Delta-Variante erhöht Mortalitätsrisiko um 127 Prozent

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet in ihrem epidemiologischen Wochenupdate über die Gefährlichkeit der Delta-Variante. Herbei verweist sie auf drei noch nicht begutachtete Studien, die auf dem Preprint-Server MedRxiv veröffentlicht wurden.

WHO

„Wie in unserem letzten Update erwähnt, wird aufgrund des geschätzten Übertragungsvorteils der Delta-Variante erwartet, dass sie in den kommenden Monaten andere Varianten schnell übertreffen und die dominierende zirkulierende Linie werden wird“, beginnt die WHO ihren Bericht zu den als besorgniserregend eingestuften Varianten (Variants of Concern, VOC). Die Prävalenz von Delta unter den in den letzten vier Wochen sequenzierten Exemplaren überstieg in vielen Ländern weltweit 75%, darunter Australien, Bangladesch, Botswana, China, Dänemark, Indien, Indonesien, Israel, Portugal, Russland, Singapur, Südafrika und Großbritannien.

Nach Angaben der WHO gibt es nun  immer mehr Daten, welche die erhöhte Übertragbarkeit der Delta-Variante im Vergleich zu den Nicht-VOCs zeigen. Der genaue Mechanismus für die Erhöhung der Übertragbarkeit bleibt jedoch unklar.

Studie aus China

Eine aktuelle Studie aus China, die während eines Ausbruchs der Delta-Variante durchgeführt wurde, untersuchte das Zeitintervall von der Exposition von eine Quarantänepopulation bis zum ersten positiven PCR-Ergebnis und stellte fest, dass das Intervall für die Delta-Variante im Vergleich zu Nicht-VOCs von 6 Tagen (IQR 5,00 bis 8,00 Tagen) auf 4 Tage reduziert sei (IQR 3,00-5,00 Tage). Darüber hinaus war die Viruslast des ersten positiven Tests auf eine Delta-Infektion über 1200-mal höher als bei Nicht-VOCs, was darauf hindeutet, dass Delta möglicherweise schneller repliziert und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist.

Studie aus Canada

Eine kanadische Studie analysiert Daten von über 200.000 COVID-19-Fällen und zeigte einen Anstieg der Virulenz der Delta-Variante im Vergleich zu Nicht-VOCs. Unter den COVID-19-Fällen stieg das Risiko für Krankenhausaufenthalte, Intensivaufenthalte und Todesfälle im Zusammenhang mit der Delta-Variante im Vergleich zu Nicht-VOCs um 120% (93-153%), 287% (198-399%) und 137% (50-230%). Ein erhöhter Krankheitsschweregrad wurde auch für die Alpha-, Beta- und Gamma-Varianten im Vergleich zu Nicht-VOCs identifiziert: 59% (49-69%) für Krankenhausaufenthalte, 105% (82-134%) für die Aufnahme auf die Intensivstation und 61% (40-87) für den Tod.

Studie aus Großbritannien

Vorläufige Ergebnisse einer Studie aus Großbritannien, in der Antikörper in einer Kohorte von 112 SARS-CoV-2-infizierten Personen gemessen wurden, zeigten signifikant reduzierte Neutralisationstiter (2,5- bis 5-fache Reduktion) in Seren von infizierten Personen mit Delta-, Beta- oder Alpha-Varianten mit einer S:484K-Mutation (aber nicht Alpha ohne zusätzliche Mutationen) im Vergleich zu den Nicht-VOCs.

Auswirkungen auf Impfstoffe

Seit dem Update vom 6. Juli haben zwei Studien weitere Beweise für die Wirksamkeit von mRNA-Impfstoffen bei der Alpha- und Beta-Variante erbracht, so die WHO. Die erste, eine Fall-Kontroll-Studie aus den USA, ergab, dass eine Impfung mit zwei Dosen Spikevax von Moderna oder Comirnaty von BioNTech/Pfizer 14 oder mehr Tage nach Erhalt der zweiten Dosis zu 92,8% (95%-KI: 83,0-96,9%) wirksam war bei der Verhinderung eines Krankenhausaufenthaltes. Die Wirksamkeit gegen alle Varianten betrug 86,9% (95%-KI: 80,4-91,2%). Dabei soll beachtet werden, so die WHO, dass etwa 21% der 1210 an der Studie teilnehmenden Erwachsenen immunsupprimiert waren.

Weitere Angaben zur Impfstoffwirksamkeit gegenüber Delta finden Sie hier .

Handlungsempfehlungen des RKI

Das Robert-Koch-Institut (RKI) appelliert in einer Nachricht „Vorbereitung auf den Herbst“ daran, dass die aktuell entspannte Infektionslage jetzt genutzt werden solle, um präventive Maßnahmen für den Herbst und Winter vorzubereiten, sodass die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe, Todesfälle und die Belastung für das Gesundheitswesen klein gehalten und bevölkerungsbezogene Maßnahmen minimiert werden können. Darüber hinaus sollen auch Booster-Impfungen (insbesondere) für Ältere und Risikogruppen geplant und vorbereitet werden, da zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt sei, wie lange der Impfschutz anhält. Eine ausreichende Bestellung bzw. Bevorratung an Impfstoffen, insb. solche, die für die Boosterung besonders geeignet sind (Wirksamkeit gegen neue Virusvarianten bzw. multivalente Wirksamkeit) solle deshalb erfolgen.

Eine breite Grundimmunität wird jedoch vermutlich im Herbst/Winter 2021/2022 noch nicht erreicht sein, weil die erwartbaren Impfquote von ca. 70-80% unter den Erwachsenen hierzu noch nicht ausreichen wird. Durch weitere Impfungen sowie Infektionen ist zu erwarten, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung in den Folgejahren zunehmend stabiler und die saisonalen Wellen damit kleiner werden.

Das RKI betont, dass in allen Bereichen und Bevölkerungsgruppen eine möglichst hohe Impfquote angestrebt werden sollte, insbesondere unter den Älteren und weiteren von der STIKO definierten Personengruppen mit besonderer Indikation, da die Immunität der Bevölkerung der beste Schutz vor einer erhöhten Infektionsdynamik sei.

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