Verändertes Symptomprofil von Covid-19 – kaum noch Geruchs- und Geschmacksverlust, mehr grippeähnliche Verläufe

Das Symptomprofil von Covid-19 hat sich im Verlauf der Pandemie verändert. Während ein vollständiger Geruchs- und Geschmacksverlust noch typische Anzeichen für eine ursprüngliche SARS-CoV-2-Infektion waren, werden mit der Omikron-BA.5-Subvariante zunehmend grippeähnliche Verläufe beobachtet

Erkältung

In der Hausarztpraxis gilt es, PatientInnen mit Covid-19 möglichst sicher zu erkennen, damit Risikopersonen engmaschig beobachtet bzw. frühzeitig behandelt werden können. Am Anfang der Coronapandemie wiesen ein vollständiger Geruchs- und Geschmacksverlust relativ zuverlässig auf Covid-19 hin. Im Laufe der Zeit und mit dem Auftreten neuer SARS-CoV-2-Mutationen veränderten sich jedoch die Beschwerden. So berichten PatientInnen mit den Omikron-Subvarianten BA.1 und BA.2 deutlich häufiger über Halsschmerzen; bei nachgewiesener Omikron-BA.5-Infektion werden zunehmend grippeähnliche Verläufe beobachtet. Das ergab eine Studie vom Robert Koch-Institut (RKI).

Auswertung von Fällen aus der Omikron-BA.5-dominierten Phase

Ann-Sophie Lehfeld aus der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI Berlin und Kollegen analysierten, wie sich die Covid-19-Symptome bei wahrscheinlicher oder nachgewiesener Omikron-BA.5-Infektion entwickelt haben. Dafür werteten sie Daten von PCR-positiven Fällen aus, die von den Gesundheitsämtern erfasst und an das RKI übermittelt wurden. Hierbei können die Gesundheitsämter angeben, welche der 14 im Meldesystem verfügbaren Symptome vorhanden sind.

Die Forschenden identifizierten Fälle mit mindestens einem spezifischen Symptom, stratifiziert nach Altersgruppe und Phase, in der eine bestimmte Variante >80% der sequenzierten SARS-CoV-2-Stämme ausmachte. Die Variable „allgemeine Krankheitszeichen“ wurde nicht berücksichtigt. Bis zur Kalenderwoche (KW) 48/2022 wurden rund 9.200.000 symptomatische Fälle übermittelt, darunter 1.400.281 Fälle, die während der von Omikron-BA.5-dominierten Phase (KW 26–48/2022) auftraten.

Verändertes Symptomprofil erkennbar

Das Symptomprofil von Covid-19 veränderte sich im Pandemieverlauf.

Husten und Schnupfen

Insgesamt und über alle Varianten hinweg waren Husten (51% beim Wildtyp; 69% bei BA.5) und Schnupfen (36%; 62%) die am häufigsten übermittelten Beschwerden. Ein Anstieg dieser Symptome war vor allem während der Delta- und BA.1- beziehungsweise BA.2-Dominanz zu beobachten.

Halsschmerzen verdoppelten sich mit BA.5

Der Anteil an PatientInnen mit Halsschmerzen verdoppelte sich bis zum Auftreten von BA.5 in allen Altersgruppen. Während der BA.5-Phase gab jeder zweite Erwachsene im Alter von 15–79 Jahren Halsbeschwerden als Symptom an.

Anstieg von Fieber beim Übergang von BA.2 zu BA.5

Beim Übergang von der BA.2- zur BA.5-dominierten Phase war in allen Altersgruppen ein bemerkenswerter Anstieg an Fieber zu beobachten, so das Autorenteam. Die höchste Fieberrate bei den symptomatischen Covid-19-Fällen hatten Kinder unter fünf Jahren (69%), bei Personen ab 80 Jahren lag der Anteil bei etwa 24%.

Weniger Geruchs- und Geschmacksverlust als am Anfang

Die Anteile von Geruchs- und Geschmacksverlust nahmen beim Übergang von der Delta-dominierten zur Omikron-BA.1-dominierten Phase um einen Faktor von 2 bis 3 (je nach Altersgruppe) ab. Während die Omikron-Subvariante BA.5 vorherrschte, stiegen beide Symptome wieder leicht auf ein niedriges Niveau von etwa 10% an.

Mehr Erkältungssymptome bei BA.5

In der von der Omikron-BA.5-Subvarinate dominierten Phase waren die drei häufigsten spezifischen Symptome bei Kindern unter fünf Jahren Fieber (69%), Husten (51%) und Schnupfen (49%). Adoleszenten ab 15 Jahre und Erwachsene berichteten vor allem über Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Hierbei war der Anteil derjenigen zwischen 15–79 Jahren höher als der bei Menschen ab 80 Jahren. „Die Häufigkeit dieser Symptome war in allen Altersgruppen zwischen den Geschlechtern sehr ähnlich verteilt und unterschied sich um nicht mehr als 5 Prozentpunkte“, schreiben die Forschenden.

BA.5 verursacht meist grippeähnlichen Verlauf

Den Ergebnissen zufolge blieb der Anteil an Geruchs- und Geschmacksverlust während der BA.5-Phase niedrig, erkältungs- und grippeähnliche Symptome wie Halsschmerzen, Husten und Fieber nahmen hingegen zu. Somit ähneln Covid-19-Symptome immer mehr denen anderer Atemwegserkrankungen, insbesondere Influenza, so das Resümee der Autorengruppe.

„Für Hausärztinnen und Hausärzte wird es daher zunehmend wichtiger, auf SARS-CoV-2 (und Influenza) zu testen, damit vulnerable Patientinnen und Patienten frühzeitig von einer spezifischen antiviralen Therapie profitieren können.“

Autor:
Stand:
13.02.2023
Quelle:

Lehfeld, A.-S. et al. (2023): The changing symptom profile of COVID-19 during the pandemic – results from the German mandatory notification system. Deutsches Ärzteblatt International, DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0018.

 

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