
Das Arzneimittel Lonsurf vom Hersteller Servier wurde zum 15. August 2016 in den Markt gebracht. Mit den beiden Wirkstoffen Trifluridin und Tipiracil ist es eine neue Behandlungsoption bei Darmkrebs, wenn andere Therapieoptionen bereits ausgeschöpft wurden. Die europäische Fachgesellschaft ESMO (European Society for Medical Oncology) hat die Wirkstoffkombination in ihrer aktuellen Leitlinie bereits als Drittlinien-Option aufgenommen.
Als neues Arzneimittel unterliegt Lonsurf einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
Zusammenspiel Trifluridin und Tipiracil
Trifluridin ist ein Nukleosid-Analogon, das in die DNA der Tumorzelle eingebaut wird, nachdem es phosphoryliert wurde. Dadurch wird die Zellteilung beeinträchtigt. Im Blut wird das Trifluridin sehr schnell durch die Thymidin-Phosphorylase abgebaut. Deshalb wurde der Wirkstoff bisher auch noch nicht oral eingesetzt. Erst durch die Kombination mit Tipiracil ist dieser orale Einsatz möglich, da Tipiracil das Enzym Thymidin-Phosphorylase hemmt und damit den Abbau von Trifluridin verhindert.
Darreichung und Dosierung von Lonsurf
Lonsurf liegt in Tablettenform in 2 Wirkstärken vor:
Die Anfangsdosis beträgt 35 mg pro m², maximal 80 mg zweimal täglich an den Tagen 1 ,5 ,8 und 12 eines 28-Tage-Zyklus. Bei schlechter Verträglichkeit kann die Dosis auf minimal 20 mg pro m² reduziert werden. Lonsurf wird innerhalb einer Stunde nach der Mahlzeit mit einem Glas Wasser eingenommen.
Zulassungsstudie Recourse
Die Studie Recourse war die Zulassungstudie für Lonsurf. In dieser Studie wurden 800 Patienten mit metastasierendem Kolorektalkarzinom mit Lonsurf bzw. einem Placebo behandelt. Eine unterstützende Begleittherapie wurde in beiden Fällen durchgeführt. Durch die Behandlung mit Lonsurf überlebten die Patienten 2 Monate länger.
Häufigste Nebenwirkung Neutropenie
54 % der Patienten litten unter Neutropenie, also einer Abnahme der weißen Blutkörperchen. Auffällig war, dass Patienten, die als Nebenwirkung eine Neutropenie entwickelten, länger überlebten.