WHO erklärt Affenpocken-Ausbruch zur Notlage

Die Weltgesundheitsorganisation hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 70 Ländern als gesundheitliche „Notlage internationaler Tragweite“ eingestuft. Eine Notlage von internationaler Tragweite ist die höchste Gefahrenstufe, die die WHO aufgrund einer länderübergreifenden Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Praktische Folgen gibt es nicht.

WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 70 Ländern zu einer gesundheitlichen „Notlage von internationaler Tragweite“ (GNIT) erklärt. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag bei einer Pressekonferenz in Genf bekannt [1]. Dies ist die höchste Alarmstufe, über die die WHO verfügt, praktische Folgen hat die Entscheidung jedoch nicht. Vielmehr soll sie die Regierungen der Mitgliedsländer zu ausbrucheindämmenden Maßnahmen bewegen. Weitere Ziele sind, Ärzte und Klinikpersonal bei Verdachtsfällen für das Ergreifen von Schutzmaßnahmen zu sensibilisieren und die Bevölkerung aufzuklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.

Ghebreyesus hat die Entscheidung gegen die Mehrheit der beratenden Experten getroffen. Neun Komiteemitglieder hätten sich dagegen ausgesprochen, sechs dafür.

Mehr als 2000 Fälle in Deutschland

Bei der ersten Dringlichkeitssitzung zum Affenpocken-Ausbruch im Juni entschied sich der Notfall-Ausschuss der WHO einvernehmlich gegen diese Einstufung. Die Infektionszahlen hätten den erforderlichen Schwellenwert noch nicht erreicht. Das hat sich nun geändert. Ghebreyesus sprach von mehr als 16.000 bestätigten Fällen in 75 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten, zudem von fünf Todesfällen.

In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus schon früher Infektionen beim Menschen verursacht hat, waren es über 240 Fälle. Für Deutschland sind 2268 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt worden (Stand 22. Juli 2022) [2].

Notlage für Affenpocken, COVID-19 und Polio

Aktuell gibt es drei Notlagen internationaler Tragweite. Neben Affenpocken wurden ein internationaler Gesundheitsnotstand 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie und 2014 wegen Polio-Ausbrüchen ausgerufen. Bereits abgeschlossen sind die Notlagen aufgrund der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und den Ebola-Ausbrüchen (2014–2016 und 2019).

Autor:
Stand:
25.07.2022
Quelle:
  1. Weltgesundheitsorganisation (WHO), Pressekonferenz: WHO Director-General’s statement at the press conference following IHR Emergency Committee regarding the multi-country outbreak of monkeypox; 23. Juli 2022.
  2. Robert Koch-Institut (RKI), Internationaler Affenpocken-Ausbruch: Fallzahlen und Einschätzung der Situation in Deutschland; 22. Juli 2022.
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