
Bislang sind vier angepasste bivalente Covid-19-Impfstoffe zugelassen, die zusätzlich zur mRNA für das Spike-Protein (S-Protein) des SARS-CoV-2-Wildtyps eine mRNA enthalten, die entweder für das S-Protein der Omikron-Sublinien BA.1 oder BA.4/BA.5 kodiert. Zum Zeitpunkt der Impfempfehlungen für unterschiedliche Altersklassen lagen lediglich für Spikevax bivalent Original/Omicron BA.1 von Moderna Immunogenitätsdaten aus klinischen Studien vor. Daten zur klinischen Wirksamkeit gab es für keinen der vier Impfstoffe.
Jetzt stellte das US-amerikanische National Center for Immunization and Respiratory Diseases (NCIRD) der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Studien-Vorabveröffentlichung vor, in der die Schutzwirkung der BA.4/BA.5 angepassten Covid-19-Auffrischungsimpfstoffe vor einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion in der Praxis untersucht wurden.
Zielsetzung
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (CDC) ermittelte die klinische Wirksamkeit der an die Omikron-Varianten BA.4/BA.5 adaptierten mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffe.
Methodik
Das Team um Dr. Ruth Link-Gelles, Epidemiologin und Co-Leiterin des CDC-Teams für die Wirksamkeit von Impfstoffen, wertete Daten aus dem nationalen SARS-CoV-2-Testprogramm „Increasing Community Access to Testing“ (ICATT) aus. In die Studie flossen die Ergebnisse von 360.626 Nukleinsäure-Amplifikationstests (NAAT) ein, die zwischen dem 14. September und 11. November 2022 in 9.995 öffentlichen Apotheken bei Erwachsenen ab einem Alter von 18 Jahren durchgeführt wurden. Die Getesteten gaben zum Testzeitpunkt Covid-19-ähnliche Symptome an. Personen mit einem eindeutig positiven NAAT-Ergebnis bildeten die Fallgruppe, Personen mit einem negativen NAAT-Ergebnis die Kontrollgruppe.
Ergebnisse
Ab einem Alter von 65 Lebensjahren ermittelten die Forschenden eine relative Impfwirksamkeit (rVE) der bivalenten Boosterformulierung von 28% im Vergleich zu Personen, die mindestens zwei monovalente Impfstoffdosen erhalten hatten und bei denen die letzte Impfdosis mit dem ursprünglichen Impfstoff zwei bis drei Monate zurücklag. Waren zwischen der letzten Impfung mindestens acht Monate vergangen, ergab sich eine relative Impfwirksamkeit von 43%. Bei den 50- bis 64-Jährigen betrug die geschätzte rVE 31% bzw. 48%, bei den 18- bis 49-Jährigen 30% bzw. 56% – jeweils abhängig vom Zeitpunkt der letzten Impfung.
Fazit
Die Forschenden fassen die Ergebnisse folgendermaßen zusammen:
- Bivalente mRNA-Impfstoffe bieten im Vergleich zu früheren Impfungen mit zwei, drei oder vier monovalenten Impfstoffdosen einen zusätzlichen Schutz vor symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen.
- Der relative Nutzen einer Auffrischimpfung mit einer bivalenten Vakzine ist höher, wenn das Intervall zwischen der letzten Impfdosis und dem Booster ausreichend groß ist.
Einschränkungen der Studie
Einschränkungen ergeben sich bei dieser Studie durch den relativ kurzen Beobachtungszeitraum. Aussagen darüber, wie lange der verbesserte Schutz anhält, können so nicht getroffen werden. Auch fehlen Vergleichsdaten zu einer Auffrischimpfung mit den monovalenten Original-Impfstoffen. Darüber hinaus basieren die Ergebnisse auf der von den Probanden kommunizierten Impf- und Infektionshistorie. Die Richtigkeit der Angaben kann hier nicht garantiert werden.