Informationsbrief zu Actilyse, Actilyse Cathflo und Metalyse

Der Hersteller informiert über eine vorübergehende Lieferunterbrechung der thrombolytischen Arzneimittel Actilyse, Actilyse Cathflo und Metalyse in den Jahren 2022 und 2023.

Infobrief

Die Firma Boehringer Ingelheim erklärt in ihrem Informationsschreiben, dass trotz der Versuche die Produktionskapazität zu erhöhen, mit einer vorübergehenden Lieferunterbrechung der Thrombolytika Alteplase (Actilyse und Actilyse Cathflo) und Tenecteplase (Metalyse) in den Jahren 2022 und 2023 zu rechnen sei.

Gründe für die Lieferengpässe

Die Lieferengpässe begründen sich zum einen auf der steigenden Nachfrage nach Thrombolytika, da immer mehr Menschen damit behandelt werden.

Zum anderen ist die Produktionskapazität von Boehringer Ingelheim für die genannten Wirkstoffe derzeit auf den Standort Biberach/Riß in Deutschland begrenzt. Da es sich um biopharmazeutische Arzneimittel mit einem komplexen Herstellungsprozess handelt, ist es nicht möglich, die Produktion kurzfristig erheblich auszuweiten.

Bei der Herstellung neuer Chargen von Metalyse für das vierte Quartal 2021 kam es laut Hersteller zu Qualitätsabweichungen, die zu einer Verringerung der erwarteten Produktion führten. Zusätzliche Faktoren, wie eine geringere Ausbeute bei bestimmten Produktionskampagnen, trugen ebenfalls zu den Lieferengpässen bei.

Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage

Der Hersteller hat verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um die Versorgungslage mit Thrombolytika zu verbessern und die Patientenversorgung zu sichern. Die meisten Maßnahmen werden voraussichtlich erst nach 2022 Wirkung zeigen, so Boehringer Ingelheim.

  • Die Produktion von Actilyse Cathflo 2 mg wird im Jahr 2022 eingestellt, um den Wirkstoff in der Zwischenzeit für die anderen Stärken und Indikationen zu verwenden.
  • Für Metalyse 10.000 U ist geplant, die zugelassene Laufzeit von 24 Monaten auf 36 Monate zu erhöhen, die Einreichung einer entsprechenden Variation bei der EMA ist für das dritte Quartal 2022 vorgesehen.
  • Um die Einschränkungen bei der Herstellung der Thrombolytika mittel- bis langfristig abzumildern, wurde ein Herstellungsverfahren für Alteplase mit einer höheren Ausbeute entwickelt.
  • Boehringer Ingelheim plant zudem die Verlagerung der Alteplase-Produktion an einen neuen Produktionsstandort in Wien (Österreich), um Produktionskapazitäten für die Herstellung von Tenecteplase (Metalyse®) in Biberach/Riß (Deutschland) freizumachen. Die Einreichung der geplanten Änderung wird in der EU voraussichtlich im ersten Quartal 2024 erfolgen.
  • Für die beiden vorgenannten Punkte arbeitet Boehringer Ingelheim mit dem BfArM zusammen bzw. plant eine solche Zusammenarbeit, um eine angemessene Einreichungsstrategie zu vereinbaren, die eine beschleunigte Einreichung, Überprüfung und Zulassung zum frühestmöglichen Zeitpunkt gewährleistet.
  • Der Hersteller prüft die Möglichkeit, einen externen zweiten Lieferanten für den Wirkstoff Tenecteplase einzubeziehen, um die Produktion langfristig zu erweitern.

Situation in Deutschland

Für die jeweiligen Präparate werden Lieferengpässe in den folgenden Zeiträumen erwartet. Als Alternativen stehen die anschließend genannten medikamentösen oder mechanischen Maßnahmen zur Verfügung.

Actilyse Cathflo (Alteplase)

Für Actilyse Cathflo 2 mg rechnet der Hersteller in Deutschland aktuell mit einer Lieferunterbrechung voraussichtlich ab Mitte Juni 2022 bis Dezember 2023.

Actilyse Cathflo 2 mg Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung wird angewendet zur thrombolytischen Behandlung von verschlossenen, zentralen Venenkathetern einschließlich Hämodialysekathetern. Da für diese Indikation keine zugelassene medikamentöse Alternative zur Verfügung steht, muss der entsprechende venöse Zugang ausgetauscht werden.

Actilyse (Alteplase)

Für Actilyse 10 mg, 20 mg und 50 mg werden in Deutschland Lieferengpässe von Mai bis Dezember 2022 bis hin zu einer Lieferunterbrechung am Ende des Jahres 2022 erwartet. Ab Januar 2023 sollen die Packungsgrößen 10 mg, 20 mg und 50 mg wieder eingeschränkt lieferfähig sein.

Actilyse Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung wird bei folgenden Indikationen angewendet.

  • Zur fibrinolytischen Therapie bei akutem Herzinfarkt
  • Zur fibrinolytischen Therapie bei akuter massiver Lungenembolie mit hämodynamischer Instabilität
  • Zur fibrinolytischen Behandlung bei akutem ischämischem Schlaganfall

Therapeutische Alternativen bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt sind die Anwendung des Thrombolytikums Metalyse oder eine primäre mechanische Intervention (perkutane transluminale Koronar-Angioplastie) in der Klinik.

Für die Behandlung einer Hoch-Risiko-Lungenembolie mit einem Thrombolytikum steht keine zugelassene medikamentöse Alternative zur Verfügung. Unter ausgewählten Bedingungen sind mechanische Interventionen (chirurgische Embolektomie / perkutane Katheterbehandlung) eine therapeutische Option.

Für die Behandlung eines ischämischen Schlaganfalls mit einem Thrombolytikum steht keine zugelassene medikamentöse Alternative zur Verfügung. Unter ausgewählten Bedingungen ist eine endovaskuläre Schlaganfalltherapie (mechanische Thrombektomie) eine therapeutische Option.

Metalyse (Tenecteplase)

Für Metalyse® rechnet der Hersteller in Deutschland aktuell ab (spätestens) Juli 2023 mit einer längeren Lieferunterbrechung. Auch hier ist die Liefersituation bereits jetzt angespannt.

Metalyse 10.000 U Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung wird angewendet bei Erwachsenen zur thrombolytischen Therapie bei Verdacht auf akuten Herzinfarkt mit andauernder ST-Streckenhebung oder frischem Linksschenkelblock innerhalb von sechs Stunden nach Symptombeginn eines akuten Herzinfarkts.

Therapeutische Alternativen bei Patienten mit akutem Herzinfarkt sind die Anwendung des Thrombolytikums Actilyse oder eine primäre mechanische Intervention (perkutane transluminale Koronar-Angioplastie) in der Klinik.

Sorgsamer Umgang mit Beständen

Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit der Präparate wird eine sorgfältige Verwaltung und Verwendung der verfügbaren Bestände empfohlen. Insbesondere sollte darauf geachtet werden, dass für jeden Patienten die passenden Dosierungsstärken kombiniert werden, um einen evtl. Verwurf von angebrochenen Vials zu vermeiden.

PDF öffnenInformationsbrief zu Actilyse, Actilyse Cathflo und Metalyse

Autor:
Stand:
31.05.2022
Quelle:

Boehringer Ingelheim: Informationsbrief zu Actilyse, Actilyse Cathflo und Metalyse

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