In der Selbstmedikation des Hustens stehen neben zahlreichen Phytopharmaka auch chemisch-synthetische Expektoranzien sowie Antitussiva zur Verfügung. Sie finden hier eine Übersicht der unterschiedlichen Behandlungsarten sowie Angaben zu deren Evidenz.
Husten ist nicht nur ein häufiges Krankheitssymptom, z.B. von viralen Erkältungskrankheiten, sondern vor allem auch ein Schutzreflex des Körpers, durch den Fremdkörper wie Staub und Pollen aber auch übermäßig produzierter Schleim aus den Bronchien abtransportiert werden.
Es wird zwischen akutem (bis zu zwei Wochen), subakutem (3 bis 8 Wochen) und chronischem (länger als 8 Wochen) Husten sowie zwischen produktivem und nicht-produktivem (trockenem Reiz-)Husten unterschieden.
Die akute Bronchitis (Entzündung der Bronchialschleimhaut) ist in der Regel viral bedingt und geht zunächst mit trockenem Husten einher, der dann häufig in einen produktiven Husten übergeht. Bakterielle Infektionen als Ursache sind selten. Meist treten diese nach einer vorangegangenen akuten oder chronischen Bronchitis auf.
Behandlung
Entsprechend der aktuellen S2k-Leitlinie für Pneumologen ist vor allem die Dauer des Hustens entscheidend für die Therapie. Erkältungshusten und akute Bronchitis heilen in der Regel von selbst ab und werden im Rahmen der Selbstmedikation behandelt. Für die Auswahl eines geeigneten Medikaments kann die Unterscheidung zwischen produktivem und nicht-produktivem Husten hilfreich sein. Eine klare Abgrenzung ist jedoch nicht immer möglich.
Es sollte auf jeden Fall abgeklärt werden, ob es sich um einen allergischen oder erkältungsbedingten Husten handelt. Bei bestimmten Auffälligkeiten (z.B. blutiger Auswurf, Atemnot) und wenn der Husten länger anhält, müssen die Symptome ärztlich abgeklärt werden. So könnte ein subakuter Husten auch durch Rhinosinusitis oder bronchiale Hyperreagibilität verursacht worden sein, die sich mit verschreibungspflichtigen Kortikosteroiden behandeln lassen. Husten der länger als acht Wochen anhält, sollte auf jeden Fall durch einen Arzt diagnostisch abgeklärt werden, um eine kausale Behandlung zu ermöglichen.
Innerhalb der Selbstmedikation stehen folgende Präparate zur Verfügung:
Nichtmedikamentöse Maßnahmen und Beratungsvorschläge
Frische Luftzufuhr (Spaziergänge)
Inhalation mit heißem Wasserdampf (Zusatz ätherischer Öle ist nicht erforderlich, diese könnten reizend wirken und möglicherweise Asthmaanfälle auslösen)
Ausreichend Trinken (erhöhte Flüssigkeitszufuhr ist unter anderem aufgrund einer möglichen Elektrolytverschiebung nicht empfohlen!)
Hausmittel wie heiße Milch mit Honig (nicht bei Kindern unter einem Jahr) und Hustenbonbons zur Befeuchtung der Schleimhäute
Einhaltung von Hygienemaßnahmen (z.B. Husten und Niesen in die Armbeuge)
Rauchkarenz
Unterscheidung der Präparate
Unter den chemisch-synthetischen Antitussiva sind das Suchtpotential und die Atemdepression bei Dextromethorphan und Pentoxyverin geringer ausgeprägt als bei den verschreibungspflichtigen Codeinpräparaten. Dennoch können auch diese beiden Substanzen bei langfristigem Gebrauch zu Toleranz und Abhängigkeit führen.
Bei der Anwendung von Phytotherapeutika müssen aufgrund der Komplexität Sicherheitsaspekte bedacht werden. Insbesondere ätherische Öle weisen eine hohe Rate unerwünschter Ereignisse auf, vor allem Haut- und Schleimhautreizungen sowie Magen-Darm-Beschwerden.
Bei einigen Personengruppen ist möglicherweise der Alkoholgehalt einiger Zubereitungen zu berücksichtigen (z.B. Kinder, Schwangere, Alkoholiker). Vorsicht ist besonders bei Kombinationspräparaten geboten, denn hier kann es naturgemäß vermehrt zu Nebenwirkungen kommen. Für die Beratungstätigkeit in der Apotheke hilfreich ist die Erstellung eines Beratungsleitpfadens unter Berücksichtigung des jeweiligen Sortiments.
Kinder
Ambroxol wird 2-3-mal täglich in Abhängigkeit vom Alter dosiert. Kinder über 12 Jahren erhalten 60-180 mg pro Tag, Kinder von 5-12 Jahren 30-45 mg/Tag und Kinder zwischen 2-5 Jahren 15-30 mg/Tag. Kinder unter 2 Jahren erhalten 15 mg/Tag, dürfen jedoch nicht im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden.
Bromhexin wird dreimal täglich verabreicht. Die Einzeldosis für Kinder über 14 Jahren beträgt 24-48 mg, für Kinder von 6-14 Jahren 24 mg und für Kinder unter 6 Jahren 12 mg.
N-Acetylcystein wird in Abhängigkeit vom Alter dosiert. Dabei erhalten Kinder über 14 Jahren 2-3-mal täglich 200-400 mg, Kinder zwischen 6-14 Jahre 150-200 mg, Kinder zwischen 2-5 Jahren 75-100 mg und Kinder unter 2 Jahren 50-75 mg. Ausreichende Erfahrungen zur Behandlung von Neugeborenen gibt es nicht.
Guaifenesin ist nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet.
Dextromethorphan ist zur Hustenstillung bei Kindern unter 12 Jahren in der Regel nicht geeignet. Bei Neugeborenen kann es eine Atemdepression verursachen.
Pentoxyverin ist bei Kindern, die jünger als zwei Jahre sind, kontraindiziert. Danach erfolgt die Dosierung bis zu einem Alter von 14 Jahren in Abhängigkeit vom Körpergewicht.
Dropropizin soll nicht bei Kindern unter 12 Jahren angewendet werden. Absolut kontraindiziert ist es für Säuglinge unter 6 Monaten.
Levodropropizin ist für Kinder ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr bis zu einer Anwendungsdauer von sieben Tagen für die Selbstmedikation zugelassen. Die Tagesgesamtdosis für Kinder bis 12 Jahren beträgt 3 mg pro kg Körpergewicht, aufgeteilt auf drei Einzeldosen.
Efeu-Extrakte werden in Abhängigkeit vom Alter zwei- bis dreimal täglich wie folgt dosiert: Kinder über 12 Jahre erhalten 150 mg Trockenextrakt/Tag, Kinder 6-12 Jahre 70 mg Trockenextrakt/Tag und Kinder unter 6 Jahren 35 mg Trockenextrakt/Tag. Kinder jünger als 1 Jahr sollten nur unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.
Thymian-Extrakte werden ab einem Alter von 5 Jahren dreimal täglich verabreicht. Die Dosierung beträgt in Abhängigkeit vom Alter 0,5-1g Flüssigextrakt und oberhalb von 12 Jahren 1-2g Flüssigextrakt. Kinder zwischen 2-4 Jahren erhalten zweimal täglich 0,5g Flüssigextrakt.
Umckaloabo wird bei Kindern in Abhängigkeit vom Alter dosiert und sollte bei Kindern unter 6 Jahren nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Kindern, die jünger als ein Jahr alt sind, sollten nicht damit behandelt werden.
Honig zur Hustenreizstillung sollte nicht bei Kindern unter einem Jahr eingesetzt werden.
Myrtol sollte aufgrund mangelnder Erfahrungen nicht bei Kindern unter 6 Jahren angewendet werden.
Erkältungssalben, die stark ätherische Öle enthalten, dürfen aufgrund des Risikos für Atemstillstand oder Glottisödem nicht bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden.
Aktories K. et al., Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Elsevier, 12. Auflage 2017
Krüger K. et al., S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), AWMF-Registrier-Nr.: 053-013
Kardos P. et al., S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten, 01/2019, AWMF-Register-Nr.: 020-003
Neubeck M., Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage 2021
Morice A. und Kardos P., Comprehensive evidence-based review on European antitussives, BMJ Open Respiratory Research 2016, DOI: 10.1136/bmjresp-2016-000137
Kurzprotokoll der 84. Sitzung (13. Juli 2021) des Sachverständigen-Ausschusses für Verschreibungspflicht nach §53 Absatz 2 AMG, www.bfarm.de