Bund stimmt für Corona-Impfung bei Kindern

Bund und Länder haben sich am 27.5.2021 darauf geeinigt, dass mit dem Ende der Impfpriorisierung am 7. Juni, die Zulassung vorausgesetzt, auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden können.

Impfung Corona Kinder

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte, die Entscheidung solle gemeinsam von Kindern, deren Eltern und Ärztinnen und Ärzten getroffen werden. Als in Frage kommender Impfstoff zählt Comirnaty (BNT162b2) von BioNTech/Pfizer, da für diesen die EU-Zulassung für 12- bis 15-Jährige beantragt wurde. Die Entscheidung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA steht allerdings noch aus. Die Ständige Impfkommission (STIKO) zeigte sich bezüglich Corona-Impfungen bei Kindern bisher sehr zurückhaltend und gab bekannt, diese nicht generell empfehlen zu wollen, sondern nur für bestimmte Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen. Für eine generelle Empfehlung bei Kindern und Jugendlichen sei die Datengrundlage zu gering, so dass keine Einschätzung über seltene Nebenwirkungen getroffen werden könne.

Gesundheitsminister Jens Spahn sprach sich jedoch dafür aus, Kinder und Jugendliche auch ohne Empfehlung der STIKO in die Impfkampagne miteinzubeziehen.

Kritik von der Ärztekammer

Das Ansinnen des Gesundheitsministers Spahn, das Impfangebot zügig auf die pädiatrische Altersgruppe auszuweiten, sehen Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, und Vizepräsidentin PD Dr. Birgit Wulff zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kritisch. Emami appelliert: „Die Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen COVID-19 ist ein Thema, das deutlich komplexer ist als bei Erwachsenen. Politische Vorstöße, eine regelhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen zu fordern oder gar die Teilnahme am Präsenzunterricht vom Impfstatus gegen COVID-19 abhängig zu machen, sind zum jetzigen Zeitpunkt und nach allen bekannten Fakten nicht angemessen.“ Die Notwendigkeit der regelhaften Impfung in dieser Altersgruppe sei nicht in erster Linie abhängig von der Frage der Zulassung eines Impfstoffes für sie, sondern vielmehr von den folgenden Überlegungen:

  • Ist die Gefahr für schwere Verläufe, bleibende Schäden oder gar tödliche Verläufe in dieser Altersgruppe so hoch, dass der breite Schutz durch die Impfung für alle zwingend erforderlich ist
  • Ist aus epidemiologischer Sicht erforderlich, dass auch Kinder und Jugendliche geimpft werden, um der Ausbreitung der Erkrankung in den anderen Altersgruppen zu vermeiden oder dem Selektionsdruck zur Entstehung bzw. Ausbreitung neuer Mutanten entgegenzuwirken?

Wissenschaftliche Sicht sollte Grundlage bilden

Grundlage für weitere politische Maßnahmen sollte eine wissenschaftliche Beantwortung dieser Fragen bilden, so die Ärztekammer Hamburg.

Warnung vor gesellschaftlichem Druck

Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt warnte parallel vor einem wachsenden gesellschaftlichen Druck auf Eltern. Die Datenlage zu Risiken und Nutzen sei noch so unzureichend, dass man keine Empfehlung abgeben könne, sagte Reinhardt der Zeitung „Rheinischen Post“. Auf keinen Fall dürfe die Teilnahme am Unterricht von einer Impfung abhängig gemacht werden. Dies wäre nichts anderes als eine Corona-Impfpflicht durch die Hintertür.

Reinhardt betont. „Wir haben uns immer für eine Impfstrategie ausgesprochen, die wissenschaftliche Sorgfalt vor Geschwindigkeit setzt. Und daran halten wir auch und gerade bei einer Impfempfehlung für Kinder fest.“

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