Omikron: 27-fache Reduktion der Booster-Wirksamkeit

Die Arbeitsgruppe um Professorin Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, veröffentlichte erste Forschungsergebnisse, nach denen eine zweifache Corona-Impfung kaum noch vor Infektionen mit der neuen Omikron-Variante schützt.

Omikron Variante

Die größte Sorge im Zusammenhang mit der neuen besorgniserregenden Variante Omikron (B.1.1.529), welche zahlreiche Mutationen im Spike-Protein aufweist, bildet die potenziell stark eingeschränkte Antikörper-vermittelte Neutralisation des Virus und das damit erhöhte Risiko von Reinfektionen. Inwieweit die Wirksamkeit von Corona-Impfungen und monoklonalen Antikörpern in diesem Zusammenhang reduziert ist, untersuchte die Arbeitsgruppe um Prof. Sandra Ciesek in Frankfurt am Main. Die Ergebnisse wurden am 8. Dezember 2021 auf dem Preprint Server medRxiv veröffentlicht.

Über die Versuche

Die Forschungsgruppe verwendete für ihre Versuche, in denen der Schutz durch die antikörpervermittelte Neutralisationsfähigkeit ermittelt werden sollte, authentisches SARS-CoV-2 Omikron. Dieses wurde aus Nasen-Rachen-Abstrichen von Reiserückkehrern aus Südafrika gewonnen. Nach RNA-Isolierung wurde diese einer variantenspezifischen RT-qPCR-Genotypisierung und einer Oxford Nanopore-Sequenzierung unterzogen. Hierbei kann ein einzelnes DNA- oder RNA-Molekül sequenziert werden, ohne dass eine PCR-Amplifikation oder chemische Markierung der Probe erforderlich ist.

Ergebnisse

Um die Schutzwirkung einer vollständigen Corona-Impfung gegenüber Omikron zu bewerten, bestimmten die Forscher die antikörpervermittelte Neutralisationskapazität eines Isolats, das von einem doppelt mit Spikevax geimpften Reiserückkehrer aus Simbabwe erhalten und mit der Neutralisationskapazität gegenüber Delta verglichen wurde.

  • Darüber hinaus wurde die Neutralisationsfähigkeit von Seren zweifach oder dreifach mit Comirnaty-geimpften Personen (Probenahme 0,5 oder 3 Monate nach dem Booster) untersucht. Diese ergab eine 11,4-, 37,0- bzw. 24,5-fache Reduktion der Neutralisationsfähigkeit gegenüber Omikron.
  • Die Neutralisation von Omikron durch Seren von doppelt mit Comirnaty geimpften und infizierten Individuen war um das 32,8-fache reduziert.
  • Die Seren von mit Comirnaty geboosterten Personen zeigten eine 27,1-fache Reduktion der Neutralisation gegenüber Omikron.
  • Seren von doppelt mit der Moderna-Vakzine Spikevax Geimpften (nicht geboostet) und zusätzlich mit Comirnaty-geboostert zeigten eine 20- und 22,7-fache Redukion der Neutralisationskapazität.
  • Seren von Probanden mit heterologen Impfschemata aus der AstraZeneca-Vakzine Vaxzevria und Comirnaty neutralisierten Delta nur schlecht und hatten keine Wirksamkeit mehr gegenüber Omikron.
  • Das derzeit verwendete Antikörperpräparat Ronapreve (Imdevimab und Casirivimab) verhinderte zwar effizient eine Delta-Infektion, doch als Folge der Aminosäuresubstitutionen konnte Omikron nicht neutralisiert werden.

Aussicht

Die Daten unterstreichen nach Ansicht von Ciesek, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Corona-Impfstoffs sinnvoll ist. Bereits am Vortag hatten südafrikanische Experten ähnliche Daten veröffentlicht, welche ähnliche Werte bei Geimpften gegenüber Omikron zeigten.

Quelle:

Reduced Neutralization of SARS-CoV-2 Omicron Variant by Vaccine Sera and monoclonal antibodies, Alexander Wilhelm, Marek Widera, Katharina Grikscheit, Tuna Toptan, Barbara Schenk, Christiane Pallas, Melinda Metzler, Niko Kohmer, Sebastian Hoehl, Fabian A. Helfritz, Timo Wolf, Udo Goetsch, Sandra Ciesek, medRxiv 2021.12.07.21267432; doi: https://doi.org/10.1101/2021.12.07.21267432

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