
In den USA bestimmt eine neue SARS-CoV-2-Variante das Infektionsgeschehen: XBB.1.5. Der Omikron-Subtyp breitete sich rasant aus. Seit November verdoppelte sich der Anteil an XBB.1.5-Neuinfektionen wöchentlich; zeitgleich nahmen die absoluten Infektionszahlen wieder zu, schreibt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (Centers for Disease Control and Prevention [CDC]). Dem US-CDC-Nowcast-System zufolge liegt der derzeitige Anteil von XBB.1.5 in den USA bei etwa 40%, im Nordosten sogar bei 75%. Innerhalb einer Woche wird XBB.1.5 vermutlich das gesamte Land dominieren, so die Experten [1].
Mittlerweile wurde XBB.1.5 in 29 Ländern nachgewiesen, auch hierzulande [2]. Die aktuellen Zahlen für Deutschland werden im nächsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) am 12. Januar erwartet.
Wie entstand XBB.1.5?
Die Omikron-Übervariante XBB ging aus einer Rekombination zweier BA.2-Sublinien hervor. Daraus entwickelte sich XBB.1.5. Beide Mutationen können dem Immunsystem überraschend gut ausweichen [2]. XBB.1.5 scheint sogar nochmal ansteckender zu sein als die Übervariante. Darauf deuten erste auf einem Preprint-Server publizierte Daten aus China hin [3].
Wie gefährlich ist XBB.1.5?
Die neue Coronavirus-Variante ist die ansteckendste Sublinie, die bisher entdeckt wurde, so die WHO. Noch gebe es aber keine Hinweise darauf, dass sie zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Eine Risikoanalyse zu XBB.1.5 sei in Kürze zu erwarten, teilte Maria Van Kerkhove, Epidemiologin und Covid-19-Fachleiterin der WHO, auf einer virtuellen Pressekonferenz vom 04. Januar mit [2]. Auch hierzulande werde die Ausbreitung von XBB.1.5 überwacht, twitterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) [4].
Wir wirkt sich XBB.1.5 auf das Infektionsgeschehen aus?
Wie sich XBB.1.5 als Immunflucht-Variante auf das Infektionsgeschehen auswirkt, ist noch unklar. In den USA sei zwar eine Zunahme der Krankenhauseinweisungen im ganzen Land zu verzeichnen; im Nordosten, wo die Variante XBB.1.5 besonders stark verbreitet ist, gebe es aber keinen ungewöhnlich hohen Anstieg, sagte Barbara Mahon, Direktorin der CDC-Abteilung für Coronaviren und andere Atemwegsviren gegenüber dem Fernsehsender NBC [5].
Was bedeutet das für Deutschland?
Alexander Kekulé, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in Halle, stuft XBB.1.5 nicht als besorgniserregend ein.
Es sei eigentlich ein normaler Prozess, dass Viren mutieren, erklärte Kekulé im MDR-Podcast „Kekulés Corona-Kompass“. Sollte sich XBB.1.5 in Deutschland verbreiten, sind neue Ansteckungen – auch unter Geimpften – wahrscheinlich. Von hohen Todeszahlen und Krankenhauseinweisungen müsse jedoch nicht zwangsläufig ausgegangen werden [6].