Läuse

Bei Läusen wird zwischen unterschiedlichen Erregern unterschieden. So befällt die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) den Kopfbereich, die Filzlaus (Phthirus pubis) die Anogenitalregion und die in der Kleidung sitzende Kleiderlaus (Pediculus vestimentorus bzw. Pediculus humanus humanus) den gesamten Körper, insbesondere Arme und Beine.

Läuse Kind

Definition

Lausbefall gehört zur Gruppe der Epizoonosen, die vorzugsweise Kinder betrifft. Je nach Erregerart befallen die streng humanspezifischen Ektoparasiten den Kopf (Pediculosis humanus capitis), die Anogenitalregion (Phthiriasis pubis) oder den gesamten Körper (Pediculosis vestimentorum), vor allem von Kleidung bedeckte Regionen. Die flügellosen, blutsaugenden Insekten haften sich mit ihren scharfen Krallen an Haaren oder Nähten und Säumen der Wäsche fest, an denen die Weibchen die Eier ablegen. Hauptsymptome sind stark juckende, gerötete Hautveränderungen an den jeweiligen Prädilektionsstellen. Die medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel topisch mit Pedikuloziden, zum Beispiel Permethrin- oder andere Pyrethroidlösungen sowie Dimeticon-haltigen Präparaten. Neben der lokalen Behandlung sind hygienische Maßnahmen wie das sorgfältige Auskämmen der Nissen, die manuelle Entfernung der Blutsauger von Haaren und Kleidungsstücken sowie die Reinigung der Wäsche durch Auskochen oder Desinfektion wichtige therapeutische Werkzeuge.

In den nachfolgenden Kapiteln werden die einzelnen Lausarten getrennt voneinander beschrieben.

Epidemiologie

Lausbefall zählt neben Skabies zu den häufigsten Ektoparasitosen. Die Erkrankung kommt weltweit vor und ist – mit Ausnahme der Kleiderlaus – in allen Ethnien und Kulturkreisen vertreten. Jährlich ist mit einigen hundert Millionen Pedikulosis-Fällen zu rechnen.

Epidemiologie Kopfläuse

Kopfläuse befallen alle Altersgruppen, Kinder sind jedoch am häufigsten betroffen. In Deutschland ist jährlich von 600 bis 1.000 Neuerkrankungen pro 10.000 Kinder auszugehen. Damit ist Pediculosis humanus capitis die häufigste Parasitose im Kindesalter und die zweithäufigste Infektionserkrankung nach den Erkältungskrankheiten. Das Hauptmanifestationsalter liegt zwischen acht und zehn Jahren – noch. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die weit verbreitete Praxis gemeinsamer Selfies den Häufigkeitsgipfel derzeit in höhere Altersgruppen verschieben könnte.

In Mitteleuropa liegt die Prävalenz bei Kindern zwischen 1% und 4%. In ärmeren Regionen von Entwicklungsländern leiden bis zu 40% der allgemeinen Bevölkerung und bis zu 80% der Kinder unter Kopflausbefall. In Haushalten mit hohem Bildungsabschluss kommen Kopfläuse seltener vor als in Familien mit niedrigem Bildungsstand. Ungepflegte Haare und/oder mangelhafte Körperhygiene erhöhen das Erkrankungsrisiko jedoch nicht; auch hilft regelmäßiges Haare waschen nicht vor den lästigen Insekten.

Mädchen sind in allen Kulturkreisen häufiger von Kopfläusen befallen als Jungen. Der Umstand wird mit dem mädchentypischen Sozialverhalten und Tragen längerer Haare begründet. Das Geschlechterverhältnis schwankt regional von 12:1 in der Türkei bis zu 2:1 in Mitteleuropa.

Pediculosis humanus capitis kommt oft als Kleinepidemie in der Familie und speziell in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen vor. Mitunter ist ein Drittel der betreuten Kinder erkrankt.

In Mitteleuropa steigt die Inzidenz von Kopflausbefall nach den Sommerferien an – vermutlich infolge des beengten Zusammenlebens im Urlaub, beispielsweise in Ferienunterkünften, Hotels, Wohnwagen oder Zelten. In den Spätherbst- und Wintermonaten ist eine sinkende Inzidenz zu beobachten, die aber niemals auf Null geht.

Epidemiologie Filzläuse 

Filzläuse kommen in Mitteleuropa relativ häufig vor. Die Parasiten sind primär bei Erwachsenen zu finden, die unter unzureichenden hygienischen Bedingungen und in primitiven Wohnverhältnissen leben.

In Krisen- und Kriegsgebieten häufen sich die Erkrankungszahlen fortlaufend. Kinder sind deutlich seltener betroffen. Männer erkranken häufiger als Frauen.

Epidemiologie Kleiderläuse

Kleiderläuse sind in geordneten sozialen Verhältnissen äußerst selten anzutreffen. Weitaus häufiger finden sie sich in Unterkünften mit schlechten hygienischen Verhältnissen oder bei Menschen in Lebenssituationen ohne Möglichkeit regelmäßiger Kleider- und Körperhygiene. Risikogruppen sind Bewohner von Obdachlosenunterkünften oder überfüllten Flüchtlingsheimen, Menschen ohne festen Wohnsitz sowie Personen in Kriegsgebieten und von Naturkatastrophen betroffenen Regionen. Genaue epidemiologische Zahlen gibt es nicht.

Ursachen

Läuse, die beim Menschen Erkrankungen auslösen, sind streng humanspezifische Ektoparasiten. Läuse aus Tierhabitaten entwickeln sich nicht auf menschlicher Haut. 

Läuse haben an jeder Seite drei Beine, die mit Krallen bzw. Klauen versehen sind. Mit diesen Klammerbeinen können sie hervorragend an Haut oder Haaren anhaften.

Kopfläuse

Kopfläuse sind 2,5-4 mm lang. Ihr einziges Reservoir ist der menschliche Kopf. An diesen hat sich die Kopflaus im Laufe der Zeit stark adaptiert. Mit ihren Krallen kann sie sich sicher am einzelnen Haar festhalten und problemlos darauf bewegen. Auf glatten Flächen fällt ihr das Laufen allerdings schwer.

Kopfläuse vermehren sich über Eier. Weibchen produzieren im Laufe ihres Lebens (ca. drei bis vier Wochen) bis zu 200 Eier. Diese klebt sie mit einer wasserunlöslichen kittähnlichen Substanz aus der Anhangsdrüse des Ovars ans Haar nah am Haaransatz fest. Die Entwicklung bis zur fortpflanzungsfähigen Laus dauert minimal 17 und maximal 21 Tage.

Bei Läusen gibt es kein Larven- oder Puppenstadium. 99% der Nymphen schlüpfen innerhalb von sieben bis neun Tagen und ähneln sofort einer erwachsenen Laus – sie sind aber deutlich kleiner.

Jeweils im Abstand von drei Tagen entwickelt sich das zweite und dritte Nymphenstadium. Spätestens 21 Tage nach der Eiablage bzw. neun Tage nach dem Schlüpfen der Nymphen bevölkern fortpflanzungsfähige Läuse die Kopfhaut. Die Eihüllen (Nissen) bleiben leer am Haar kleben.

Eine Kopflaus braucht alle zwei bis vier Stunden neues Blut. Außerhalb des menschlichen Kopfes ist sie nur kurze Zeit überlebensfähig und nach wenigen Stunden nicht mehr infektiös, beispielsweise wenn sie auf ein Sofa oder Kissen gefallen ist.

Kopfläuse verfügen nur über ein sehr einfaches respiratorisches System. An jeder Längsseite sind sieben Atemöffnungen (Stigmen), die in die Tracheen münden. Von dort werden die Organe mit Sauerstoff versorgt. Nicht benötigte Flüssigkeit wird in Form von Wasserdampf abgegeben. In der Therapie macht man sich die Simplizität der Atemwege zunutze. 

Filzläuse

Filzläuse sind mit 1,5-2 mm Länge kleiner als Kopf- und Kleiderläuse und haben einen breiten trapezförmigen, fast krabbenähnlichen Korpus. Sie können nicht hüpfen, springen oder fliegen. Filzläuse sind explizit an einen Menschen als Wirt gebunden und kommen nicht auf Haustieren wie Hunden oder Katzen vor. Sie benötigen die menschliche Körpertemperatur, um zu überleben. Außerhalb des menschlichen Körpers sterben Filzläuse innerhalb von einem bis vier Tagen ab.

Das Filzlaus-Weibchen legt circa 25 Eier. Diese werden etwas oberhalb des Haaransatzes in der Eihülle ans Haar geklebt. Die Larven schlüpfen innerhalb von sechs bis zehn Tagen. Die Geschlechtsreife ist innerhalb von zehn bis 17 Tagen zu erwarten.

Filzläuse haben einen besonders ausgeprägten Beinapparat. Die beiden hinteren Beinpaare verfügen über stark gewundene Krallen, mit denen sich die Filzlaus am Haar in unmittelbarer Nähe zur Kopfhaut festklammert. Filzläuse präferieren eine lockere, nicht zu dichte Behaarung und apokrine Schweißdrüsen. Ihr bevorzugter Aufenthaltsort ist deshalb die behaarte Scham- und Perianalregion.

Größtenteils verharren sie dort und bewegen sich im Gegensatz zu Kopfläusen kaum. Zudem sind Filzläuse deutlich schlechter zu erkennen als Kopf- und Kleiderläuse. Die Nissen hingegen sind gut zu finden.

Bei starkem Befall wandern Filzläuse auch in andere Körperregionen bzw. werden dorthin verschleppt. Die typischen Hautveränderungen sind dann entlang behaarter Beine, auf Bauch und Brust, in den Achselhöhlen und im Bart sichtbar. Bei Kindern sind Filzläuse vor allem an den Wimpern und Augenbrauen anzutreffen.

Kleiderläuse

Kleiderläuse sind auf den Menschen spezialisierte weiß bis braun gefärbte Blutsauger. Sie sind mit 3-4,5 mm Länge etwas größer als Kopf- und Filzläuse. Ihre hinteren Beinpaare sind weniger stark eingekerbt als die der anderen beiden Lausarten.

Die Weibchen können bis zu 40 Tage alt werden. Pro Tag legen sie etwa zehn Eier. In den Nissen werden sie rosenkranzförmig an die inneren Kleidersäume und Nähte geklebt. Bis zur adulten Kleiderlaus vergehen günstigstenfalls zwei Wochen. Geschlechtsreife erwachsene Tiere sind extrem zäh und können bei 25 °C bis zu vier Tage ohne Futter überleben.

Kleiderläuse halten sich vorzugsweise in getragener Kleidung auf, sind aber auch am Körper an behaarten Stellen zu finden. Sie sitzen vornehmlich am Kopfhaar und befallen in unmittelbarer Nähe Ohrmuscheln, Stirn und Wangen. Von dort wandern sie ähnlich wie ein Floh weiter zur nächsten Körperregion. Die Stiche sieht man als kleine rote, oft juckende Schwellungen.

Kleiderläuse sind vielfach mit Kopf- und Filzläusen vergesellschaftet.

Übertragung

Die Übertragung von Läusen erfolgt direkt von Mensch zu Mensch. Je nach Lausart beispielsweise von Haar zu Haar oder über Geschlechtsverkehr.

Kopfläuse

Kopfläuse werden durch direkten Kontakt der Haare zweier Personen weitergegeben. Personen mit langen Haaren sind bevorzugt betroffen. Bei sehr engem Kontakt der Haare sind die Insekten in kürzester Zeit auf die nächste Person übergegangen. Bei Haarkontakt über längere Zeit, zum Beispiel beim gemeinsamen Schlafen in einem Bett, wechseln Kopfläuse innerhalb von wenigen Stunden mehrfach ihren Wirt.

Beim Übergang von einem Kopf auf den nächsten hält sich die Kopflaus mit einigen ihrer Krallen an einem Haar fest. Mit den übrigen greift sie nach dem Haar der anderen Person. Ältere Nymphen und adulte Läuse nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um den Wirt zu tauschen.

Die Übertragung von Kopfläusen über Textilien wie Mützen und Schals oder anderen Oberflächen wie Tischen, Sofas und Fußböden spielen infektionsepidemiologisch nur eine untergeordnete Rolle.

Dennoch ist es im Einzelfall möglich, dass Kopfläuse durch gemeinsam benutzte Haarutensilien wie Kamm, Bürste und Haarschmuck, Kopfhörer oder kopfbedeckende Textilien bzw. Fahrradhelme weitergegeben werden.

Cave: Kopfläuse können passiv Staphylokokken und Streptokokken übertragen, beispielsweise nach Kontakt mit einer Eiterpustel.

Filzläuse

Filzläuse werden meist durch direkten intimen Kontakt wie etwa beim Geschlechtsverkehr weitergegeben. Sie sind häufig mit anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen assoziiert. Kinder erkranken eher selten daran – wenn dann stecken sie sich vornehmlich bei den Eltern über kontaminierte Bettwäsche oder Handtücher an. Eine unmittelbare Transmission durch gemeinsame Benutzung von Matratzen, Wäsche oder Betten ist als Übertragungsweg jedoch vernachlässigbar.

Cave: Bei pädiatrischem Filzlausbefall immer an sexuellen Missbrauch denken.

Übertragung Kleiderläuse

Kleiderläuse werden durch Körperkontakt, Schlafen in gemeinsamer Bettwäsche oder über benutzte Kleidung übertragen. Für eine Infestation sind schlechte hygienische Verhältnisse maßgebend.

Cave: Kleiderläuse sind als Vektoren unterschiedlicher Erreger gefürchtet. Sie können bei der Nahrungsaufnahme Rickettsien und Borrelien aufnehmen. Nach enteraler Vermehrung werden diese über den Kot ausgeschieden und über Kratzeffekte auf den Menschen übertragen. Typische so entstehende Krankheitsbilder sind epidemisches Rückfallfieber (Borrelia recurrentis), Fleckfieber (Rickettsia prowazekii) und Wolhynisches Fieber (Bartonella quintana).

Pathogenese

Zum eigenen Überleben benötigen Läuse Blut. Das saugen sie aus den Hautkapillaren, indem sie mit ihrem Stechrüssel Speichel in die Kopfhaut injizieren. Der Speichel enthält unter anderem blutgerinnungshemmende Substanzen, die allergenes Potenzial besitzen. Das Eindringen der Speicheldrüsensekrete in den menschlichen Organismus induziert eine verzögerte Immunantwort. Die Immunreaktion zeigt sich in Form eines Hautausschlags.

Symptome

Lausbefall verursacht in aller Regel erythematöse Hautveränderungen. An den Prädilektionsstellen finden sich rote Papeln und Quaddeln, die mitunter heftig jucken. Kratzen verursacht Exkoriationen und epidermale Krusten.

Infolge Pruritus-induzierter Kratzeffekte können Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Streptokokken in die Haut eindringen und zu regionalen Lymphadenopathien führen.

Cave: Infektionen mit Streptokokken bergen das Risiko einer Glomerulonephritis, Endokarditis und/oder Sepsis.

Symptome Kopfläuse

Bei Erstinfestation wird der Kopflausbefall oft erst nach vier bis sechs Wochen bemerkt, bei einer Reinfestation bereits nach 24 bis 48 Stunden. Dies wird als Hinweis auf eine Immunreaktion der Haut gegen Läusespeichelenzyme gewertet. Durch die lange Inkubationszeit bei der Erstinfestation können bereits vor Auftreten von Symptomen Kopfläuse auf andere Personen übertragen werden.

Wichtigstes hinweisgebendes Symptom bei Pediculosis humanus capitis ist Juckreiz. Betroffene kratzen sich auffallend häufig am Kopf und retroaurikulär, selten auch im Schambereich. Die Kinder schlafen schlecht, da der Juckreiz typischerweise in der Nacht zunimmt. Tagsüber führt der Schlafmangel zu Unkonzentriertheit und Müdigkeit.

Pruritus entwickelt sich aber nur bei 14-36% aller Infestierten. Die meisten Patienten mit Kopfläusen haben keinerlei Beschwerden. Bei fehlendem Juckreiz wird ein Kopflausbefall nur zufällig entdeckt, beispielsweise wenn eine Kopflaus nach dem Waschen der Haare ins Waschbecken fällt oder auf einem Handtuch sichtbar wird.

Eine Ekzematisierung von Kopfhaut und/oder Nackenbereich weist ebenso wie eine generalisierte juckende Dermatose auf einen schon länger anhaltenden Kopflausbefall hin.

Symptome Filzläuse

Filzläuse machen sich in der Regel drei bis sechs Tage nach der Infestation mit leichtem, manchmal stark brennendem Juckreiz bemerkbar. Nächtliche Bettwärme verschlimmert den Pruritus. Am Morgen zeigen sich die Stiche als unscharf begrenzte linsen- bis fingernagelgroße, schiefergraue bis stahlblaue Hautverfärbungen, sogenannte Taches bleues bzw. Maculae coeruleae. Die Flecken sind Folge winziger Hämorrhagien mit intrakutanen, von Läusespeichelsekreten hervorgerufenen Einlagerungen von Hämoglobinabbauprodukten.

Der ausgeprägte Juckreiz führt rasch zu Kratzdefekten, vor allem in der Schamregion oder an anderen befallenen Körperteilen. Diese können sich leicht entzünden.

Die Filzläuse selbst sind wie die Nissen aufgrund ihrer Unbeweglichkeit nur schwer zu erkennen. Erst nach längerem Hinsehen, ggf. unter Zuhilfenahme einer Lupe, fallen kleine dunkle Punkte auf. In heller Unterwäsche finden sich manchmal rostbraune Flecken, die vom Kot der Tiere ausgehen.

Hinweis: Bei Kindern sind Filzläuse bevorzugt an Wimpern und Augenbrauen (Phthiriasis palpebrarum) anzutreffen. Typische Symptome sind Augenreizungen, -brennen und -jucken.

Symptome Kleiderläuse

Wie bei allen anderen Läusen reagiert die Haut auch auf die Stiche von Kleiderläusen. Das Speichelsekret der Läuse führt zu erythematösen urtikariellen Papeln und Quaddeln mit zentraler Hämorrhagie. Hinweisgebend ist der außergewöhnlich starke Juckreiz. Prädilektionsstellen sind die periaxilläre und genitoanale Region sowie der Bereich von Rock- und Hosenbund. Der sehr starke Pruritus führt zu unzähligen strichförmigen Kratzeffekten, die nicht selten sekundär impetignisieren, hyperpigmentieren und lichenifizieren. Typischerweise werden die Kratzeffekte von hellen Narben mit umgebender Hypo- und Depigmentierung (sogenannte Vagantenhaut bzw. Cutis vagantium) begleitet.

Bei schwerem Befall sind Abszesse, eine generalisierte Dermatitis und eine schmerzhafte Begleit-Lymphadenitis zu beobachten.

Diagnostik

In der Regel wird Läusebefall klinisch diagnostiziert. Bei positivem Lausbefund sollten grundsätzlich alle Familienmitglieder und Kontaktpersonen, unabhängig von Symptomen, mituntersucht werden.

Diagnose Kopfläuse

Bei Verdacht auf Pediculosis humanus capitis wird die behaarte Kopfhaut gründlich inspiziert. Zudem wird an den Haarschaften nach Nissen bzw. Läusen gesucht. In Mitteleuropa finden sich auf Kinderköpfen oft weniger als zehn Kopfläuse. Bei verwahrlosten Kindern und in Entwicklungsländern tummeln sich nicht selten mehrere hundert Tierchen auf einem Kinderkopf.

Inspektion der Kopfhaut

Die Verdachtsdiagnose wird durch das Vorhandensein von Eiern, Nymphen und adulten Läusen gesichert. Häufig gelingt der Nachweis von entwicklungsfähigen grau-bräunlichen Eiern, die knospenartig am Haar nah des Haaransatzes kleben und mit einem Deckelchen verschlossen sind. Nymphen sind bei einer Größe von 1-3,5 mm und der meist transparenten oder hautfarbenen Chitinhülle mit bloßem Auge und ohne Lupe kaum zu erkennen. Eine aktive Infestation ist sicher, wenn adulte Läuse oder embryonierte Eier gesichtet werden.

Das alleinige Vorhandensein von Eihüllen (Nissen) ist kein sicheres Indiz für aktiven Kopflausbefall, weist aber auf eine frühere Infestation hin. Nissen kleben in einem spitzen Winkel am Haar, haben eine ovale Form und lassen sich – selbst mit einem Lauskamm – nur schwer entfernen. Artefakte wie Schuppen, eingetrocknete Reste von Haargel oder Haarspray sowie Haarhülsen zeigen dagegen eine unregelmäßige Form und sind leicht abzustreifen.

Auskämmen

Neben der visuellen Inspektion der Kopfhaut ist das feuchte Auskämmen der Haare eine diagnostisch validierte Methode, um eine aktive Infestation zu erkennen. Diese Maßnahme ist mit einer Sensitivität von 91% der einer visuellen Inspektion (29%) überlegen. Aus zeitlichen Gründen lässt sie sich aber kaum in der Kinderarztpraxis realisieren.

Vor dem Auskämmen sollte das Haar vorab möglichst mit einer handelsüblichen Pflegespülung befeuchtet werden. Anschließend werden mit einem normalen Kamm Strähnen abgeteilt. Diese wiederum kämmt man einzeln mit einem sogenannten Lauskamm bzw. Läusekamm vom Haaransatz zu den Haarspitzen aus. Lauskämme sollten einen Zinkenabstand von weniger als 0,3 mm haben und über parallele Zinken aus hochwertigem Kunststoff oder Metall verfügen. Die an den Zinken haftende Pflegespülung wird auf einem weißen Tuch oder Küchenkrepp ausgestrichen. Dabei werden erfasste Kopfläuse sichtbar. Das Auskämmen hat sich zudem als therapeutische, besonders ungiftige Maßnahme etabliert.

Diagnose Filzläuse

Phthiriasis pubis wird wie Pediculosis humanus capitis üblicherweise blickdiagnostisch ermittelt. Bei der Inspektion sollten vor allem die Prädilektionsstellen inspiziert werden, also die genitoanale behaarte Region sowie Brust-, Bauch- und Achselbehaarung. Im befallenen Bereich sind neben Eiern, Nissen und lebenden adulten Läuse zuweilen auch die charakteristischen Filzlausstiche als blaue Flecken erkennbar. Eine Lichtquelle und/oder Lupe helfen bei der Diagnose. Der Nachweis der Filzläuse erfolgt mikroskopisch.

Die Diagnose gilt als gesichert, wenn lebende Läuse oder lebensfähige Eier gefunden werden. Nasses Auskämmen verbessert die Zuverlässigkeit der Diagnose.

Leere Eihüllen sind kein eindeutiges Indiz für einen aktiven Befall, zeigen aber eine vormalige Infestation an.

Diagnose Kleiderläuse

Die Diagnose von Pediculosis corporis bzw. Pediculosis vestimentorum wird ebenfalls per Auge gestellt. Als gesichert gilt ein Kleiderlausbefall, wenn adulte Läuse und Nissen in den Innennähten von Kleidung, hauptsächlich der Unterwäsche, nachgewiesen werden können. Nach dessen Entdeckung werden sie mit einer Pinzette entfernt und unter einem Vergrößerungsglas betrachtet.

Hinweisgebende Befunde sind Exkoriationen und braune Hyperpigmentierungen als typisches Hautbild einer Cutis vagantinum.

Therapie

In der Therapie von Läusen haben sich unterschiedliche therapeutische Ansätze bewährt, vor allem die:

  • mechanische Entfernung mittels Lauskamm (Bug Busting)
  • topische Anwendung eines Pedikulozids (neurotoxisch, physikalisch oder auf pflanzlicher Basis)
  • orale Behandlung (Ivermectin)

Nach derzeitigem Erkenntnisstand sollten mechanische, chemische und physikalische Wirkprinzipien kombiniert werden, um synergistische Effekte zu nutzen. Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sowie beim MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) oder einer Allergie gegen Chrysanthemen ist es sinnvoller, Läuse nur rein mechanisch zu entfernen.

Pedikulozide Substanzen töten nicht zuverlässig alle Eier beim ersten Mal. Zudem können in Abhängigkeit vom Mittel und dessen Anwendung Larven nach der Erstbehandlung nachschlüpfen. Deshalb ist es zwingend notwendig, die Therapie innerhalb eines engen Zeitfensters zu wiederholen (bei Kopfläusen an Tag 8, 9 oder 10, optimal: Tag 9 oder 10). Dieser enge zeitliche Rahmen sollte eingehalten werden, weil Larven bis zum 7./8. Tag nachschlüpfen und junge Weibchen bereits ab dem 11. Tag neue Eier ablegen können.

Bei Lausbefall gilt generell, dass nur Personen mit aktiver Infestation behandelt werden. Mitunter sind das neben den erstdiagnostizierten Familienmitgliedern auch Kontaktpersonen, die im gleichen Haushalt oder Umfeld leben. Ein ausschließlicher Befall von Nissen bedarf keiner Therapie.

Cave: Als obsolet gelten die Behandlung mit Heißluft (Föhn, Saunabesuche) und das Auftragen von fettigen Substanzen wie Mayonnaise.

Therapie Kopflausbefall – Auskämmen

Die mechanische Behandlung von Kopfläusen mittels Lauskamm gehört zu den ältesten Methoden, um die lästigen Tierchen loszuwerden. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt vier Sitzungen an den Tagen 1, 5, 9 und 13 sowie eine Überprüfung an Tag 17. Damit wirklich alle Parasiten sicher entfernt werden, wird in vielen Kinderarztpraxen jedoch geraten, das Auskämmen vier Wochen lang zwei Mal pro Woche zu wiederholen. Für diese Methode ist eine sehr gute Compliance des Patienten und der behandelnden Person (meist Mutter/Vater) Voraussetzung. Aufgrund des zeitlichen Aufwands ist sie vor allem in Familien mit mehreren Kopflaus-Patienten nur bedingt praktikabel.

Lauskämme gibt es mit unterschiedlichen Zinken. Stahlzinken eignen sich für alle Haartypen. Diese können auch Strähnen mit sehr langem und dickem Haar durchkämmen. Kunststoffzinken sind vorzugsweise bei besonders kurzem, sehr feinem Haar zu empfehlen. Häufig wird das Auskämmen mit einer der Lokalbehandlungen kombiniert.

Bug Buster Kit

Die Deutsche Pediculosis Gesellschaft empfiehlt zum Auskämmen das sogenannte Bug Buster Kit. Das Set enthält neben einer ausführlichen Anleitung mehrere feinzinkige Kunststoffkämme, ein Folienumhang und Aufkleber. Zusätzlich werden lediglich ein handelsübliches Shampoo und eine Haarpflegespülung benötigt. Das Auskämmen sollte mindestens vier Mal in zwei Wochen wiederholt werden.

Therapie Kopflausbefall – Topische Behandlung

Topische Mittel zur Kopflausbehandlung sollten eine Zulassung nach § 18 IfSG und eine Arzneimittelzulassung haben.

Hierzulande kann man zwischen neurotoxischen, auf Pflanzenbasis wirksamen und physikalischen Pedikuloziden wählen. Um deren Wirksamkeit zu verbessern, werden teilweise Hilfsstoffe hinzugefügt.

Neurotoxisch wirkende Pedikulozide

In Deutschland erhältliche neurotoxisch wirkende Pedikulozide sind Insektizide auf der Basis von:

  • Pyrethrum (natürlicher Chrysanthemenextrakt)
  • Organophosphaten (Malathion)
  • Carbamaten (Carbaryl)
  • synthetischen Pyrethroiden (Allethrin, Permethrin und Pyrethrum)

Viele Experten bewerten den Einsatz dieser Pedikulozide nicht ganz unkritisch. Einerseits hat die massenhafte Anwendung dieser Wirkstoffe weltweit zur Entwicklung resistenter Parasitenpopulationen beigetragen; andererseits gibt es toxikologische Argumente, die gegen diese Wirkstoffe sprechen. Dazu gehören insbesondere:

  • Pyrethroide: Diese wirken nicht nur lokal, sondern werden inkl. der enthaltenen Zusatz-/Hilfsstoffe dermal resorbiert.
  • Pyrethrum und Pyrethroide: Diese sind allergiefördernd und können eine existierende Allergie auf Chrysanthemen potenzieren.
  • Eine akzidentelle orale Aufnahme kann neurologische Komplikationen wie Paralyse und Polyneuropathie auslösen.
  • Neurotoxisch wirkende Pedikulozide stehen unter dem Verdacht, das Leukämierisiko zu erhöhen.

Cave: γ-Hexachlorcyclohexan (Lindan) darf aufgrund seiner Kanzerogenität und toxischen Wirkung auf Nerven und Leber gemäß einer Verordnung des Europäischen Parlaments (Nr. 850/2004) seit dem 01. Januar 2008 nicht mehr angewendet werden.

Pedikulozide auf pflanzlicher Basis

Pedikulozide auf pflanzlicher Basis enthalten typischerweise ätherische Öle (komplexe Einzelstoffmischungen aus Neem-, Teebaum-, Anis- oder Kokosöl), mit oder ohne pflanzliche Fettsäuren. Die Studienlage weist allerdings beträchtliche Lücken auf. Klinische Studien zur Untermauerung der Wirksamkeit gibt es lediglich für zwei Produkte: das auf Anis- und Kokosöl basierende Paranix und Licener, ein Präparat mit einem Extrakt aus Samen des Neembaums (indischer Flieder). Letzteres ist jedoch nicht ganz unproblematisch. Zum einen wurde die Zusammensetzung mehrfach geändert, zum anderen erscheint das physikalische Wirkprinzip nur wenig plausibel. Vielmehr lassen diverse Insektenspezies eine toxische Wirksamkeit von Neembaum-Extrakten vermuten.

Darüber hinaus birgt eine Vielzahl ätherischer Öle ein nicht zu unterschätzendes Allergiepotenzial. Andere wirken hautirritierend. Auch eine von vielen Herstellern propagierte Präventivwirkung ist nicht durch geeignete Studien belegt.

Physikalisch wirkende Pedikulozide

Physikalisch wirkende Pedikulozide werden von den meisten Dermatologen und Kinderärzten empfohlen. Die neue Generation der lokal applizierbaren Wirkstoffe enthält Dimeticon. Dabei handelt es sich um farblose polymere Verbindungen aus Silizium und Sauerstoff, die nachweislich rein physikalisch wirken. Dimeticon wird nach oraler Aufnahme oder topischer Applikation nicht resorbiert und gilt als sicher untoxisch.

Viele Dimeticone verfügen über ausgezeichnete Kriech- und Spreiteigenschaften. Abhängig von der Molekularstruktur und der Dimeticon-Konzentration breiten sie sich über mikroskopische Oberflächen aus. Nach dem Auftragen kriechen sie über die Chitinhülle der Laus und dringen in das respiratorische System der Parasiten ein. Dabei verdrängen sie den für die Tiere benötigten Sauerstoff. Infolge nimmt die Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe innerhalb von Minuten ab und die Laus stirbt.

Bewährte Produkte sind beispielsweise NYDA, Jacutin Pedicul Fluid, EtoPril/Hedrin und Hedrin Once Liquid Gel. NYDA wurde eine klinische Wirksamkeit von 97% bestätigt. Bei EtoPril liegt die Wirksamkeit zwischen 70-92% (je nach Studienpopulation). NYDA und Jacutin Pedicul Fluid überzeugten in in-vitro-Studien mit einer hohen oviziden Wirksamkeit.

Aufgrund der rasch einsetzenden Wirkung und des physikalischen Wirkprinzips der Dimeticone ist das Risiko einer Entwicklung resistenter Parasitenpopulationen sehr unwahrscheinlich.

Therapie Kopflausbefall – Orale Behandlung mit Ivermectin

Ivermectin ist ein potentes Breitspektrum-Anthelminthikum, das auch gegen Läuse und Krätzemilben wirkt. Kopfläuse sterben nach hämatogener Aufnahme des Wirkstoffs innerhalb von 12 bis 18 Stunden ab.

Derzeit ist Ivermectin in Deutschland jedoch nur für die Indikation Skabies zugelassen, nicht aber zur Therapie von Kopflausbefall. In Einzelfällen kann es dennoch eine Alternativ-Therapie sein, speziell bei der Behandlung von Kindern mit polyparasitärem Befall wie intestinale Helminthen plus Kopflausbefall und/oder Skabies.

Cave: Kinder mit einem Körpergewicht unter 15 kg dürfen nicht mit Ivermectin behandelt werden.

Therapie Filzlausbefall

Filzlausbefall wird mit den gleichen antiparasitären Wirkstoffen wie Kopflausbefall therapiert. Regelmäßiges nasses Auskämmen der Haare mit einem Lauskamm entfernt die Läuse mechanisch. Dabei sollte neben der Schamregion auf deren Umgebung geachtet werden (perianale, rektale Haare). Eine Rasur ist sinnvoll, da die Läuse ihre Eier direkt am Haarschaft ablegen.

Bis zum Abschluss der Therapie ist auf Geschlechtsverkehr und engen körperlichen Kontakt zu verzichten. Um einen sogenannten Pingpong-Effekt zu verhindern, müssen enge Kontaktpersonen und vor allem Sexualpartner ebenfalls therapiert werden.

Eine Herausforderung ist die Behandlung von Wimpern und Augenbrauen, insbesondere bei Kleinkindern. Beim Einsatz toxischer Präparate besteht eine erhöhte Gefahr, dass die Insektizide ins Auge gelangen. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Besser ist es, Läuse und Eier mit einer Pinzette mechanisch zu entfernen oder mit einer Schere wegzuschneiden. Das Handbuch der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) empfiehlt, die Härchen mehrfach täglich mit weißer Vaseline oder Öl einzufetten. Nach sieben bis zehn Tagen ist mit einem „Ersticken der Eier“ zu rechnen. Als Alternative nennen die Experten das Betupfen der Wimpern und Brauen mit einem mit 1%-iger Permethrin-Lösung getränkten Wattepad. Die Augen sollten in der Zeit geschlossen bleiben.

Nach etwa zehn Minuten wird die Region gründlich gewaschen.

Bei sehr guter Compliance (stillsitzen) ist es möglich, die Filzläuse mittels Kryotherapie abzutöten. Dazu werden die Lider mit Aqua dest. benetzt und anschließend mit einer Kryosonde touchiert, bis die Läuse abgetötet sind.

Sollte keinerlei Therapiemethode Wirkung zeigen, ist die orale Gabe von Ivermectin als Off-Label-Use denkbar.

Therapie Kleiderlausbefall

Um Kleiderläuse abzutöten, muss die Wäsche gereinigt und ausgekocht (≥ 60 °C) oder desinfiziert (mit Kontaktinsektiziden wie Jacutin N) bzw. von einer Fachfirma entwest werden. Können Kleidungsstücke nicht bei hohen Temperaturen gewaschen werden, kann man Kleiderläuse aushungern. Dazu wird die Wäsche für 14 Tage in einem fest verschlossenen (noch besser eingeschweißtem) Plastikbeutel bei Raumtemperatur gelagert. Das Einfrieren der Wäsche bei –18 °C benötigt weniger Zeit. Zusätzlich müssen die bewohnten Räume gründlich gereinigt werden. Anschließend wird empfohlen, die Zimmer mit einem Fogger zur Ungezieferbekämpfung für die Anwendung im Haushalt zu vernebeln.

Bei Hautirritationen sollten diese abhängig von Akuität und Sekundärinfektionen mit Antiseptika und/oder topischen Kortikosteroiden behandelt werden. Gegen Juckreiz helfen Antihistaminika. Ferner sind gründliche Hygienemaßnahmen erforderlich; stark betroffene behaarte Regionen sollten ggf. rasiert werden.

Bei Therapieversagen kann ein Behandlungsversuch mit Ivermectin (Off-Label-Use) erfolgen.

Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Läusebefallene Personen sind ansteckungsfähig, sobald adulte Läuse mobil sind. Da eine Infestation üblicherweise erst bei Entwicklung der typischen Symptome diagnostiziert wird – und bei Erstbefall eine Latenz von vier bis sechs Wochen bis zum Beginn der Beschwerden möglich ist – haben die Patienten bereits vor Feststellung des Parasitenbefalls die Tiere an andere Personen weitergegeben.

Umgehend nach einer erfolgreichen Therapie besteht keine Ansteckungsfähigkeit mehr. Deshalb dürfen Kinder auch Gemeinschaftseinrichtung sofort nach Durchführung einer adäquaten Behandlung wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist in der Regel nicht erforderlich. In den meisten Fällen genügt, dass Eltern eine erfolgreiche Behandlung bestätigen.

Prognose

Kopfläuse haben eine sehr gute Prognose. Nach einer sorgfältigen Behandlung ist der Kopflausbefall schnell vorüber. Hierzulande ist nicht zu befürchten, dass die Parasiten schwere Krankheiten übertragen.

Filzläuse sind sehr lästig und werden aufgrund der charakteristischen Anogenitalregion im Schambereich durch Geschlechtsverkehr rasch auf andere Personen übertragen. Dennoch gehört Phthiriasis pubis nicht zu den komplikationsträchtigen Geschlechtskrankheiten. Mit einer gewissenhaften Therapie sind die Krabbeltierchen in Kürze überstanden. Verzögert sich die Behandlung kommt es zu ausgedehnten Kratzeffekten. Diese können Superinfektionen begünstigen, die entsprechend antibiotisch behandelt werden müssen.

Kleiderläuse bergen ein höheres Risiko als Kopf- und Filzläuse. Die Parasiten können zum Beispiel epidemisches Rückfallfieber (Borrelia recurrentis), Fleckfieber (Rickettsia prowazekii) und Wolhynisches Fieber (Bartonella quintana) übertragen. Pediculosis vestimentorum sollte deshalb effizient behandelt werden (obschon das bei den Risikopersonen schwierig ist).

Prophylaxe

Im Gegensatz zu Filz- und Kleiderläusen kommen Kopfläuse auch in „sauberen“ Familien mit guter Körperhygiene vor. Regelmäßiges Duschen, Baden oder Waschen verhindern nicht den Befall der lästigen Parasiten. Es gibt derzeit noch keine Produkte auf dem Markt, die eine erneute Ansteckung verlässlich verhindern. Wird jedoch ein akuter Befall von Kopfläusen im näheren Umfeld (Familie, Wohngemeinschaften, Sammelunterkünfte, Kindergärten und Schulen, Sportvereine, Freunde, Spielkameraden etc.) bekannt, ist der Körperkontakt mit der betreffenden Person zu vermeiden. Bei Kopflausbefall sollten keinesfalls kopfnahe Utensilien wie Mützen, Schals, Haarschmuck, Kämme, Bürsten, Kopfhörer oder Fahrradhelme gemeinsam benutzt werden. Eine „prophylaktische“ Mitbehandlung von Kontaktpersonen im häuslichen Umfeld wird nicht grundsätzlich empfohlen, sollte aber erwogen werden.

Bei Filz- und Kleiderläusen wiederum spielen unzureichende Hygiene und mangelnde Körperpflege eine entscheidende Rolle. Eine regelmäßige Reinigung von Körper und Wäsche verringert das Risiko einer Ansteckung erheblich. Bei Filzläusen ist von Sexualkontakten mit Erkrankten dringend abzuraten, ebenso von einer gemeinsamen Bettstatt.

Pediculosis vestimentorum ist nahezu immer auf Unsauberkeit und unzureichender Körperhygiene zurückzuführen. Risikopersonen sollte deshalb angeraten werden, sich täglich zu säubern sowie Kleidung, Bettwäsche und Handtücher regelmäßig zu wechseln (und zu waschen). In Sammelunterkünften wie Obdachloseneinrichtungen oder Flüchtlingsaufnahmestellen kann es sinnvoll sein, die persönlichen hygienischen Maßnahmen zu überwachen. Ferner sollte bei auffällig werden einer infestierten Person nach weiteren Patienten gesucht werden.

Hinweise

Von allen Lauserkrankungen ist der Kopflausbefall hierzulande die bedeutsamste Parasitose. Um deren Ausbreitung zu verhindern, gibt das RKI regelmäßig Empfehlungen zu Präventiv- und Bekämpfungsmaßnahmen von Kopfläusen. Zudem finden sich auf der Homepage Hinweise zum richtigen Umgang bei Krankheitsausbruch sowie Angaben zu Melde- und Benachrichtigungspflichten.

Nachfolgend lesen Sie die wichtigsten Informationen.

Präventivmaßnahmen

Da in Gemeinschaftseinrichtungen sowie im Kindes- und Jugendalter immer mit dem Auftreten von Kopfläusen gerechnet werden muss, sollten Erzieher und Betreuer über geeignete Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung informiert sein. Ein festgestellter Kopflausbefall erfordert ohne weitere Zeitverzögerung (möglichst am gleichen Tag bzw. Tag 1):

  • eine sachgerechte Behandlung mit einem zugelassenen Arzneimittel oder einem Medizinprodukt
  • Kontaktpersonen in Familie, Kindereinrichtungen, Schulen und anderen Gemeinschaftsinstitutionen (gleiche Gruppe oder Klasse) über die Erkrankung zu informieren – mit dem Ziel, eine Untersuchung und ggf. Behandlung zu veranlassen
  • ergänzende Hygienemaßnahmen in Haushalt und Kindergarten/Kinderhort durchzuführen

Eine sachgerechte Behandlung umfasst die Anwendung eines zur Beseitigung des Kopflausbefalls geeigneten Mittels, ergänzt durch sorgfältiges Auskämmen des mit Wasser und Pflegespülung angefeuchteten Haars mit einem Läusekamm. Nach korrekter Durchführung ist eine Weiterverbreitung trotz noch vorhandener vitaler Eier kaum mehr zu befürchten.

Maßnahmen der Eltern

Stellen Eltern bzw. Erziehungsberechtigte bei einem Kind oder Jugendlichen Kopfläuse fest, sollten sie die therapeutischen Maßnahmen umgehend einleiten.

Eltern sind gemäß § 34 Abs. 5 IfSG verpflichtet, die Gemeinschaftseinrichtung, die das Kind besucht, über einen beobachteten Kopflausbefall – selbst nach dessen Behandlung – zu informieren. Zudem sollten die Erziehungsberechtigten die Durchführung der Behandlung bestätigen (mündlich oder schriftlich richtet sich nach den örtlichen Regelungen).

Nach § 34 Abs. 1 IfSG darf ein Patient mit festgestelltem Kopflausbefall weder in einer Gemeinschaftseinrichtung betreut werden oder beschäftigt sein. Schulen und andere Gemeinschaftsinstitutionen dürfen Kinder und Jugendliche erst wieder besuchen, wenn Maßnahmen durchgeführt wurden, die eine Weiterverbreitung mit hoher Sicherheit ausschließen. Eine Behandlung an den Folgetagen muss selbstredend auch nach dem erneuten Besuch der Einrichtung fortgesetzt werden.

Aufgaben der Gemeinschaftseinrichtung

Leitungen von Gemeinschaftseinrichtungen sind verpflichtet, das Gesundheitsamt über einen mitgeteilten oder selbst festgestellten Kopflausbefall namentlich zu informieren. Entsprechende Maßnahmen, um eine Weiterverbreitung des Kopflausbefalls in der Einrichtung zu verhindern, sind eigenverantwortlich einzuleiten. Das Vorgehen sollte vorzugsweise mit der zuständigen Gesundheitsbehörde abgesprochen werden.

Kann ein Kind, während des Aufenthalts in einer Kindereinrichtung oder Schule, mit  festgestelltem Kopflausbefall nicht anderweitig betreut werden, ist ein Verbleib in der Einrichtung bis zum Ende des regulären Aufenthalts möglich, wenn enge Kontakte in den nächsten Stunden vermieden werden können.

Wie der Nachweis zur Wiederzulassung nach festgestelltem Kopflausbefall zu erbringen ist, hängt von der jeweiligen Einrichtung ab. Die Form der Bestätigung, dass eine Weiterverbreitung der Läuse nicht mehr zu befürchten ist, regeln die für die Einrichtung zuständigen Behörden im Einvernehmen mit dem Gesundheitsamt. Üblich sind das Einholen eines „ärztlichen Urteils“ auf Grundlage des § 34 Abs. 1 IfSG (in der Regel als ärztliches Attest) oder eine Bestätigung der Sorgeberechtigten, dass eine Behandlung korrekt durchgeführt wurde – Letzteres unter der Bedingung, dass das Gesundheitsamt eine Ausnahme vom gesetzlich normierten, „automatischen“ Besuchsverbot (gemäß § 34 Abs. 7) grundsätzlich erteilt und die Leitung der Einrichtung ebenfalls keine Einwände hat.

Ärztliches Urteil gemäß § 34 Abs. 1 IfSG

Der § 34 IfSG bezieht sich auf „Verlausung“ und weitere 21 verschiedene Infektionskrankheiten. Dabei nimmt der Kopflausbefall eine Sonderstellung ein. Der Gesetzgeber wünscht offensichtlich die Einbeziehung von ärztlicher Kompetenz und Verantwortung, um eine Weiterverbreitung der Infektionen zu verhindern. Das geforderte ärztliche Urteil kann der Einrichtung in verschiedener Form (zum Beispiel als schriftliches Attest, persönlich oder fernmündlich) und sowohl von niedergelassenen Ärzten als auch von Ärzten im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) übermittelt werden. Folgende Erfahrungen sind zu berücksichtigen: Der Nachweis von Kopfläusen erfordert lediglich Grundkenntnisse, jedoch keine spezielle medizinische Sachkunde. Die meisten Kopflauserkrankungen werden von den Eltern diagnostiziert. Ebenso geschieht die Mehrzahl der Behandlungen ohne ärztliche Konsultation. Die zugelassenen Mittel wirken bei korrekter Anwendung zuverlässig. Ferner ist eine sorgfältige Untersuchung des nassen Haares mit einem Lauskamm sehr zeitaufwendig und im laufenden Betrieb einer Arztpraxis kaum durchführbar. Zudem übernehmen die Krankenversicherungen derzeit nicht die Kosten für diese Maßnahme. Nach heute bestehendem fachlichem Konsens gilt, dass eine korrekt durchgeführte Behandlung mit einem zur Tilgung des Kopflausbefalls geeigneten Mittels Kopfläuse in allen übertragbaren Entwicklungsstadien abtötet und so eine Weiterverbreitung der Kopfläuse durch das betroffene Kind nicht mehr zu befürchten ist. Deshalb ist der weitere Besuch von Schulen und sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen direkt nach einer korrekt durchgeführten Behandlung auch ohne ärztliches Attest vertretbar. Das Gesundheitsamt lässt diese Ausnahme zu und empfiehlt sie den für die Kindergemeinschaftseinrichtungen Verantwortlichen als regelhafte Verfahrensweise. Sollte die Weiterverbreitung von Kopfläusen in einer Gemeinschaftseinrichtung problematisch werden, gewinnt das ärztliche Urteil gemäß § 34 Abs. 1 IfSG an Bedeutung.

Eltern informieren

Seitens einer Gemeinschaftseinrichtung, in der Kopflausbefall festgestellt wurde, müssen die Eltern der gleichen Gruppe oder Klasse – selbstverständlich anonym – über den Befund unterrichtet und zur Untersuchung der eigenen Kinder aufgefordert werden. Um Untersuchungslücken zu erkennen und schließen zu können, sollte die betroffene Einrichtung elterliche Rückmeldungen über durchgeführte Kopflausuntersuchungen und ggf. Behandlungen registrieren. Je geringer die Kooperation der Eltern ist, desto höher ist der Aufwand für die pädagogischen Kräfte der Einrichtung und die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Anzustrebendes Ziel ist, alle mit Kopfläusen befallenen Kinder oder Jugendlichen innerhalb einer Gruppe eiligst zu finden und die Kopflausbeseitigung bei allen betroffenen Personen zeitnah einzuleiten.

Kinder, deren Eltern auch drei Tage nach Bekanntwerden des Kopflausbefalls keine Rückmeldung vorgelegt haben, sind möglichst am nächsten Tag zu untersuchen. Mitunter sind Kontrolluntersuchungen innerhalb der gesamten Gruppe sinnvoll. Normalerweise verfügt pädagogisches Personal über die Sachkunde und die Bereitschaft, Kontrolluntersuchungen bei einzelnen Kindern oder Gruppen zu übernehmen und damit die Gesamtheit der Maßnahmen wirksam zu unterstützen. Bei diesbezüglichen Problemen kann Hilfe durch sachkundiges Personal vom Gesundheitsamt angefordert werden.

Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sind über den Kopflausbefall aufzuklären und zur Feststellung und Beseitigung anzuleiten. Sie sollten in den gesamten Prozess der Verhütung und Bekämpfung in der Einrichtung intensiv einbezogen werden. Insbesondere sind sie über eventuelle Kontrolluntersuchungen in der Einrichtung – ihre Zustimmung vorausgesetzt – zu informieren.

Aufgaben des Gesundheitsamts

Das Gesundheitsamt leistet nach Benachrichtigung über einen Kopflausbefall gemäß § 34 Abs. 6 IfSG seinen Beitrag zur raschen Beendigung des Kopflausbefalls. Ist anzunehmen, dass die Schule oder die Kinderbetreuungseinrichtung der Übertragungsort war, muss sich das Gesundheitsamt um die betroffene Einrichtung kümmern. Aufgaben umfassen dabei:

  • Bereitstellung von geeignetem Informationsmaterial
  • Beratung über die Erkrankung
  • Empfehlungen, die Durchführung entsprechender Maßnahmen in der Einrichtung zu kontrollieren
  • Veranlassung der Untersuchung von Kindern
  • Förderung der aktiven und sachgerechten Mitwirkung der Eltern

Gerade beim Kopflausbefall hat sich die Einbindung des Gesundheitsamtes als nützlich erwiesen, um eine sachlich richtige Information der Eltern und der pädagogischen Kräfte zu gewährleisten und ihre wirkungsvolle Zusammenarbeit zu fördern. Auf Ersuchen der Einrichtung ist es mitunter sinnvoll, Mitarbeiter des Gesundheitsamts in die direkte Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten aller Kinder der betroffenen Klasse/Kindergartengruppe einzubeziehen, zum Beispiel im Rahmen von Elternabenden.

Erfahrungsgemäß kommt es bei nicht sachgerechter und konsequenter Durchführung der empfohlenen Maßnahmen zu einer weiteren Ausbreitung der Kopfläuse in einer Gemeinschaftseinrichtung. Derartige Situationen sollte das Gesundheitsamt rechtzeitig erkennen. Die nötige Unterstützung durch bedarfsgerechte Hilfsangebote ist sicherzustellen.

Hygienemaßnahmen in Haushalt, Kindergarten und Kinderhort

Kopfläuse ernähren und vermehren sich ausschließlich auf dem menschlichen Kopf. Deshalb sind Reinigungs- und andere Maßnahmen von untergeordneter Bedeutung und dienen vorsorglich der Unterbrechung eventueller Übertragungsvorgänge. Dazu gehören:

  • Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und -gummis in heißer Seifenlösung reinigen
  • Schlafanzüge und Bettwäsche, Handtücher und Leibwäsche wechseln und auskochen
  • Kopfbedeckungen, Schals und weitere Gegenstände, auf die Kopfläuse gelangt sein könnten, für drei Tage in einer Plastiktüte luftdicht verpackt aufbewahren. Insektizid-Sprays sind nicht nötig.

Diese Maßnahmen ergänzen lediglich die Tilgungstherapie.

Maßnahmen bei Ausbrüchen

Gehäuftes Auftreten von Kopflausbefall in einer Gemeinschaftseinrichtung ist ein gesundheitliches Problem, dessen Lösung den medizinischen Sachverstand des zuständigen Gesundheitsamts erfordert. Prinzipiell gelten die gleichen Verfahrensweisen wie bei einem einzelnen Fall. Die Maßnahmen müssen jedoch in größerem Umfang und mit besonders zuverlässigen Kontrollmechanismen erfolgen. Alle Eltern oder Angehörigen sind umfassend über die Sachlage zu informieren. Das Gesundheitsamt unterstützt situationsabhängig und im Einvernehmen mit der betroffenen Einrichtung und den Eltern die notwendigen Maßnahmen und assistiert ggf. bei der Durchführung. In Kindereinrichtungen oder Schulen kann die Ausgabe von Informationsmaterial sowie Eltern¬abende helfen, um die größtmögliche Mitwirkung vieler Eltern in kurzer Zeit zu gewährleisten.

Meldepflicht gemäß IfSG

In Deutschland besteht bei Kopflausbefall keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht gemäß IfSG.

Benachrichtigungspflicht gemäß IfSG

Gemäß § 34 Abs. 6 IfSG müssen Leiterinnen und Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich benachrichtigen, wenn in ihrer Einrichtung betreute oder betreuende Personen Kopflausbefall haben.

Autor:
Stand:
23.01.2020
Quelle:
  1. Berner, R. et al.: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie DGPI. Thieme Verlag. 7. Auflage, 05. September 2018.
  2. Hoffmann, G. F. et al.: Pädiatrie: Grundlagen und Praxis. Springer Verlag. 4. Auflage. 9. September 2014.
  3. Speer, C. P. et al.: Pädiatrie. Springer Verlag. 5. Auflage, 18. Dezember 2018.
  4. Robert Koch-Institut (RKI): Ratgeber Kopflausbefall. Stand 17. November 2008.
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