
Hintergrund
Die meisten Affenpocken-Infektionen sind durch typische Hautausschläge gekennzeichnet. In einer aktuellen Kohortenstudie aus Frankreich wurden jetzt drei asymptomatische Männer einer Hauptrisikogruppe beschrieben, die keine anorektalen Hautläsionen aufwiesen, aber positive Ergebnisse bei den MPXV-Polymerase-Kettenreaktionstests (PCR) zeigten.
Dies wirft die Frage auf, ob Affenpocken asymptomatisch verlaufen können und eine Übertragung des Affenpockenvirus auch ohne Hauteffloreszenzen möglich ist. Die Ergebnisse der Studie wurden in den Annals of Internal Medicine publiziert.
Methodik
In Frankreich rät man Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), sich regelmäßig auf Neisseria gonorrhoeae (N. gonorrhoeae) und Chlamydia trachomatis (C. trachomatis) untersuchen zu lassen. HIV-Infizierten und Personen, die eine HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) betreiben, wird dies alle drei Monate empfohlen. Im Rahmen dieses Screening-Programms ergab sich die Möglichkeit, Analabstriche retrospektiv auf das Affenpockenvirus zu untersuchen. Unter der Leitung von Charlotte Charpentier vom Bichat-Claude Bernard Hospital in Paris analysierten Wissenschaftler anorektale Proben von 200 Patienten, bei denen weder C. trachomatis oder N. gonorrhoeae noch suspekte anale Läsionen nachgewiesen worden waren.
Ergebnisse
Bei den 200 untersuchten anorektalen Abstrichen fiel die MPXV-spezifische PCR bei 13 Patienten (6,5%) positiv aus. Von den positiv getesteten Personen lebten acht mit HIV. Bei keinem der Männer war eine Analinfektion sichtbar. Die Betroffenen wurden kontaktiert und von dem Befund in Kenntnis gesetzt. Keiner der Männer äußerte Symptome, die auf eine MPXV-Infektion hingedeutet hätten. Zwei von ihnen stellten sich später in der Klinik vor: Mann 1 mit analem Ausschlag, Mann 2 mit Pharyngitis und Fieber ohne Anorektal-Symptomatik.
Im analen Initialabstrich von Mann 1 wurde ein Ct-Wert von 20,7 detektiert. Sieben Tage später mit anorektalem Ausschlag lag dieser bei 33. Der niedrige Wert in der asymptomatischen Phase deutet auf eine hohe Infektiosität hin. Mann 2 hatte mit 38,2 im initialen Analabstrich einen relativ hohen Ct-Wert, was für eine geringere Infektiosität spricht. Während der Pharyngitis war der Ct-Wert im Rachenabstrich mit 24 eher niedrig.
Fazit
Die Studie dokumentiert positive MPXV-PCR-Ergebnisse aus anorektalen Proben bei asymptomatischen MSM. Ob dies auf eine Virusausscheidung hindeutet, die zu einer Übertragung führen kann, ist nicht bekannt. Sollte dies der Fall sein, reicht die Praxis der Ringimpfung nach einer Exposition bei symptomatischen Personen mit wahrscheinlicher oder bestätigter MPXV-Infektion möglicherweise nicht aus, um die Ausbreitung der Affenpocken einzudämmen, so die Überlegungen der Studienautoren. In den jüngsten französischen Empfehlungen wird eine Affenpocken-Impfung für alle Männer mit mehreren gleichgeschlechtlichen Partnern empfohlen.