Bei NAFDL droht nicht nur Leberkrebs

Es war schon länger bekannt, dass bei nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung das Risiko für eine extrahepatische Krebserkrankung erhöht ist. Jetzt zeigt eine Metaanalyse die Größenordnung dieser Risikoerhöhung für verschiedene Entitäten.

Fettleber, nichtalkoholisch

Es wird geschätzt, dass die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (engl. Non-alcoholic fatty liver disease; NAFLD) inzwischen fast 30% der Weltbevölkerung betrifft. Sie gilt als eine Multisystemerkrankung und kann nicht nur zu schweren Komplikationen der Leber wie zu Zirrhose, Leberversagen oder hepatozellulärem Karzinom führen, sondern auch zu extrahepatischen Folgeerkrankungen. Dr. Alessandro Mantovani von der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Universitätsklinik in Verona führte zusammen mit Kollegen eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien zur Assoziation von Krebserkrankungen mit NAFDL durch, um das Risiko für extrahepatische Krebserkrankungen bei Menschen mit NAFDL zu quantifizieren [1].

Studien zu NAFDL und Krebsinzidenz

Die Studiengruppe suchte systematisch in den Datenbanken PubMed, Scopus und Web of Science nach den bis Ende 2020 erschienenen Beobachtungsstudien zu Krebsrisiken bei Patienten mit einer Ultraschall-bestätigten NAFDL-Diagnose oder einer NAFDL-Kodierung nach ICD (Abk. für International Classification of Diseases). Biopsie-bestätigte Diagnosen lagen keiner der gefundenen Studien zugrunde. In die Metaanalyse eingeschlossen werden konnten letztlich 10 Kohortenstudien mit insgesamt 182.202 Individuen im mittleren Lebensalter, von denen 24,8% eine NAFDL aufwiesen und die übrigen als Kontrollen dienten. In einer medianen Beobachtungszeit von 5,8 Jahren waren in diesen Studien 8.485 inzidente Fälle von extrahepatischen Tumoren dokumentiert worden.

 

Erhöhtes Krebsrisiko für den Magen-Darm-Trakt

Im Vergleich zu Lebergesunden hatten Menschen mit NAFDL ein signifikant auf das 1,5- bis 2-Fache erhöhtes Risiko, ein gastrointestinales Karzinom zu entwickeln. Im Einzelnen war bei NAFDL das Risiko erhöht für die Entwicklung:

Andere Krebsrisiken

Außerdem hatten Menschen mit NAFDL ein um den Faktor 2,6 erhöhtes Risiko für ein Schilddrüsenkarzinom und ein um den Faktor 1,30 erhöhtes Risiko für Lungenkrebs oder Harnwegskarzinome. Mammakarzinome kamen bei Menschen mit NAFDL im Vergleich zu Lebergesunden zu 39%, Genitaltumore der Frau zu 62% und Prostatakarzinome bei Männern zu 16% häufiger vor. Hämatologische Neoplasien waren bei Menschen mit NAFDL um den Faktor 1,47 häufiger als bei Personen ohne NAFDL.

NAFDL als unabhängiger Risikofaktor weiter zu untersuchen

Bei allen Risikokalkulationen waren die Einflüsse anderer Risikofaktoren für Karzinomerkrankungen wie Alter, Geschlecht, Rauchen, Adipositas oder Diabetes bereits herausgerechnet worden – die NAFDL wäre demnach ein unabhängiger Risikofaktor für eine extrahepatische Karzinomgenese. Besonders die Effekte von NAFDL, Adipositas und Diabetes dürften allerdings starke Interaktionen, additive Effekte oder gar Synergien im Hinblick auf die Entwicklung bestimmter Karzinome aufweisen. In diesem Bereich seien dringend weiter Studien notwendig, betonen die Autoren. Zudem erinnern sie daran, dass eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien keine Rückschlüsse auf kausale Zusammenhänge zulässt.

Autor:
Stand:
07.05.2022
Quelle:
  1. Mantovai A, Petracca G, Beatrice G et al. (2022): Non-alcoholic fatty liver disease and increased risk of incident extrahepatic cancers: a meta-analysis of observational cohort studies. Gut. DOI: 10.1136/gutjnl-2021- 324191

 

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