
EMPACTA (Evaluating Minority Patients with Actemra) ist eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte multizentrische Phase-III-Studie (NCT04372186) mit 389 Patienten, die eine Wirksamkeit von Tocilizumab (Actemra / RoActemra) bei COVID-19-assoziierter Pneumonie zeigen konnte. Tocilizumab wird aktuell bei COVID-19 off Label angewendet. Zugelassen ist das Biologikum für die Behandlung von Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis. Der Antikörper hemmt die entzündungsfördernde Wirkung von Interleukin-6 (IL-6) durch Neutralisation des IL-6-Rezeptors. Daten der im Juli veröffentlichten Studie COVACTA (die erste randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie mit Tocilizumab bei COVID-19) zeigten, dass Tocilizumab den Krankheitsverlauf bei schwer kranken Patienten nicht verbessern konnte. Eingeschlossen waren 450 Patienten in den USA, Kanada und Europa.
Risiko für künstliche Beatmung gesenkt
Das Pharmaunternehmen Roche gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Phase-III-Studie ihren primären Endpunkt erreicht habe: Für Patienten mit COVID-19-assoziierter Pneumonie, die Actemra / RoActemra erhielten war die Wahrscheinlichkeit, mechanisch beatmet zu werden um 44% geringer als für Patienten, die mit Placebo behandelt wurden (log-rank p-Wert = 0,0348; HR [95% CI] = 0,56 [0,32, 0,97]). Der kumulative Anteil der Patienten, die am 28. Tag eine mechanische Beatmung benötigten, betrug 12,2% im Actemra / RoActemra-Arm gegenüber 19,3% im Placebo-Arm.
Keine Reduktion der Mortalität
Bei den sekundären Endpunkten (Mortalität, Zeit bis zur Verbesserung des klinischen Status, Krankenhausentlassung bis Tag 28) konnte Tocilizumab allerdings keinen statistisch signifikanten Unterschied gegenüber Placebo erreichen. An Tag 28 betrug die Inzidenz von Infektionen 10% und 11% in den Actemra / RoActemra- bzw. Placebo-Armen, und die Inzidenz schwerer Infektionen 5,0% bzw. 6,3%. Die Rate weiterer Infektionen war also mit Placebo vergleichbar. Weiterhin wurden keine neuen Sicherheitssignale für Actemra / RoActemra identifiziert: Die häufigsten unerwünschten Ereignisse bei Patienten, die Actemra / RoActemra erhielten, waren Verstopfung (5,6%), Angstzustände (5,2%) und Kopfschmerzen (3,2%).
Minderheiten repräsentiert
Roche hebt hervor, dass die Studie die erste globale klinische Phase-III-COVID-19-Studie sei, an der hauptsächlich Patientenpopulationen teilnahmen, die in klinischen Studien häufig unterrepräsentiert, aber von der COVID-19-Pandemie überproportional betroffen seien. Ungefähr 85% der 389 Patienten stammten aus ethnischen Minderheiten. Die Mehrheit der Patienten war hispanischer, amerikanisch-indigener und afrikanischer Abstammung. Die Studie wurde in den USA, Südafrika, Kenia, Brasilien, Mexiko und Peru durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie sollen nach Angaben von Roche nun in einem Peer-Reviewed-Journal erscheinen und an Arzneimittelbehörden weitergegeben werden. Zudem führt das Pharmaunternehmen derzeit noch die REMDACTA-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Remdesivir plus Tocilizumab im Vergleich zu Remdesivir plus Placebo bei hospitalisierten Patienten mit schwerer COVID-19-Pneumonie durch.