Flohsamenschalen

Als Flohsamenschalen werden die Samenhülsen der Wegericharten Plantago indica und Plantago afra bezeichnet, die bei der Behandlung der Obstipation als Quellmittel wirken. Sie bestehen hauptsächlich aus wasserlösliche Ballaststoffe, die aus Schleimstoffen bestehen.

Flohsamen

Flohsamenschalen binden Flüssigkeit und quellen dadurch. Durch die Erhöhung des Stuhlvolumens kommt es zur Anregung der Darmperistaltik, so wird die Darmentleerung beschleunigt. Durch die Erhöhung des Stuhlvolumens kommt es zur Anregung der Darmperistaltik, so wird die Darmentleerung beschleunigt. Flohsamenschalen können sowohl bei Obstipation als auch bei Diarrhoe eingesetzt werden und sind als Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und als Arzneimittel (z. B. Agiocur Madaus, Mucofalk, Pascomucil) auf dem Markt.

Was ist zu beachten?

Die Einnahme sollte mit viel Wasser erfolgen und auch über den Tag verteilt sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, da die enthaltenen Schleimstoffe ansonsten nicht richtig aufquellen und damit nicht wirken können. Im schlimmsten Fall können die Schleimstoffe mit der Darmwand verkleben und zu einem Darmverschluss führen.

Die Aufnahme von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln wie Mineralien, Vitaminen, Herzglykosiden und Cumarinen aus dem Darm kann verzögert werden. Daher ist ein zeitlicher Abstand von circa einer halben bis einer Stunde zu anderen Arzneimitteln erforderlich. Außerdem dürfen Flohsamenschalen und Medikamente, die die natürliche Darmperistaltik hemmen (z. B. Loperamid, Opiumtinktur), nicht gleichzeitig verabreicht werden, da ein Darmverschluss auftreten kann.

Flohsamenschalen können die Kohlenhydrataufnahme verzögern und somit blutzuckerspiegelsenkend wirken. Daher ist bei insulinpflichtigen Diabetiker:innen Vorsicht geboten – möglicherweise muss die Insulindosis angepasst werden. Des Weiteren ist eine Abschwächung der Wirkung von Schilddrüsenhormonen, auch bei zeitlich versetzter Einnahme, möglich [10].

Studienlage

Ein systematischer Reviewartikel aus dem Jahre 2011 bescheinigt wasserlöslichen Ballaststoffen eine gute Studienlage. Im Vergleich zu Placebo führten lösliche Ballaststoffe unter anderem zu einer Verbesserung der allgemeinen Symptome (86,5% vs. 47,4%), des Pressens (55,6% vs. 28,6%), der Schmerzen beim Stuhlgang und der Stuhlkonsistenz. Außerdem wurde unter der Therapie die durchschnittliche Anzahl von Stühlen pro Woche auf 3,8 Stuhlgänge pro Woche erhöht. Bei Studienbeginn lag dieser Wert bei 2,9. Die Anzahl der Tage zwischen den Stuhlgängen verringerte sich ebenfalls [11].

Die Verwendung von Flohsamenschalen bei Obstipation entspricht der Evidenz der Stufe II und Empfehlung der Stufe B [12]. Verglichen mit Lactulose haben sie allerdings eine niedrige Evidenz [13].

Autor:
Stand:
03.02.2022
Quelle:
  1. Lehrbuch Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, von Gerd Geisslinger/Sabine Menzel/Thomas Gudermann/Burkhard Hinz/Peter Ruth, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. Aktualisierte S2k-Leitlinie chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM); Konsultationsfassung, https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2021/11/Leitlinie-LL-chronische-Obstipation_16.11.21-1.pdf
  3. Wald, A., et al., The burden of constipation on quality of life: results of a multinational survey. Aliment Pharmacol Ther, 2007. 26(2): p. 227-36.
  4. Muller-Lissner, S.A., et al., Myths and misconceptions about chronic constipation. Am J Gastroenterol, 2005. 100(1): p. 232-42.
  5. Fachinformation Lactulose
  6. Lederle FA, Busch DL, Mattox KM, West MJ, Aske DM. Cost-effective treatment of constipation in the elderly: a randomized double-blind comparison of sorbitol and lactulose. Am J Med. 1990 Nov;89(5):597-601. doi: 10.1016/0002-9343(90)90177-f. PMID: 2122724. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2122724/
  7. Müller-Lissner S, Bassotti G, Coffin B, et al. Opioid-Induced Constipation and Bowel Dysfunction: A Clinical Guideline. Pain Med. 2017;18(10):1837-1863. doi:10.1093/pm/pnw255
  8. Fachinformation Movicol®
  9. Lee-Robichaud H, Thomas K, Morgan J, Nelson RL. Lactulose versus Polyethylene Glycol for Chronic Constipation. Cochrane Database Syst Rev. 2010 Jul 7;(7):CD007570. doi: 10.1002/14651858.CD007570.pub2. PMID: 20614462. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20614462/
  10. Fachinformation Agiocur® Madaus
  11. Suares NC, Ford AC. Systematic review: the effects of fibre in the management of chronic idiopathic constipation. Aliment Pharmacol Ther 2011;33:895-901.
  12. Bove A, Bellini M, Battaglia E, et al. Consensus statement AIGO/SICCR diagnosis and treatment of chronic constipation and obstructed defecation (part II: treatment). World J Gastroenterol 2012;18:4994-5013.
  13. Mueller-Lissner SA, Wald A. Constipation in adults. BMJ Clin Evid 2010;2010.
  14. Fachinformation Dulcolax® Dragées
  15. Kamm MA, Mueller-Lissner S, Wald A, Richter E, Swallow R, Gessner U. Oral bisacodyl is effective and well-tolerated in patients with chronic constipation. Clin Gastroenterol Hepatol. 2011 Jul;9(7):577-83. doi: 10.1016/j.cgh.2011.03.026. Epub 2011 Mar 25. PMID: 21440672.
  16. Friedrich C, Richter E, Trommeshauser D, de Kruif S, van Iersel T, Mandel K, Gessner U. Absence of excretion of the active moiety of bisacodyl and sodium picosulfate into human breast milk: an open-label, parallel-group, multiple-dose study in healthy lactating women. Drug Metab Pharmacokinet. 2011;26(5):458-64. doi: 10.2133/dmpk.dmpk-11-rg-007. Epub 2011 Jun 21. PMID: 21697613.
  17. Fachinformation Laxoberal® Abführ-Tropfen / Abführ-Tabletten
  18. Kienzle-Horn S, Vix JM, Schuijt C, Peil H, Jordan CC, Kamm MA. Comparison of bisacodyl and sodium picosulphate in the treatment of chronic constipation. Curr Med Res Opin. 2007 Apr;23(4):691-9. doi: 10.1185/030079907x178865. PMID: 17407625.
  19. Wirz S, Nadstawek J, Elsen C, Junker U, Wartenberg HC. Laxative management in ambulatory cancer patients on opioid therapy: a prospective, open-label investigation of polyethylene glycol, sodium picosulphate and lactulose. Eur J Cancer Care (Engl). 2012 Jan;21(1):131-40. doi: 10.1111/j.1365-2354.2011.01286.x. Epub 2011 Aug 31. PMID: 21880080.
  20. SPEARE GS. Melanosis coll; experimental observations on its production and elimination in twenty-three cases. Am J Surg. 1951 Nov;82(5):631-7. doi: 10.1016/0002-9610(51)90432-1. PMID: 14885613.
  21. Fachinformation Neda® Früchtewürfel
  22. Fachinformation Kräuterlax®
  23. Agra Y, Sacristán A, González M, Ferrari M, Portugués A, Calvo MJ. Efficacy of senna versus lactulose in terminal cancer patients treated with opioids. J Pain Symptom Manage. 1998 Jan;15(1):1-7. doi: 10.1016/S0885-3924(97)00276-5. PMID: 9436336.
  24. Fachinformation Obstinol® M
  25. AWMF: Leitlinien
  26. Lauer-Taxe: Lecicarbon® Laxans
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