Maribavir bei Zytomegalovirus-Infektionen zugelassen

Die Europäische Kommission hat dem Virostatikum Livtencity (Maribavir) die Zulassung zur Behandlung von Zytomegalovirus (CMV)-Infektionen erteilt.

CMV

Die genaue Indikation besagt, dass das Präparat bei erwachsenen Patienten, die sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) oder einer Organtransplantation (SOT) unterzogen haben zum Einsatz kommen kann, wenn die CMV-Infektionen gegenüber einer oder mehreren früheren Therapien, einschließlich Ganciclovir, Valganciclovir, Cidofovir oder Foscarnet refraktär sind.

CMV ist eine der häufigsten Infektionen bei Transplantationspatienten mit einer geschätzten globalen Inzidenzrate von 16-56% bei SOT- und 30-80% bei HSCT-Empfängern. In Europa und Nachbarländern wurden im Jahr 2019 mehr als 34.000 SOTs, einschließlich Leber-, Nieren- und Herztransplantationen und mehr als 48.000 HSCTs durchgeführt.

Trotz Präventionsmaßnahmen und Behandlungen der CMV-Infektionen mit verfügbaren Therapien bei SOT- und HSCT-Patienten sind Durchbruchsinfektionen auch bei Prophylaxe möglich und einige der Infektionen sprechen erst gar nicht auf die Behandlung an.

Was ist Livtencity?

Bei Livtencity (Maribavir) von Takeda handelt es sich um die erste und einzige orale Behandlungsoption, die im Gegensatz zu den verfügbaren Anti-CMV-Medikamenten, welche die DNA-Polymerase hemmen, den Kernaustritt viraler Kapside durch die Hemmung der Proteinkinase UL97 blockiert.

Signifikant überlegen

Die TAK-620-303 (SOLSTICE)-Studie (NCT02931539, EudraCT 2015-004725-13) war eine globale, multizentrische, randomisierte, unverblindete, kontrollierte klinische Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung mit Maribavir oder einer konventionellen antiviralen Therapie bei 352 Empfängern von hämatopoetischen Stammzelltransplantaten und Transplantaten solider Organe mit CMV-Infektion, die gegenüber einer oder einer Kombination der konventionellen antiviralen Therapien, Ganciclovir, Valganciclovir, Foscarnet oder Cidofovir refraktär waren.

Die erwachsenen Patienten wurden einer zweiwöchigen Screening-Periode unterzogen, gefolgt von einer Randomisierung im Verhältnis 2:1 zu Maribavir (n=235) 400 mg, zweimal täglich oder zu einer konventionellen antiviralen Therapie (n=117) (je nach Dosierung durch den Prüfarzt) für bis zu 8 Wochen. Nach Abschluss der Behandlungsphase traten die Probanden in eine 12-wöchige Nachbeobachtungsphase ein.

Endpunkte

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt der Studie war ein bestätigter CMV-DNA-Spiegel < LLOQ (untere Quantifizierungsgrenze, [d. h. <137 IE/ml] in zwei aufeinanderfolgenden Proben, die mindestens 5 Tage voneinander entfernt waren am Ende von Woche 8.

Der wichtigste sekundäre Endpunkt war der CMV-DNA-Spiegel <LLOQ und Kontrolle der CMV-Infektionssymptome am Ende von Studienwoche 8 mit Aufrechterhaltung dieses Behandlungseffekts bis Studienwoche 16.

Ergebnisse

Signifikant mehr Patienten in der Maribavir erreichten den primären Endpunkt im Vergleich zur Kontrollgruppe (55,7% vs. 23,9%) und den wichtigsten sekundären Endpunkt (18,7% vs. 10,3). Die Raten behandlungsbedingter unerwünschter Ereignisse waren zwischen den Gruppen ähnlich (Maribavir 97,4%; Kontrollgruppe 91,4%).

Maribavir war im Vergleich zu Foscarnet (8,5% vs. 21,3%) mit weniger Neutropenie und im Vergleich zu Valganciclovir/Ganciclovir (9,4% vs. 33,9%) mit weniger akuten Nierenschäden verbunden.

Darüber hinaus brachen unter Maribavir weniger Patienten die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab (13,2% vs.31,9%).

Aussicht

Dr. Luciano Potena, Präsident der Europäischen Gesellschaft für Organtransplantation (ESOT) betonte:

„Die Europäische Gesellschaft für Organtransplantation ist sich darüber im Klaren, dass die Reise des Transplantationspatienten weit über die Transplantation selbst hinausgeht. Wenn CMV nicht erfolgreich behandelt wird, stellt es eine Herausforderung für Transplantationsempfänger und Ärzte dar und führt häufig zu einer erhöhten Organabstoßung, höheren Krankenhauseinweisungsraten und einer größeren Belastung der Gesundheitsressourcen, was zu Ungerechtigkeiten für Patienten im gesamten System beiträgt.“

Er fügt weiter an: „Die Zulassung von Livtencity durch die Europäische Kommission erkennt die Notwendigkeit eines neuen antiviralen Ansatzes zur Behandlung von CMV-Infektionen an, die (mit oder ohne Resistenz) gegenüber einer oder mehreren früheren CMV-Therapien resistent sind.“

Quelle:
  1. Takeda: European Commission (EC) Approves LIVTENCITYTM▼ (maribavir) for the Treatment of Adults With Post-transplant Cytomegalovirus (CMV) Infection And/or Disease That Are Refractory (With or Without Resistance) to One or More Prior Therapies, November 11, 2022
  2. EMA: Livtencity
  3. Avery, Robin K., et al. "Maribavir for refractory cytomegalovirus infections with or without resistance post-transplant: results from a phase 3 randomized clinical trial." Clinical Infectious Diseases 75.4 (2022): 690-701.
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