinischen Merkmalen der Zehennägel beruhen sollte,“ schlussfolgern die Autoren. Denn obwohl bei allen Patienten ein klinischer Verdacht auf Onychomykose bestand, wurde diese Diagnose bei weniger als der Hälfte (40,6%) bestätigt. Allerdings weist die vorliegende Studie einige Einschränkungen auf:
- Retrospektiver Ansatz
- Fehlen einer Kontrollgruppe
- Wenig Studienteilnehmer: beispielsweise beruht die Assoziation der interdigitalen Tinea pedis mit Myokardinfarkt auf 11 Patienten. Es müssen daher weitere Studien folgen, um eine Aussage hierzu treffen zu können.
- Nicht repräsentativ: die Studienteilnehmer waren hauptsächlich Patienten mittleren Alters mit Typ-2-Diabetes. Onychomykosen und Tinea pedis bei Patienten mit Typ-1-Diabetes oder jüngeren Patienten könnten jedoch eine andere Häufigkeit oder eine andere ätiologische Ursache haben.
- Durchführung der histologischen Diagnose, welche die besten Ergebnisse für die Diagnose der Onychomykose lieferte, und die Untersuchung mit Calcofluorweiß nur bei 58 Patienten. Grund hierfür ist, dass Patienten aus zwei verschiedenen Krankenhäusern mit unterschiedlichen Ansätzen in die Studie aufgenommen wurden.