Meningokokken-Meningitis

Meningokokken-Meningitis ist eine schwere und gefährliche Form der Hirnhautentzündung. Sie kann in wenigen Stunden tödlich enden. Selbst bei schneller intensivmedizinischer Behandlung sterben etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Meningokokken-Infektion.

Meningitis

Meningokokken-Meningitis ist eine schwere bakterielle Infektion der Hirnhäute, verursacht durch Neisseria meningitidis. Diese Erkrankung kann schnell fortschreiten und lebensbedrohlich sein. Weltweit stellt sie ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar, insbesondere in Regionen wie dem afrikanischen “Meningitis-Gürtel”. Eine rasche und präzise Behandlung ist entscheidend, um die Mortalität und Morbidität zu reduzieren.

 

 

Ätiologie

  • Erreger: Neisseria meningitidis, ein gramnegatives Diplokokken-Bakterium. Insgesamt werden 12 Serogruppen unterschieden.
  • Übertragung: Tröpfcheninfektion, enges Zusammenleben fördert die Ausbreitung.
  • Pathophysiologie: Eintritt des Erregers durch den Nasen-Rachen-Raum, anschließend hämatogene Ausbreitung zur Blut-Hirn-Schranke und Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute.

Vorkommen

  • Verbreitung: Weltweite Verbreitung mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten der verschiedenen Serotypen. Hohe Inzidenz vor allem in der “Meningitis-Gürtel”-Region Afrikas und in Asien. 
  • Serogruppen: Invasive Meningokokken-Erkrankungen werden in den allermeisten Fällen durch Erreger der Serogruppen A, B, C, W, X und Y verursacht.
  • Situation in Deutschland: Im Jahr 2022 wurden 141 Fälle invasiver Meningokokken-Infektionen gemeldet, hauptsächlich verursacht durch Erreger der Serogruppen B und Y. 

Symptome

Die Mehrzahl der invasiven Meningokokken-Erkrankungen verlaufen als Meningitis und/oder Sepsis. Deutlich seltener kommen andere Manifestationen, wie beispielsweise Pneumonie, Entzündungen des Herzens oder Osteomyelitis vor. Innerhalb weniger Stunden kann sich ein lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln. 

  • Initiale Symptome: Kurzes Prodromalstadium mit Erkältungssymptomen und plötzliches Auftreten von Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel.
  • Chrakteristika: Petechiale Exantheme oder großflächige Hauteinblutungen, makulopapulöses Exanthem.
  • Meningitis-Symptome: Erbrechen, Nackensteifigkeit, Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Stupor, Koma, Krampfanfälle und Hirnnervenlähmungen.
  • Bei Kindern: Die Nackensteifigkeit kann fehlen, Auftreten einer vorgewölbten und gespannten Fontanelle, Fieber, Erbrechen, Krämpfe, starkes Schreien.

Komplikationen

  • Septischer Verlauf: Blutdruckabfall, disseminierte intravasale Koagulopathie und Organversagen, Nekrosen der Gliedmaßen mit häufig folgender Notwendigkeit der Amputation. Die Letalität liegt bei etwa 13%. 
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Charakteristische Einblutungen in die Nebennieren mit septischem Schock und Organversagen. Die Letalität beträgt circa 33%.
  • Nach Meningitis: Hirnnervenlähmungen, Hemiplegie, Krampfanfälle, Hydrozephalus, intellektuelle Einschränkungen, Lernschwierigkeiten, Taubheit.

Diagnostik

  • Klinische Untersuchung: Beurteilung von Nackensteifigkeit, Brudzinski- und Kernig-Zeichen.
  • Erregernachweis: Mittels Erregeranzucht aus Blutkulturen und/oder Liquor oder durch PCR. 
  • Spezialdiagnostik: Einsendung von Blut bzw. Liquor an das Nationale Referenzzentrum für Meningokokken und H. influenzae zur Feintypisierung des Erregers zur frühzeitigen Erkennung von Ausbrüchen und Datenanalyse der zirkulierenden Serotypen. 

Therapie

Durch das schnelle Fortschreiten der Erkrankung und die hohe Letalität sollte bei klinischem Verdacht umgehend mit der Therapie begonnen werden.

  • Antibiotische Behandlung: Cephalosporine der Gruppe 3 (z.B. Ceftriaxon oder Cefotaxim).
  • Supportive Maßnahmen: Intensivmedizinische Überwachung bei schwerem Verlauf, Volumen- und Elektrolytersatz, Therapie von Gerinnungsstörungen, antikonvulsive Therapie, Hirndrucksenkung. 

Prophylaxe/Vorbeugung

  • Impfempfehlungen, Impfschema und Impfstoffe: Impfung gegen Meningokokken-Meningitis
  • Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sofortige Krankenhauseinweisung. Patienten müssen bis zu 24 Stunden nach Beginn einer spezifischen Therapie isoliert werden. Während der Behandlungszeit und im Kontakt Barrieremaßnahmen beachten. 
  • Postexpositionsprophylaxe: Antibiotische Prophylaxe für enge Kontaktpersonen mit Rifampicin, Ciprofloxacin, Ceftriaxon oder Azithromycin, bei sehr engem Kontakt ggf. zusätzliche Meningokokken-Impfung erwägen. 

Reise/Impfvorschriften

Saudi-Arabien schreibt für die Einreise zu Pilgerreisen (Hadsch) nach Mekka eine Impfung gegen Meningokokken ACWY vor.

Autor:
Stand:
05.08.2024
Quelle:
  1. Robert Koch-Institut: Meningokokken, aufgerufen am 5. August 2024.
  2. Robert Koch-Institut: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für 2022 - Meningokokken, invasive Infektion, aufgerufen am 5. August 2024.
  3. Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Meningokokken und Haemophilus influenzae, aufgerufen am 5. August 2024.
  4. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Meningococcal Disease, aufgerufen am 5. August 2024.
  5. World Health Organization (WHO): Meningococcal meningitis, aufgerufen am 5. August 2024.
  6. Gesundheitsministerium Saudi-Arabien: Health Requirements and Recommendations for Travelers to Saudi Arabia for Hajj, aufgerufen am 5. August 2024.
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