
Hintergrund
Die Europäische Kommission hat den ersten adjuvantierten quadrivalenten Influenza-Impfstoff (Fluad Tetra) zugelassen, nachdem Ende März der Humanarzneimittelausschuss der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA den neuen Grippeimpfstoff zur Zulassung empfohlen hat. Die Marktzulassung durch die Europäische Kommission ist der erste Schritt, um den Impfstoff für die Grippesaison 2021/22 bereitstellen zu können. Der Hersteller Seqirus brachte bisher den trivalenten Impfstoff Fluad auf den Markt.
Fluad Tetra ist für Personen ab 65 Jahren zugelassen. Es handelt sich um einen Totimpfstoff, der die Influenza-Oberflächenantigene Hämagglutinin und Neuraminidase enthält. Wie auch sein trivalenter Vorgänger Fluad besitzt auch Fluad Tetra ein Adjuvans (MF59C), das die antigenspezifische Immunantwort verstärken soll. Ältere Menschen reagieren bekanntermaßen nicht immer mit einer ausreichenden Immunantwort, weshalb das Adjuvans diese verstärken soll.
Fluad Tetra
Der neue quadrivalente Impfstoff soll vor vier Virenstämmen (zwei A- und zwei B-Stämme) der saisonalen Influenza schützen; Beim bestehenden trivalenten Impfstoff sind es zwei A-Stämme und ein B-Stamm.
Die Aufnahme eines zusätzlichen B-Stamms in den neuen Impfstoff soll die Schutzwirkung erhöhen. Vor allem für Jahre, in denen B-Stämme besonders dominant sind, wie in der Grippesaison 2017/18, bietet Fluad Tetra nach Aussagen des Unternehmens einen Vorteil. In jenem Jahr wurde laut Daten des ECDC (das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) beinahe die Hälfte aller Influenza-Todesfälle durch B-Stämme verursacht.
Saisonale Influenza
Die saisonale Influenza (oder Grippe) ist eine häufige, hochansteckende Infektionskrankheit, die bei vielen Betroffenen mit schwerem Krankheitsverlauf und lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann. Schätzungen des ECDC zufolge sterben jährlich zwischen 15.000 und 70.000 Menschen in Europa an Komplikationen einer Influenza-Erkrankung.
Die saisonale Influenza wird durch Orthomyxoviren der Typen A, B und C ausgelöst. Es gibt verschiedene Subtypen A(H1N1) und A(H3N2), sowie die beiden Influenza-B-Linien B-Victoria und B-Yamagata. Von diesen vier Gruppen zirkulieren weltweit verschiedene Varianten. Von Saison zu Saison unterscheidet sich die Häufigkeit des Vorkommens der jeweiligen Gruppen bzw. Varianten.
Wann soll Impfung erfolgen?
In Deutschland treten saisonale Grippewellen im Winterhalbjahr meist nach dem Jahreswechsel auf, weshalb eine Impfung jährlich vorzugsweise in den Monaten Oktober und November, also vor Beginn der Influenzasaison, durchgeführt werden sollte. Wird dieser Zeitpunkt verpasst oder beginnt eine Grippewelle zu einem unvorhergesehenen Zeitpunkt, wie z.B. im Falle einer pandemischen Welle, sollte eine Impfung so bald wie möglich erfolgen. Bis zum vollen Impfschutz dauert es etwa 2 Wochen.
Empfehlungen der STIKO
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza aktuell für folgende Personengruppen:
- alle Personen ab 60 Jahren
- Personen jeden Alters mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, u.a. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV-Infektion
- Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen
- alle gesunden Schwangeren ab dem 2. Trimenon und Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem 1. Trimenon
- Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, z.B. medizinisches Personal
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
Eine zusätzliche Option der Influenzaabwehr
„In der aktuellen Lage ist es wichtiger denn je, altersgerechte Impfstoffe zur Verfügung zu haben, die zum Schutz vor Influenza beitragen“, sagte Dr. Raja Rajaram, Head of Medical Affairs, Europa. „Bekanntlich senkt die Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Influenza zu erkranken. Das kann uns helfen, die Gesundheitssysteme zu entlasten, solange COVID-19 weiterhin ein Thema ist. Unser Fokus als Unternehmen liegt darauf, Impfstoffe zu entwickeln, die denjenigen Menschen besseren Schutz bieten, die besonders anfällig für Influenza sind. Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Impfstoff nun nach Europa bringen und damit den Ärzten an der vordersten Front der Influenzaabwehr eine zusätzliche Option an die Hand geben können.“