In Deutschland können mittlerweile vier Corona-Impfstoffe verimpft werden, darunter die zwei zugelassenen mRNA-Impfstoffe Comirnaty (BNT162b2) von BioNTech/Pfizer und mRNA-1273 von Moderna sowie die beiden Vektor-basierten Impfstoffe Vaxzevria (AZD1222) von AstraZeneca und COVID-19 Vaccine Janssen (Ad26.COV2.S) von Johnson & Johnson. Die STIKO erläutert, dass sie nach derzeitigem Wissen alle vier Impfstoffe als gleichermaßen geeignet ansieht, doch räumt ein, dass direkte Vergleichsstudien zwischen den verschiedenen Impfstoffen nur sehr begrenzt verfügbar sind.
AstraZeneca-Zweitimpfung nur noch für über 60-Jährige
Nach neuem Beschluss wird empfohlen Personen unter 60 Jahren, die bereits eine Impfdosis der AstraZeneca-Vakzine erhalten haben, anstelle der zweiten AstraZeneca-Impfstoffdosis eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs 12 Wochen nach der Erstimpfung zu verabreichen. Hintergrund hierfür ist, dass der von einer einmaligen AstraZeneca-Impfung ausgelöste Schutz nach 12 Wochen abzunehmen beginnt. Weiter heißt es in der Empfehlung: „Auf Basis der derzeit verfügbaren, allerdings noch begrenzten Evidenz und unter Berücksichtigung der gegenwärtigen pandemischen Lage empfiehlt die STIKO, die COVID-19 Vaccine AstraZeneca für Personen im Alter ≥60 Jahren zu verwenden. Der Einsatz der COVID-19 Vaccine AstraZeneca für eine erste oder zweite Impfstoffdosis unterhalb dieser Altersgrenze bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich.“
Weiterhin stufenweises Vorgehen bei den Impfungen
Aufgrund der immer noch begrenzten Impfstoffverfügbarkeit appelliert die STIKO weiterhin daran, dass die Impfung zunächst nur Personengruppen angeboten werden soll, die entweder ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer COVID-19-Erkrankung haben oder die arbeitsbedingt entweder besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben. Die Reihenfolge kann der nachfolgenden Priorisierungsempfehlung entnommen werden.
Abstand der Biontech-Impfungen nun sechs Wochen
Unter Berücksichtigung der Zulassungen und der vorliegenden Wirksamkeitsdaten empfiehlt die STIKO für die mRNA-Impfstoffe einen Abstand zwischen den beiden Impfungen von sechs Wochen und für die COVID-19 Vaccine AstraZeneca einen Abstand von zwölf Wochen.
Transmissionsrisiko nach Impfung
Der neue Beschluss ergänzt weiterhin: „Auf Basis der bisher vorliegenden Daten ist anzunehmen, dass die Virusausscheidung bei nach vollständiger Impfung Infizierten stark reduziert ist und damit das Transmissionsrisiko vermindert ist. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Exposition trotz Impfung symptomatisch oder asymptomatisch infiziert werden können und dabei SARS-CoV-2 ausscheiden (nachgewiesen durch PCR-Testung). Die STIKO empfiehlt daher auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) weiterhin einzuhalten.“
Thrombosen nach AstraZeneca-Impfung
Auch auf die seltenen Fälle von Thrombosen -vor allem Hirnvenenthrombosen (sogenannte Sinus venosus Thrombosen; SVT) in Kombination mit Thrombopenien aber auch andere thrombotische Ereignisse, wie Mesenterialvenenthrombosen und Lungenembolien- nach einer AstraZeneca-Impfung wird eingegangen: „Die Symptome traten 4 bis 16 Tage nach der Impfung auf. Bisher wurden diese schweren und teilweise tödlich verlaufenden Nebenwirkungen überwiegend bei Frauen im Alter ≤55 Jahren beobachtet, aber auch Männer und Ältere waren betroffen. Inwieweit die vermehrte Anwendung des Impfstoffs bei jüngeren Frauen eine Rolle für die beobachtete Geschlechts- und Altersverteilung spielt, ist noch unklar.“
Mit dem AstraZeneca-Impfstoff Geimpfte sollten laut aktualisierter Impfempfehlung darüber aufgeklärt werden sich bei folgenden Symptomen umgehend ärztliche Hilfe zu suchen:
- starke anhaltenden Kopfschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Beinschwellungen
- anhaltende Bauchschmerzen
- neurologische Symptome
- punktförmige Hautblutungen
Darüber hinaus sollten Ärzte auf Anzeichen und Symptome einer Thromboembolie in Kombination mit einer Thrombopenie nach einer AstraZeneca-Impfung achten. Dies gilt insbesondere, wenn PatientInnen über später als drei Tage nach der Impfung beginnende und dann anhaltende Kopfschmerzen klagen oder punktförmige Hautblutungen auftreten.
Weitere Informationen und Hinweise zur Diagnostik und Therapie findet man in der Stellungnahme zu AstraZeneca der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH).