Legasthenie

Legasthenie ist eine umschriebene Entwicklungsstörung, die mit einer beeinträchtigten Entwicklung der Lesefertigkeiten und des Rechtschreibens einhergeht. Die Lese-Rechtschreibstörung ist oft mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angsterkrankung und/oder Depression assoziiert.

Legasthenie

Definition

Als Legasthenie (ICD-10 F81.0) wird eine umschriebene schulische Entwicklungsstörung bezeichnet, die mit erheblichen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung verbunden ist. Daneben gibt es die isolierte Lese- und die isolierte Rechtschreibstörung. Hiervon abzugrenzen ist die Lese- und Rechtschreibschwäche, die nicht zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen gehört, sondern beispielsweise auf längeren Unterrichtsausfall, falschen Lehr- oder Lernmethoden sowie Problemen im häuslichen Umfeld zurückzuführen ist. Für die Entstehung der Legasthenie werden eine genetische Veranlagung und umweltbedingte Risikofaktoren sowie deren Zusammenspiel verantwortlich gemacht. Kinder und Jugendliche mit einer Lese-Rechtschreibstörung haben große Probleme, Schriftzeichen zu dekodieren. Typisch sind verlangsamtes Lesen, schlechte Leseflüssigkeit, unzureichendes Leseverständnis und orthografische Schwierigkeiten. Die Diagnose sollte möglichst frühzeitig mittels anamnestischer Befragung und psychometrischen Tests, ergänzt durch Verfahren der Lernstandsdiagnose, gestellt werden. Die Behandlung sollte interdisziplinär und symptomorientiert erfolgen. Eine medikamentöse Behandlung kann im Rahmen von Komorbiditäten, beispielsweise einer kombinierten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), angezeigt sein [1].

Epidemiologie

Legasthenie ist mit einer Prävalenz von etwa 3 bis 8 Prozent eine der häufigsten schulischen Entwicklungsstörungen. Bei bekannter Lese-Rechtschreibstörung in der Familie ist das Risiko ungleich höher. So entwickeln Kinder von Eltern mit einer Lese-Rechtschreibstörung in etwa 44 Prozent der Fälle ebenfalls eine Legasthenie [1–6].

Von isolierten Rechtschreibdefiziten und einer kombinierten Lese-Rechtschreibstörung sind doppelt so viele Jungen wie Mädchen betroffen, während Mädchen dreimal so häufig wie Jungen arithmetische Schwierigkeiten (Dyskalkulie) aufweisen [2][5].

Legasthenie ist nicht nur auf die phonografischen Schriften beschränkt. Kinder mit Lese-Rechtschreibstörungen gibt es auf der ganzen Welt, selbst in der chinesischen Schriftsprache mit piktographischen Schriftzeichen [7].

Eine Lese-Rechtschreibstörung geht häufig mit anderen Entwicklungsstörungen einher, zum Beispiel mit einer spezifischen Sprachstörung, Dyskalkulie, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Entwicklungskoordinationsstörung [1][2][5][8].

Ursachen

Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens bzw. Entziffern des Sprachkodes sind auf spezifische Funktionsstörungen des Gehirns zurückzuführen, die bisher nur unzureichend verstanden sind. Als wissenschaftlich gesichert gilt, dass die neurologische Grundlage für Legasthenie oder Leseschwäche zu einem großen Teil auf genetische Faktoren zurückzuführen ist. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Legasthenie familiär gehäuft auftritt und Leseschwierigkeiten in hohem Maße vererbbar sind [6].

Mittlerweile wurden mehrere Regionen des menschlichen Genoms identifiziert, die Anfälligkeitsgene für Legasthenie beherbergen könnten. Die vier vielversprechendsten Gene sind DYX1C1 auf Chromosom 15, ROBO1 auf Chromosom 3 sowie KIAA0319 und DCDC2 auf Chromosom 6. Diese beeinflussen Lese- und Rechtschreibfähigkeiten womöglich nicht direkt – könnten sich allerdings auf neurophysiologische und neuropsychologische Funktionen auswirken und so den Schriftspracherwerb behindern [9][10].

Ungeachtet der Bedeutung genetischer Faktoren scheinen sich das häusliche Leseumfeld und die Qualität des Unterrichts – vor allem das Zusammenspiel zwischen genetischer Prädisposition und Umweltfaktoren – auf die Leseentwicklung auszuwirken. So geben Eltern, die an Legasthenie leiden, nicht nur ihre Gene an ihre Kinder weiter, sondern sorgen auch für ein anderes häusliches Lese- und Schreibumfeld als Eltern, die keine solchen Schwierigkeiten haben. Ebenso suchen Kinder, die schlecht lesen können, seltener nach Lesegelegenheiten als gute Leser – und kommen daher seltener mit Druckerzeugnissen in Berührung. Ein eingeschränkter Zugang bzw. Umgang mit Büchern und eine geringe Lesepraxis beeinträchtigen wiederum die Leseentwicklung [2][11].

Risikofaktoren

Das Risiko, eine Legasthenie zu entwickeln, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Beispielsweise wird das Leseverständnis entscheidend von mündlichen Sprachschwierigkeiten, insbesondere von Problemen beim Verstehen von Wortbedeutungen und grammatikalischen Zusammenhängen beeinflusst. Anhaltende Probleme in der Sprach-Laut-Entwicklung bzw. der phonologischen Fähigkeiten stellen ein besonders wichtiges Hindernis für das Erlernen des Dekodierens von Schrift dar [6][10].

Phonologische Bewusstheit

Die phonologische Bewusstheit ist für die Lautanalyse, Lautsynthese und zum Lautgedächtnis von entscheidender Bedeutung. Kinder mit prädisponierenden Faktoren für eine Lese-Rechtschreibschwäche weisen bereits im Vorschulalter geringere phonologische Fähigkeiten auf als Kinder ohne Legasthenie-Risiko. Die Schwächen im Bereich der phonologischen Bewusstheit bleiben von der Grundschulzeit bis zum Erwachsenenalter bestehen [10][12–14].

Orthographisches Wissen

Orthographisches Wissen ist für das wortspezifische Gedächtnis, zum Erkennen von Regelmäßigkeiten in Buchstabenfolgen und für die Repräsentation von Verschriftlichungsregeln essenziell. Das multidimensionale Konstrukt beinhaltet zwei Hauptkomponenten, und zwar:

  1. das wortspezifische orthographische Wissen: Wissen über die korrekte Schreibweise eines spezifischen Wortes
  2. das generelle orthographische Wissen: Wissen über zulässige Buchstabenmuster

Beide Komponenten gelten als signifikante Prädiktoren bei der Vorhersage der Lese- und Rechtschreibleistung [10][15][16].

Störung der Blickbewegung

Während des Lesens werden die Augen durch eine Kombination von visuellen und sprachlichen Textmerkmalen sowie durch die Verschiebung der Aufmerksamkeit entlang des Textes gesteuert. Diese kognitiven Faktoren beeinflussen die kortikalen und subkortikalen Schaltkreise im Gehirn, die im Wesentlichen die Programmierung einer Sakkade steuern. Kognitive Strategien und Sakkadenprogrammierung bestimmen gemeinsam, wie intensiv ein Ziel fixiert wird, wie effizient Aufmerksamkeitsselektionsprozesse funktionieren und wohin und wann sich die Augen als nächstes bewegen. Bekannt ist, dass Legasthenie-Betroffene beim Lesen verlängerte Fixationszeiten, eine erhöhte Anzahl an Rücksprüngen und kürze Blicksprünge der Augen aufweisen. Ob die Befunde kausal mit der Lesestörung in Zusammenhang stehen oder nur ein Epiphänomen darstellen, ist noch unklar [10][17–19].

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2019 belegt, dass Leseschwierigkeiten legasthener Kinder mit den Augenbewegungsstrategien, die zum Erfassen von lexikalischen und semantischen Bedeutungen benötigt werden, zusammenhängen. Folgende Probleme waren erkennbar:

  • Schwierigkeiten, eine Buchstabenfolge innerhalb eines Wortes gleichzeitig zu erkennen
  • Fixationsprobleme innerhalb einzelner Wörter
  • verkürzte Fixationszeit kombiniert mit einer verfrühten neuen Sakkade zum nächsten Wort oder Wortsegment
  • zu große Sakkadenamplituden
  • verlängerte Zeit, die benötigt wird, um die den Graphemen entsprechenden Phoneme aus dem Gedächtnis abzurufen – zusammen mit einem verfrühten Beginn der Aussprache des Wortes und einem verfrühten Beginn einer Sakkade zum nächsten Wort oder Wortsegment [19]

Crowding-Effekt

Visuell verarbeitete Buchstabenfolgen müssen mit erlernten Lautfolgen und im Gedächtnis gespeicherten Bedeutungen in Verbindung gebracht und zu Sätzen kombiniert werden. Damit möglichst viele Buchstaben eines Wortes in den Bereich der Netzhaut projiziert werden, muss der Blick ungefähr auf die Mitte des zu lesenden Wortes oder Wortabschnitts gerichtet werden. Dann ist das Aufmerksamkeitsfenster so zu erweitern, dass die Konzentration auf alle zu erkennenden Buchstaben gerichtet ist. Zur visuellen Verarbeitung des Musters und der Anordnung der Buchstaben, das heißt ihrer Größe und Position innerhalb des Wortes, muss der Leser das Wort oder Wortsegment ausreichend lange fixieren. Dazu müssen Muster und Position einer Buchstabenfolge fast gleichzeitig erkannt werden. Dies erfordert eine separate Gehirnkapazität für die simultane Erkennung. Bei Legasthenie-Patienten wird das visuelle gleichzeitige Erkennen benachbarter Buchstaben durch laterale Maskierung erschwert. Diese als Crowding-Effekt bezeichnete Störung verringert die Fähigkeit, einen Buchstaben zu erkennen, wenn der zu lesende Buchstabe auf beiden Seiten von anderen Buchstaben flankiert wird; die Betroffenen können also benachbarte Buchstaben visuell kaum voneinander unterscheiden. Das stört den Verarbeitungsprozess – mit konsekutiven Lesefehlern und einer verminderten Lesegeschwindigkeit [19].

Wahrnehmung und Verarbeitung visueller Information

Die Wahrnehmung und Verarbeitung von Buchstaben und Wörtern wurde bei Legasthenie-Betroffenen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Magnetoenzephalografie (MEG) untersucht. Die Auswertung der bildgebenden Verfahren ergab, dass die linksokzipitalen kortikalen Bereiche deutlich verzögert aktiviert werden, wenn Menschen mit Lese-Rechtschreibstörung Wörter lesen. Ebenso fiel die Aktivierung temporo-parietaler Areale der linken Hemisphäre, in denen hauptsächlich das Zusammenführen der Buchstaben zur entsprechenden Lautinformation erfolgt, bei Legasthenie-Betroffenen deutlich geringer aus. Andererseits werden Bereiche des linken inferioren frontalen Kortex (mit dem Artikulationsvermögen beziehungsweise dem Programmentwurf zur Artikulation assoziiert) übermäßig stark angeregt, wenn leseschwache Personen Wörter lesen. In der Kontrollgruppe blieb dieser Effekt weit unter diesem Niveau. Der Befund kann als kompensatorische Überaktivierung interpretiert werden – in dem Sinn, dass Menschen mit einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung vermehrt sublexikalische Einheiten anstelle größerer Worteinheiten verarbeiten. Dies würde die stärkere, aber ineffektivere Aktivierung dieser Hirnareale erklären [10][20–24].

Wahrnehmung und Verarbeitung akustischer Information

Die Sprachwahrnehmung und -verarbeitung ist eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Schriftspracherwerb. In mehreren neurophysiologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Verarbeitung von einfachen Konsonant-Vokal-Verbindungen (zum Beispiel „da“ oder „ba“) sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen mit Legasthenie zu einer geringen Aktivierung über beiden Temporallappen führte. Darüber hinaus zeigten sich bereits bei sechs Monate alten Säuglingen aus von Legasthenie betroffenen Familien geringere kortikale Aktivierungen bei der Wahrnehmung von Sprachreizen. Das legt eine zentrale Bedeutung der Sprachwahrnehmung und -verarbeitung nahe [10][25][26].

Bei der Verarbeitung von zeitlich schnell aufeinanderfolgenden nicht-sprachlichen akustischen Reizen waren die kortikalen Aktivierungsmuster bei Legasthenie-Betroffenen vermindert und schwächer ausgeprägt. Das unterstützt die Hypothese eines nicht-sprachlichen akustischen Verarbeitungsdefizits bei Lese-Rechtschreibschwäche[10][27][28].

Funktionelle Defizite der linken Hemisphäre

Bei der Durchführung von Übungen zur phonologischen Bewusstheit fanden sich bei Personen mit Leseschwäche funktionelle Defizite der linken Hemisphäre.

In einer Studie wurde die Gehirnaktivität während einer Reimerkennungsaufgabe mittels PET untersucht. Im Vergleich zu Normallesenden zeigten Leseschwache über dem linken temporo-parietalen Kortex eine geringere Aktivierung. Vorlesen, Übungen zur phonologischen Bewusstheit und Aufgaben zum orthographischen Wissen führten bei Legasthenie-Betroffenen zu einer geringeren Aktivierung über parietalen und temporalen Hirnabschnitten beider Hirnhälften als in der Kontrollgruppe [10][20][29].

Umweltfaktoren

Neben neurobiologischen und genetischen Faktoren wirken sich auch Umweltfaktoren auf die Entwicklung einer Lese-Rechtschreibstörung aus. Wichtig ist allerdings, nicht die alleinige Schuld im Elternhaus bzw. in der Familie zu suchen. Möglicherweise wird deren Einfluss sogar überbewertet. Die Bedeutung von genetischen Faktoren und Umwelteinflüsse für Legasthenie lässt sich methodisch am besten anhand von Zwillingsuntersuchungen abschätzen. Eine Zwillingsstudie bewertete zu dieser Fragestellung unter anderem den Einfluss von:

  • Geschlecht: Jungen erzielten schlechtere Ergebnisse
  • Sprachentwicklung: niedrige Sprachentwicklung war mit schwächeren Leseleistungen verbunden
  • Lesefähigkeit und Lesegewohnheiten der Eltern: niedrige Lesefähigkeiten, wenig Vorlesen und reduzierter Zugang zu Lesematerial wirken sich negativ aus
  • Größe der Familie: Höhe der Geschwisteranzahl korreliert mit Legasthenierisiko
  • sozioökonomischer Status: geringe sozioökonomische Verhältnisse verstärken die Leseschwäche
  • Bildungsniveau der Eltern: geringes Bildungsniveau wirkt sich ungünstig aus
  • Mutter-Kind-Interaktion: häufige Kritik und feindliche Atmosphäre haben einen negativen Einfluss

Nach Bereinigung möglicher kognitiver Einflüsse konnte allerdings nur ein geringer Zusammenhang von Legasthenierisiko und sozialer Bedingungen ermittelt werden. Hiermit sind nur etwa 13 Prozent der Varianz des Rechtschreibens und 6 Prozent der Lesefähigkeit zu erklären [10][30].

Pathogenese

Lesen ist eine hochkomplexe Fähigkeit, die viele verschiedene Gehirnfunktionen erfordert. Ebenso komplex ist die Pathogenese, die immer noch nicht komplett verstanden ist. Neben unterschiedlichen neuronalen Signaturen (bereits in der frühen Sprachentwicklung) wurden genetische Muster, phonologische Defizite, visuelle und auditive Abweichungen, Umwelteinflüsse und weitere Faktoren entschlüsselt, die mit einer Lese-Rechtschreibstörung in Verbindung stehen. In der Zusammenschau ist davon auszugehen, dass bei jedem Kind eine individuelle Kombination von Ursachen und Risikofaktoren für Auftreten und Ausprägung einer Legasthenie verantwortlich ist.

Symptome

Menschen mit einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung haben große Schwierigkeiten beim Erlernen und Dekodieren von Schriftzeichen, was zu Problemen beim Lesen und Schreiben führt. Bei der Lese-Rechtschreibstörung treten die Symptome der Leseschwäche und Rechtschreibstörung kombiniert auf. Auffälligkeiten gibt es in unterschiedlichen Bereichen [2][8][10][11][15][31].

Lesegeschwindigkeit

Leseschwache Personen fallen durch Leseflussstörungen und langsame Lesegeschwindigkeiten auf. Betroffene Kinder benötigen oft mehr als die zwei- bis dreifache Lesezeit als ihre Mitschüler ohne Lesestörung. Ein verlangsamtes Lesetempo führt häufig dazu, dass Inhalt und Thematik nur schwer verstanden werden, insbesondere bei langen Sätzen.

Eine verlangsamte Lesegeschwindigkeit steht auch bei Erwachsenen mit einer Legasthenie im Vordergrund. Problematisch sind vor allem komplexe, mehrsilbige und seltene Wörter. Belastungssituationen verstärken für gewöhnlich die Defizite, etwa das Lesen und Ausfüllen von Formularen auf einer Behörde oder vor Arbeitskollegen [10][32].

Phonem-Graphem-Beziehungen

Die Zuordnung einzelner Buchstaben zu den entsprechenden Lauten erfolgt sehr langsam, oft auch fehlerhaft. Ist ein Wort schwer zu entziffern, wird es häufig erraten oder durch ein inhaltlich verwandtes Wort ausgetauscht. Mitunter können Kinder trotz fehlerhaften Lesens einzelner Wörter (Esel statt Segel) anhand der restlichen Vokabeln den Inhalt eines Satzes erfassen. Deshalb ist es diagnostisch wichtig, neben dem Leseverständnis auf die Geschwindigkeit, mit der einzelne Wörter laut gelesen werden, zu achten [10].

Orthografie

Das Einprägen der korrekten Schreibweise von Wortbestandteilen und Wörtern gelingt häufig nicht. Dies macht sich durch eine deutlich erhöhte Anzahl von orthografischen Fehlern bemerkbar. Oft werden Graphemfolgen verschriftlicht, die in keiner erlernten Verbindung mit dem zu schreibenden Wort stehen. Kinder mit einer Rechtschreibstörung schreiben von 40 Prüfwörtern meist nur 10 Prozent richtig. Legasthenie-typische Fehler betreffen vor allem:

  • die Groß- und Kleinschreibung
  • das Setzen von Konsonantenclustern
  • Buchstabenfolgen, die ähnlich klingende Laute repräsentieren
  • das Weglassen oder fehlerhafte Hinzufügen von Graphemen
  • Fehler bei der Verschriftlichung von Vokallängen im Wortstamm [1]

Beim freien Schreiben von Texten kommen Ausweichtechniken zur Anwendung. Wird bereits vermutet, dass ein Wort nicht richtig geschrieben werden kann, wird das Wort durch eine einfache Vokabel mit bekannter Schreibweise ausgetauscht. Diese Kompensationsstrategie kann fälschlicherweise als fehlender Wortschatz oder mangelnde Sprachbegabung fehlgedeutet werden [1][10].

Fächerübergreifende Auswirkungen

Legasthenie wirkt sich fächerübergreifend auch auf andere Bereiche aus. Beispielsweise kann es Probleme beim Rechnen geben, wenn Textaufgaben gelesen werden müssen. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich beim Erlernen von Fremdsprachen oder komplizierten Sachverhalten in naturwissenschaftlichen Fächern [10].

Physische und psychische Interaktionen

Eine Lese-Rechtschreibstörung geht oft mit weiteren Problemen einher. Nicht selten werden die Kinder mit Kopfweh, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen fachärztlich vorgestellt, ohne dass ein organischer Befund vorliegt. Eine weitere Problematik stellen psychische Beschwerden dar. Rund 40 bis 50 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit Legasthenie leiden an seelischen Problemen – und damit deutlich mehr als Kinder und Jugendliche ohne Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Hier wird die weltweite Prävalenz psychischer Störungen mit 10 bis 20 Prozent angegeben. Für Deutschland zeigt der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey eine stabile Prävalenz psychischer Störungen von 10 Prozent. [31][34][35].Bereits im Grundschulalter werden Aufmerksamkeits-, Denk- und Antriebsstörungen, Ängste, Traurigkeit sowie depressive Verstimmungen angegeben. Diese wirken sich negativ auf die schulische Entwicklung aus. Das Gefühl des Alleingelassenseins sowie die Ablehnung und Zurückweisung durch Lehrkräfte und Mitschüler verstärken die Problematik zusätzlich [10][31].

Die Rate von lebensmüden Gedanken und Suizidversuchen ist bei Jugendlichen mit Lese-Rechtschreibstörung dreimal so hoch wie bei Jugendlichen ohne diese Einschränkung. An depressiven Störungen leiden Jugendliche mit einer Lese-Rechtschreibstörung doppelt so häufig, an Angststörungen dreimal so oft wie nicht Betroffene dieser Altersgruppe. Zu den häufigsten komorbiden Störungen im Grundschulalter gehört mit etwa 20 Prozent die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) [10][35–37].

Zudem werden immer häufiger Rechenstörungen diagnostiziert. Die früher gängige Annahme, dass Schüler, die im Lesen und Rechtschreiben erhebliche Probleme haben, gute Rechenleistungen erbringen, wurde durch empirische Untersuchungen widerlegt. Heute weiß man, dass bei etwa 20 bis 40 Prozent der Kinder mit einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung zusätzlich eine Rechenstörung besteht [10][37].

Diagnostik

Die Legasthenie-Diagnostik umfasst eine ausführliche Entwicklungs-, Familien- und Schulanamnese, neurologische und internistische Untersuchungen, eine Intelligenztestung sowie die differenzialdiagnostische Abklärung okulärer Sehstörungen sowie auditiver Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen. Darüber hinaus kommen spezifische diagnostische Testverfahren zur Anwendung [1].

International einheitliche Diagnosekriterien zum Erkennen einer Legasthenie gibt es nicht. Die meisten Definitionen stimmen aber in den primären Einschlusskriterien überein, zu denen ungenaues und mühsames Lesen von Wörtern, Schwierigkeiten beim Verstehen der Bedeutung des Gelesenen und Probleme bei der Rechtschreibung gehören [6][31].

Definition nach ICD-10

Gemäß ICD-10 gehört die Legasthenie zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten, bei denen die normalen Muster des Fertigkeitserwerbs von frühen Entwicklungsstadien an gestört sind – jedoch nicht als Folge eines Mangels an Gelegenheit zu lernen und nicht allein aufgrund einer Intelligenzminderung oder einer erworbenen Hirnschädigung bzw. Krankheit.

Als kombinierte Lese- und Rechtschreibstörung wird eine umschriebene und bedeutsame Entwicklungsbeeinträchtigung der Lesefertigkeiten verstanden, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Folgende Bereiche können betroffen sein:

  • Leseverständnis
  • Fähigkeit, gelesene Worte wiederzuerkennen und vorzulesen
  • Leistungen, die die Fähigkeit zu lesen voraussetzen

Umschriebene Lesestörungen sind oft mit Rechtschreibstörungen kombiniert. Sie persistieren meist bis in die Adoleszenz, auch wenn einige Fortschritte im Lesen möglich sind. Umschriebenen Entwicklungsstörungen des Lesens gehen Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache voraus. Während der Schulzeit sind häufig begleitende Störungen im emotionalen und Verhaltensbereich zu finden. Alexie, Dyslexie und Leseverzögerungen infolge emotionaler Störungen gehören nicht in diese Gruppe [38].

Neben der kombinierten Lese- und Rechtschreibstörung gibt es die isolierte Rechtschreibstörung, deren Hauptmerkmal in einer umschriebenen und bedeutsamen Beeinträchtigung der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten besteht – ohne Vorgeschichte einer Lesestörung. Einschränkungen gibt es sowohl beim mündlichen Buchstabieren als auch beim korrekten Schreiben von Wörtern. Die Problematik darf nicht allein durch ein zu niedriges Intelligenzalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar sein. Von der isolierten Rechtschreibstörung abzugrenzen sind Agraphie, Rechtschreibschwierigkeiten durch inadäquaten Unterricht und Rechtschreibschwierigkeiten mit einer Lesestörung [38].

Definition nach DSM-5

Das DSM-5 ordnet Lernstörungen in die Gruppe der Neuroentwicklungsstörungen ein. Die derzeit gültige Terminologie lautet „spezifische Lernstörung mit Beeinträchtigung in einer spezifischen akademischen Fähigkeit“. Unterschieden werden:

  • Lesestörungen, die sich durch Schwierigkeiten in der Wortlesegenauigkeit, dem Leseverständnis, in der Lesegeschwindigkeit und/oder Leseflüssigkeit auszeichnen
  • Lernstörungen, die Beeinträchtigungen der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit umfassen, das heißt die Orthografie, Grammatik, Zeichensetzung, Textproduktion und Textstrukturierung betreffen

Zur Diagnose spezifischer Lernstörungen müssen vier diagnostische Kriterien erfüllt sein:

  1. Persistenz der Symptome über mindestens sechs Monate trotz spezifischer Interventionen
  2. Beeinträchtigung einer oder mehrerer Fähigkeiten mit negativen Auswirkungen auf die schulischen Leistungen
  3. Beginn im Schulalter, auch wenn die Störung erst später diagnostiziert wurde
  4. Ausschlusskriterien – das heißt, die Schwierigkeiten dürfen nicht besser durch intellektuelle Behinderungen, nicht korrigierte visuelle und auditive sensorische Probleme, andere mentale oder neurologische Störungen, psychologische Widrigkeiten, mangelnde Beherrschung der unterrichteten Sprache oder eine unzureichende pädagogische Anleitung zu erklären sein [39]

Diagnose möglichst frühzeitig stellen

Die Legasthenie beginnt schon im Vorschulalter. Wird die Diagnose bereits jetzt erkannt, sind ein frühzeitiges Eingreifen und individuell angepasste Fördermaßnahmen möglich. Das frühe Screening ist allerdings nicht einfach. Gemäß einer Längsschnittstudie erhöht zwar ein familiäres Legasthenie-Risiko die Wahrscheinlichkeit einer Leseschwäche beim Kind. Ist das Kind jedoch schon früh in der Lage, Buchstaben zu benennen, verringert sich das Risiko erheblich. In ähnlicher Weise ist die Wahrscheinlichkeit einer Legasthenie bei einem Kind, das im Alter von 4,5 bis 5,5 Jahren nur unzureichend Buchstaben benennen kann, geringer, wenn es über ein gutes phonologisches Bewusstsein oder eine effiziente Benennungsgeschwindigkeit (Rapid Automatized Naming, RAN) verfügt [4][6][40].

Ausschluss-Diagnostik

Lese- und/oder Rechtschreibschwächen können vielfältige Ursachen haben. Bevor die Diagnose Legasthenie gestellt wird, müssen potenzielle organische Hintergründe ausgeschlossen werden. Dazu gehören:

  • okuläre Störungen, zum Beispiel Hypoakkomodation, Konvergenzschwäche, Refraktionsanomalien und Heterophorien
  • Akustikstörungen wie Schallleitungs- und/oder Schallempfindungsschwerhörigkeit
  • verminderte kognitive Fähigkeiten des Kindes
  • psychiatrische oder neurologische Störungen
  • organische Krankheiten mit hypoglykämischen Episoden, zum Beispiel Diabetes mellitus

Daneben sollten psychosoziale Belastungsfaktoren (etwa durch Mobbing und Ausgrenzung) und das psychosoziale Funktionsniveau des Kindes (Kontaktverhalten zu Gleichaltrigen) erfasst werden [1][31].

Lese- und Rechtschreib-Diagnostik

Die Diagnostik der Lesefähigkeit sollte die Lesegeschwindigkeit, die Lesegenauigkeit und das Leseverständnis beinhalten. Hierfür sind normierte Testverfahren (nicht älter als zehn Jahre) zu verwenden, zum Beispiel:

  • Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler (ELFE 1–6)
  • Lesegeschwindigkeits- und Verständnistest für die Klassen 6-12 (LGVT-R 5–13)
  • Lesetestbatterie für verschiedene Klassenstufen (Lesen 6–7, Lesen 8–9)
  • Würzburger Leise Leseprobe – Revision (WLLP-R)
  • Hamburger Schreib-Probe 1-10 (HSP 1-10)
  • Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT II)
  • Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test (nach Klassenstufen gestaffelt)

Die Testung sollte als Einzeltestung (Kind und Untersucher) stattfinden. Die Lese- und/oder Rechtschreibleistung wird mit der von Kindern der gleichen Klassenstufe verglichen. Für die Diagnose Legasthenie sollte die Diskrepanz anderthalb Standardabweichungen (1,5 SD) betragen und die Leistung in den einzelnen Lernbereichen sollte mindestens unterhalb des Durchschnittsbereichs (mind. 1 SD-Abweichung von Mittelwert) liegen. Wenn die Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten durch Evidenz aus der klinischen Untersuchung und den Ergebnissen der psychometrischen Verfahren belegt werden kann, ist ein weniger strenger Grenzwert möglich (ab 1,0 SD unter dem Durchschnitt der Klassennorm, der Altersnorm oder dem aufgrund der Intelligenz zu erwartendem Leistungsniveau im Lesen und/oder Rechtschreiben) [1].

Die Rechtschreibfähigkeit wird ebenfalls mit normierten, nach Klassenstufen gestaffelten Verfahren geprüft. In diesen schreiben die Kinder diktierte Wörter in Lückensätze. Abhängig vom Verfahren umfassen die Tests zwischen 40 und 60 Prüfwörter. Die Testung erfolgt ohne Zeitbeschränkung in einer Einzelsitzung [1][10].

Intelligenzdiagnostik

Der Einsatz von sogenannten IQ-Tests in der Legasthenie-Diagnostik ist umstritten. Wenn individuell indiziert, sollten die kognitiven Fähigkeiten mit einem Verfahren geprüft werden, das die Leistungsfähigkeit möglichst umfangreich abbildet. Hierfür eignet sich der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest (HAWIK-IV), der für Kinder vom 6. bis 17. Lebensjahr normiert ist. Neben sprachlichen Fähigkeiten werden logisches Denken, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Gedächtnisfähigkeiten erfasst. Der HAWIK-IV erlaubt eine differenzialdiagnostische Abgrenzung einer Lese- und Rechtschreibschwäche bei einer Intelligenzminderung von einer Lese-Rechtschreib-Störung bei mindestens im Durchschnittsbereich liegenden kognitiven Fähigkeiten [10][41].

Schulanamnese

Für die Erhebung der schulbezogenen Anamnese sollten Lehrkräfte über den Entwicklungsverlauf im Lesen, Rechtschreiben, Rechnen und anderen Schulfächern befragt werden. Schriftproben in Form von Geschichten, freien Texte und Diktaten- ggf. von mehreren Schuljahren – zeigen den Verlauf der Schriftsprachentwicklung an. Emotionalität, Ängste und depressive Stimmungen können explorativ, mittels Fragebogenverfahren und klinischen Interviews erfasst werden. Für die kindliche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten bezüglich des schulischen Lernens stehen Skalen zum schulischen Selbstkonzept zur Verfügung. Die Motivation zum schulischen Lernen, das Vermeidungsverhalten und das Erreichen von Leistungszielen können mit Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation valide und verlässlich geprüft werden [10][42–44].

Therapie

Die Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung soll sich an der individuellen Problematik ausrichten, möglichst frühzeitig beginnen (Fördermaßnahmen ab dem ersten Schuljahr) und durch geschultes Fachpersonal erfolgen. Die Fördermaßnahmen sollen in Einzelsitzungen oder in Kleingruppen (≤ 5 Personen) durchgeführt werden [1].

Zur Verbesserung der Lese- und Rechtschreibleistungen haben sich – abhängig von der individuellen Notwendigkeit – Übungen zur Graphem-Phonem und Phonem-Graphem-Korrespondenz, zum Segmentieren einzelner Wörter in ihre Phoneme, Morpheme, Silben oder Onset und Silbenreim sowie zum Verbinden von Phonemen zu einem Wort bewährt. Ergänzend sind Trainingseinheiten zum Erwerb und Einsatz orthografischer Regelmäßigkeiten sowie systematische Übungen zu Sätzen und Texten empfohlen [1][31][45–49].

Mitunter verbessern Lesematerialien mit vergrößerter Schrift und breiteren Buchstaben-, Wort- und Zeilenabständen sowie weitere graphische, schriftsystematische Segmentierungen die Leseleistungen [1][31][50].

Frühzeitige Therapie entscheidend

Zur Stärkung der Lese- und Schreibfähigkeiten scheint eine frühzeitige Intervention zur Stärkung der sprachlichen Grundlagen von entscheidender Bedeutung zu sein. Randomisierte Studien belegen, dass diese besonders effektiv sind, wenn sie von geschulten Fachkräften durchgeführt werden und Übungen zur Förderung des Dekodierens, Trainingseinheiten zu Phonembewusstheit und Buchstabenkenntnis sowie einen systematischen Phonetikunterricht im Rahmen des Lesens von Büchern enthalten. Zur Förderung des Leseverständnisses werden Übungen zur Verbesserung der mündlichen Sprachkompetenz (einschließlich der Arbeit am Wortschatz und an der Erzählfähigkeit) sowie das Erarbeiten von Zusammenfassungen/Schlussfolgerungen und metakognitiven Strategien empfohlen, um ein kohärentes Textverständnis zu gewährleisten [46][52].

Prognose

Die Prognose bei Legasthenie ist individuell verschieden und vom Beginn/Ausmaß der Förderung abhängig. Allgemein gilt: Je früher die Fördermaßnahmen zur Verbesserung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten beginnen, umso günstiger ist die schulische, psychische und soziale Entwicklung. Ohne Fördermaßnahmen geraten Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten oft in eine Abwärtsspirale aus niedrigem Bildungsniveau und schlechten Beschäftigungsaussichten – mit negativen Folgen bis ins Erwachsenenalter [8].

Legasthenie ist kein vorübergehendes Entwicklungsphänomen

Die Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben sind kein vorübergehendes Entwicklungsphänomen. Studien belegen, dass sich Legasthenie nicht – wie häufig (irrtümlich) angenommen – mit Eintritt der Pubertät „auswächst“. Im Schnitt erzielen Menschen mit Legasthenie einen niedrigeren Schulabschluss als Gleichaltrige ohne diese Störung. Im Berufsleben erreichen Betroffene im Verhältnis zu ihren kognitiven Fähigkeiten ein deutlich geringeres Berufsausbildungsniveau. Überdies haben Legastheniker schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sind öfter von Arbeitslosigkeit betroffen [52–54].

Prophylaxe

Einer Legasthenie kann nicht vorgebeugt werden.

Autor:
Stand:
01.03.2022
Quelle:
  1. Schulte-Körne, G. et al. (2015): S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und / oder Rechtschreibstörung. AWMF-Registernummer 028/044; Stand April 2015; abgerufen am 13. Oktober 2021.
  2. Peterson, R. L., Pennington, B. F. (2015): Developmental dyslexia. Lancet 2012 May; 379(9830):1997–2007; DOI: 10.1016/S0140-6736(12)60198-6.
  3. Fischbach, A. et al. (2013): Prävalenz von Lernschwächen und Lernstörungen: Zur Bedeutung der Diagnosekriterien. Lernen und Lernstörungen 2013 Apr; 2(2):65–76; DOI: 10.1024/2235-0977/a000035.
  4. Landerl, K., Moll, K. (2010): Comorbidity of Learning Disorders: Prevalence and Familial Transmission. J Child Psychol Psychiatry 2010 Mar; 51(3):287–94; DOI: 10.1111/j.1469-7610.2009.02164.x.
  5. Moll, K. et al. (2014): Specific Learning Disorder: Prevalence and Gender Differences. PLoS One 2014 Jul; 9(7):e103537; DOI: 10.1371/journal.pone.0103537.
  6. Hulme, C., Snowling, M. J. (2016): Reading disorders and dyslexia. Curr Opin Pediatr 2016 Dec; 28(6):731–5; DOI: 10.1097/MOP.0000000000000411.
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  9. Paracchini, S., Scerri, T., Monaco, A. P. (2007): The genetic lexicon of dyslexia. Annu Rev Genomics Hum Genet 2007; 8:57–79; DOI: 10.1146/annurev.genom.8.080706.092312.
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