
In den USA sind seit Mai 2019 neu umrahmte Warnhinweise auf Produktinformationen von Nicht-Benzodiazepin-Agonisten vorgeschrieben. Zu diesen Arzneimitteln gehören Zolpidem und Zopiclon sowie Zaleplon (in Deutschland nicht erhältlich). Aufgrund der Anfangsbuchstaben werden diese Medikamente auch als Z-Drugs bzw. Z-Substanzen bezeichnet. Der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) liegen mittlerweile Daten von 66 Patienten vor, die sich unter Einfluss der Z-Drugs selbst gefährdeten, andere verletzten oder ums Leben kamen. Die schwerwiegenden Ereignisse resultieren daraus, dass Personen nach der Einnahme der Sedativa im Schlaf bzw. Halbschlaf umherwandelten oder in andere gefährliche Situationen geraten.
Warnhinweise bei Z-Drugs
Am 30. April 2019 ordnete die FDA an, die Produktinformationen von Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon mit gut sichtbaren Warnhinweisen zu komplexem Schlafverhalten auszustatten. Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass die Z-Drugs bei Patienten, die bereits in der Vorgeschichte unter Einfluss dieser Wirkstoffe schlafwandelten oder andere unwillentliche schlafassoziierte Verhaltensweisen zeigten, kontraindiziert sind.
Hierzulande werden Patienten seit 2014 lediglich darauf hingewiesen, mindestens acht Stunden nach der Einnahme kein Auto zu fahren. Damit soll das Risiko einer verminderten mentalen Wachsamkeit inklusive einer eingeschränkten Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen am Morgen nach dem Gebrauch der Non-Benzodiazepine minimiert werden. In Frankreich darf Zolpidem seit 2017 nur noch auf speziellen Betäubungsmittel-Rezepten verordnet werden. Dieses Vorgehen soll eine ordnungsgemäße Einnahme gewährleisten.
Schwere Nebenwirkungen wie Schlafwandeln
Normalerweise wird den sogenannten Z-Drugs ein sicheres Anwendungsprofil bescheinigt. Deshalb wurden sie in den letzten Jahren auch weitaus häufiger verordnet als die herkömmlich eingesetzten Benzodiazepine. In den USA haben sich die Rezeptierungen der Nicht-Benzodiazepin-Agonisten in einem Jahrzehnt nahezu vervierfacht. Zeitgleich häuften sich die Meldungen über komplexes Schlafverhalten mit prekären Folgen nach der Einnahme von Zolpidem und Co. Nach Anwendung handeln, wandeln oder fahren die Patienten im Schlaf oder beinahe Wachzustand, ohne sich anschließend daran erinnern zu können. Die zugrunde liegenden Mechanismen, warum Z-Drugs komplexes Schlafverhalten auslösen, sind noch nicht vollständig geklärt.
Autounfälle, Erfrierungen und Suizide
Von den unerwünschten Schlafwandel- und Schlaffahrepisoden geht eine nicht unerhebliche Gefahr aus. Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde für Lebens- und Arzneimittel berichtet insgesamt von 66 schwerwiegenden Ereignissen infolge komplexen Schlafverhaltens nach der Einnahme von Z-Drugs. 20 von ihnen endeten letal. Die FDA meldet unter anderem folgende Fälle und Situationen:
- 22 Stürze mit schweren Verletzungen wie intrakraniellen Blutungen sowie Wirbelkörper- und Hüftgelenksfrakturen
- sechs Stürze mit tödlichem Ausgang
- fünf akzidentielle Überdosierungen
- fünf Unterkühlungen bei Aufenthalten im Freiem mit extrem niedriger Außentemperatur (einschließlich Verlust einer Gliedmaße)
- fünf Suizidversuche
- vier vollendete Suizide
- vier tödliche Autounfälle.
Ferner kam es zum Gebrauch von Schusswaffen sowie zu Ertrinken und Beinahe-Ertrinken, Verbrennungen und Kohlenmonoxidvergiftungen. Selbst ein Tötungsdelikt ist unter dem Einfluss der Schlafmittel beschrieben.
Nebenwirkungen unabhängig von Dosierung und Einnahmedauer
Die Zwischenfälle treten unabhängig von Dosierung und Einnahmedauer auf. So wurde über riskante Ereignisse bei Patienten mit und ohne komplexes Schlafverhalten in der Anamnese berichtet. Darüber hinaus gab es Fälle nach der Einnahme von nur einer Tablette sowie bei Anwendung der geringsten empfohlenen Dosis. Selbst nach einer längeren unauffälligen Behandlungsdauer ohne Zwischenfälle sind plötzlich auftretende unerwünschte nächtliche Episoden möglich.
Die meisten Ereignisse wurden unter Zolpidem beobachtet. Alkohol vor oder während der Einnahme sowie die Kombination mit zentral wirkenden Tranquilizern, Anxiolytika oder Opiodiden erhöht die Wahrscheinlichkeit von unwillentlichen nächtlichen Aktivitäten zusätzlich.
Patienten sollten informiert werden
Z-Drugs bzw. Z-Substanzen sind bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Schlaflosigkeit bei Erwachsenen mit Ein- und Durchschlafstörungen zugelassen. Trotz hohem Sicherheitsprofil der Sedativa empfiehlt die FDA, Patienten bei der Verordnung über die Möglichkeit von komplexem Schlafverhalten hinzuweisen, die zu Verletzungen und sogar zum Tod führen können. Ebenso müssen die Anwender darüber aufgeklärt werden, die Behandlung bei Auftreten von komplexem Schlafverhalten sofort abzubrechen. Ferner sollten Patienten unverzüglich einen Arzt informieren, wenn sie Aktivitäten im Schlaf- oder Halbschlaf ausführen oder während der Schlaf- und Aufwachphase Dinge tun, an die sie sich später nicht mehr erinnern.