Ronapreve erhielt bereits Ende November 2020 eine Notfallzulassung durch die FDA und geriet Ende Januar 2021 in den Fokus deutscher Medien, nachdem es von der Bunderegierung für die Behandlung von COVID-19 gekauft wurde. Mit dem Antikörper-Cocktail wurde vergangenes Jahr der damalige US-Präsident Donald Trump behandelt. Das Präparat befand sich seit dem 1. Februar 2021 im Rolling-Review-Verfahren der EMA.
Im Frühjahr 2021 wurde die Antikörperkombination durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zentral beschafft und für individuelle Heilversuche auf Basis der Scientific Opinion des Ausschusses für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde zur Verfügung gestellt.
Die Verteilung von Ronapreve erfolgt daher aktuell nicht über den pharmazeutischen Großhandel oder Roche, sondern über bereits etablierte Stern- und Satellitenapotheken erfolgen. Die Umverpackung zeigt weiterhin die INNs (Casirivimab & Imdevimab), nicht den Handelsnamen Ronapreve.
Auf manchen Chargen kann das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum erreicht sein, die Ware ist jedoch ohne Einschränkungen weiterhin einsetzbar: Im Rahmen der extrem beschleunigten Entwicklungs- und Produktionszeiten konnten die Stabilitätsdaten für erste Chargen nicht bis zum Verpackungstermin für die üblichen 24 Monate nachgewiesen werden - dies ist inzwischen in Abstimmung mit den Behörden erfolgt.
Was ist Ronapreve und wofür wird es angewendet?
Bei Ronapreve (REGN-COV2) handelt es sich um eine Kombination der beiden monoklonalen IgG1-Antikörper Casirivimab und Imdevimab, die gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 gerichtet sind.
Das Medikament ist indiziert zur Behandlung von bestätigtem COVID-19 bei Patienten ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die keine zusätzliche Sauerstofftherapie aufgrund von COVID-19 benötigen und bei denen ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung besteht.
Darüber hinaus kann Ronapreve auch zur Prophylaxe von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht angewendet werden.
Zu den Risikofaktoren für einen schweren Verlauf zählen:
Wie wird Ronapreve angewendet?
Ronapreve kann intravenös oder subkutan angewendet werden.
Dosierung
Wie wirkt Ronapreve?
Bei Ronapreve (REGN-COV2) handelt es sich um die Kombination der beiden monoklonalen IgG1-Antikörper Casirivimab und Imdevimab, die an zwei unterschiedliche Stellen des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 binden und so die Interaktion der Viren mit den humanen Angiotensin-konvertierenden Enzym 2 (ACE2)-Rezeptoren blockieren. Hierdurch wird SARS-CoV-2 daran gehindert in die Zellen einzudringen und diese zu infizieren.
Gegenanzeigen
Ronapreve darf nicht verabreicht werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Casirivimab, Imdevimab oder einen der genannten sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Nebenwirkungen
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100) kann es bei der Anwendung von Ronapreve zu infusionsbedingten Reaktionen kommen. Anzeichen hierfür sind u.a. Fieber, Schwierigkeiten beim Atmen, reduzierte Sauerstoffsättigung, Schüttelfrost, Übelkeit, Arrhythmie, Brustschmerzen oder Unwohlsein, Schwäche, Bewusstseinsveränderung, Kopfschmerz, Bronchospasmus, Hypotonie, Hypertonie, Angioödem, Rachenreizung, Ausschlag einschließlich Urtikaria, Pruritus, Myalgie, Schwindel, Fatigue und Diaphorese.
Wechselwirkungen
Da es sich bei Ronapreve um eine Kombination aus monoklonalen Antikörpern handelt, die nicht über die Niere ausgeschieden oder durch Cytochrom P450 Enzyme verstoffwechselt werden, ist es unwahrscheinlich, dass eine Kombination mit anderen Arzneimitteln, die über diese Wege metabolisiert oder eliminiert werden, zu Wechselwirkungen führt.
Eine Wechselwirkung mit COVID-19-Impfungen kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, da es hierzu keine Untersuchungen gibt.
Studienlage
Innerhalb einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II/III-Studie (REGN-COV 2067, NCT04426695) wurde Ronapreve an 1.197 hospitalisierten erwachsenen Patienten mit COVID-19 untersucht. Die Patienten wurden 1:1:1 randomisiert und erhielten eine einmalige Infusion von Ronapreve 8.000 mg, Ronapreve 2.400 mg oder Placebo. Darüber hinaus erhielten alle Patienten nach Bedarf andere Standardbehandlungen, darunter Kortikosteroide (75%) und Remdesivir (55%).
Bei mit Ronapreve behandelten Patienten wurden keine schwerwiegenden oder dosisabhängigen Sicherheitssignale beobachtet. In einer Sicherheitsanalyse mit 2.007 Patienten (Ronapreve=1.340, Placebo=667) traten bei 21% der Ronapreve-Patienten (n=285) und 26% der Placebo-Patienten (n=174) schwerwiegende Nebenwirkungen auf. Infusionsbedingte Reaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen vom Grad >2 traten bei Ronapreve-Patienten häufiger (2% bzw. 1%) als bei Placebo-Patienten (1% bzw. <0,5%) auf.
Insgesamt wurden nur 0,9% der mit Ronapreve behandelten Patienten (11 von 1.192 Patienten) ins Krankenhaus eingeliefert oder verstarben innerhalb von 29 Tagen nach der Behandlung im Vergleich zu 3,4% der Patienten unter Placebo (40 von 1.193 Patienten).
Eine weitere Hauptstudie (NCT04452318, REGN-COV 2069) untersuchte Ronapreve als Präventionsbehandlung von COVID-19 bei Personen, die engen Kontakt mit einem infizierten Haushaltsmitglied hatten. Hierbei zeigte sich, dass unter Ronapreve 29% der Personen (29 von 100) positiv getestet und innerhalb von 14 Tagen nach ihren positiven Testergebnissen Symptome entwickelten, verglichen mit 42,3% der Personen (44 von 104 Personen) unter Placebo.