Neueinführung X-Systo

Mit X-Systo ist der Wirkstoff Pivmecillinam erstmals auch in Deutschland als oral wirksames Antibiotikum zur Behandlung akuter unkomplizierten Zystitis durch Mecillinam-sensible Bakterien zugelassen.

Frau in Behandlung

Internationale Leitlinien empfehlen Pivmecillinam aufgrund der erwiesenen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit sowie wegen seiner geringen Resistenzraten und dem vorteilhaften Sicherheitsprofil als First-Line-Therapie bei einer akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion. Gleiches ist auch in der aktuellen Neufassung der deutschen S3-Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten zu erwarten.

Insbesondere in Dänemark und Schweden wird Pivmecillinam bei akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen bereits seit Jahren bevorzugt verordnet. Einerseits wirkt der Wirkstoff bei niedriger Resistenzrate sehr zuverlässig im gram-negativen Bereich und so gegen die häufig Zystitis-auslösenden Enterobakterien. Zudem verhindert die Darreichungsform als Pro-Drug (Pivmecillinam ist der Pivalonsäure-Ester des Mecillinam) eine ausgeprägte antibakterielle Beeinträchtigung der Darm- und Vaginalflora.

X-Systo wirkt vor allem gegen die meisten Enterobakterien wie E. coli, Proteus, Klebsiellen, Enterobacter, Shigellen, Salmonellen, Yersinien und Serratia. Weniger wirksam ist das Arzneimittel gegen gram-positive Erreger.

In Kombination mit anderen ß-Lactam-Antibiotika, einschließlich Ampicillin, Amoxicillin, Cefoxitin, Cefalotin, Cefazolin, Cefradin, Cefamandol, Ceftazidim und Ceftriaxon, können synergistische Wirkungen erzielt und der Behandlungserfolg weiter verbessert werden.

Wirkweise von Pivmecillinam

Pivmecillinam ist ein Amidinopenicillin aus der Gruppe der ß-Lactam-Antibiotika. Seine Wirkweise unterscheidet sich etwas von anderen Vertretern dieser Gruppe. So beruht die bakteriostatische Wirkung von Pivmecillinam auf einer Blockade des Penicillin-Bindeproteins 2 (PBP2), während andere Penicilline und Cephalosporine in der Regel eine Bindung mit PBP1 A und B und PBP3 eingehen. In Folge wird die Biosynthese einer neuen bakteriellen Zellmembran während der Teilungsphase der Bakterien gestört und der Harnwegsinfekt kann nicht mehr unterhalten werden.

Dosierung von X-Systo

Der Hersteller empfiehlt dreimal täglich eine Filmtablette mit 400 mg Pivmecillinam über drei Tage. Die Tablette muss mit mindestens einem halben Glas Wasser geschluckt werden. Die Einnahme kann zu den Mahlzeiten erfolgen.

Studien und Hintergrundwissen

Im Journal of Antimicrobial Chemotherapy wurde 2014 eine Studie mit 39 Patienten publiziert, in der Pivmecillinam gut abschnitt. Die Teilnehmer litten an einer durch ESBL-bildende Enterobakterien hervorgerufene Harnwegsinfektion. Die bakteriologische Heilungsrate lag nach einer dreimal täglichen Einnahme von 200 oder 400 mg Pivmecillinam bei etwa 80 Prozent.

In einer weiteren, im International Journal of Antimicrobial Agents veröffentlichten Studie, überzeugte die geringe Resistenzproblematik von Pivmecillinam. So lagen die Resistenzen gegen E. coli, einem der bedeutsamsten Harnwegsinfektionserreger, zwischen den Jahren 2000 und 2008 bei unter 2 Prozent. Gleichsam erfolgreich waren auch Fosfomycin-Trometamol und Nitrofurantoin.

Pivmecillinam ist kein ganz neuer Wirkstoff. Er war in Deutschland als Fixkombination mit Pivampicillin bereits Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre unter dem Namen Miraxid erhältlich. Beobachtungen zeigten aber, dass beide Antibiotika Pivalinsäure freisetzen. Diese wird zusammen mit Carnitin ausgeschieden und kann so bei längerer Einnahme zu Carnitin-Mangelerscheinungen mit muskulärer Ermüdung führen.

Autor:
Stand:
01.03.2016
Quelle:

European Medicines Agency (EMA), Boehringer Ingelheim

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