Orale Antidiabetika: Der richtige Zeitpunkt der Einnahme

Medikamente gegen Diabetes müssen für eine effiziente Wirkung zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden. Das rückte die ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände am 14.11.2015 – dem Welt-Diabetestag – in den Fokus.

Tabletteneinnahme

Ärzte und Apotheker sollten über den richtigen Einnahmezeitpunkt informiert sein und Patienten entsprechend darauf hinweisen. Die richtige Einnahme-Zeit entscheidet bei Diabetes-Patienten über die optimale Blutzuckersenkung, zudem verringere sie das Risiko für Nebenwirkungen – betonte Gabriele R. Overwiening aus dem geschäftsführenden Vorstand der Bundesapothekerkammer.

Metformin zu und nach dem Essen

Metformin aus der Gruppe der Biguanide ist die wichtigste Schlüsselsubstanz in der oralen Diabetes-Behandlung und so Wirkstoff der Wahl für die meisten Typ-2-Diabetiker. Medikamente mit diesem Wirkstoff sollten unzerkaut während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Damit sinkt das Risiko von Nebenwirkungen wie Übelkeit, Magendrücken und Blähungen.

Metformin und Alkohol

Während der Anwendung von Metformin sollte der Genuss von Alkohol möglichst gemieden, auf jeden Fall aber reduziert werden. Anderenfalls steigt die Gefahr von Nebenwirkungen. Wird Metformin gleichzeitig mit größeren Mengen Alkohol eingenommen, besteht das Risiko einer Laktatazidose. Deshalb ist der Wirkstoff auch für alkoholabhängige Patienten kontraindiziert. Ein gelegentlich moderater Alkoholgenuss von 10g Alkohol pro Tag bei Frauen und 20g Alkohol pro Tag bei Männern, zusammen mit einer kohlenhydratreichen Mahlzeit, gilt jedoch als unbedenklich. 10g Alkohol entsprechen dabei etwa einem kleinen Glas Wein (0,1l), 20g ungefähr einer Flasche Bier (0,5l).

Sulfonylharnstoffe und Glinide vor oder zu Beginn einer Mahlzeit

Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid und die weiter entwickelten Glinide wie Repaglinid sind häufig Mittel der Wahl, wenn normal- oder übergewichtige Patienten kein Metformin vertragen. Medikamente dieser Wirkstoffgruppen sollten morgens noch vor dem Frühstück oder gleich zu Beginn einer Mahlzeit mit einem großen Glas Wasser geschluckt werden. Mitunter teilt der Arzt die Dosis auch auf zwei Einnahmezeitpunkte auf. Nachfolgend erfahren Sie die günstigsten Einnahmezeiten für gängige Wirkstoffe.

  • Glibenclamid: 15 bis 30 Minuten vor dem Essen
  • Glimepirid: unmittelbar vor oder zu Beginn der ersten Hauptmahlzeit
  • Gliclazid: zu Beginn des Frühstücks
  • Gliquidon: vor der jeweiligen Mahlzeit
  • Repaglinid: vor dem Essen; die Mahlzeit sollte innerhalb 30 Minuten nach Einnahme verzehrt werden.

Werden diese Einnahmezeitpunkte nicht eingehalten oder wird eine Mahlzeit nach Tabletteneinnahme vergessen, besteht die Gefahr einer Hypoglykämie. Eine Einnahme während oder nach einer Mahlzeit führt zu gefährlichen Blutzuckerspitzen, die langfristig beispielsweise Neuropathien begünstigen.

Sulfonylharnstoffe und Glinide in Kombination mit Alkohol

Patienten, die Medikamente dieser Wirkstoffklassen einnehmen, sollten möglichst auf Alkohol verzichten. Chronischer Alkoholgenuss kann die blutzuckersenkende Wirkung abschwächen. Ganz anders die Interaktion bei gelegentlichem Genuss von Alkohol. Ab und an ein Schoppen Wein oder ein Glas Bier verstärken den blutglucosesenkenden Effekt.

Alpha-Glucosidase-Inhibitoren zu Beginn einer Mahlzeit

Alpha-Glucosidase-Inhibitoren wie Acarbose und Miglitol werden als Zusatztherapeutika bei Diabetes mellitus Typ II eingesetzt. Sie hemmen die Aktivität der Glucosidasen und verzögern so die Resorption von Kohlenhydraten im Darm. Alpha-Glucosidase-Inhibitoren bleiben also ohne jeglichen Wirkeffekt, wenn keine Kohlenhydrate verzehrt werden. Medikamente dieser Wirkstoffgruppe sollten optimalerweise gleichzeitig mit den Kohlenhydraten im Darm ankommen. Daher wird empfohlen, die Tabletten unzerkaut sofort mit dem ersten Bissen einer Mahlzeit zu schlucken.

Patienten müssen zudem darauf geschult werden, dass die Nahrung keinen Haushaltszucker enthalten soll. Ansonsten würde das Risiko von Diarrhoe als Nebenwirkung erheblich steigen. Auch im Falle einer Hypoglykämie wirkt kein Haushaltszucker. Bei Anzeichen von Unterzuckerung während einer Kombinations-Therapie mit Alpha-Glucosidase-Inhibitoren ist Glucose (Traubenzucker) der Zucker der Wahl.

Alpha-Glucosidase-Inhibitoren und Alkohol

Alkohol verstärkt die Entwicklung von Hypoglykämien. Deshalb sollte der Alkoholgenuss während der Einnahme von Alpha-Glucosidase-Inhibitoren möglichst vermieden werden. Auch sollen Alpha-Glucosidase-Inhibitoren keinesfalls zusammen mit Alkohol eingenommen werden. Die Tabletten könnten verklumpen und möglicherweise zu Strikturen im Ösophagus führen.

Autor:
Stand:
20.11.2015
Quelle:

Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.

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