Adipositas bremst Fortschritte der Krebsmedizin

Herzerkrankungen als Todesursache nehmen in den USA auf dem Hintergrund der Adipositas-Epidemie nur noch wenig ab. Eine Querschnittsstudie untersuchte, ob das auch für die Sterblichkeit bei Adipositas-assoziierten Krebserkrankungen gilt.

Adipositas Krebs

Eine negative Assoziation der Adipositas mit der Lebenserwartung wurde bereits 2005 diskutiert. Angenommen wurde damals, dass die Adipositas-Epidemie in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts sichtbare Effekte auf die Lebenserwartung haben würde. Das könnte sich nach aktuellen Ergebnissen bestätigen. Bislang hat sich in den USA kein Einfluss der Adipositas-Epidemie auf die sich verringernde Krebsmortalität gezeigt. Das ist anders, wenn Krebserkrankungen, die bei Adipositas häufiger auftreten, separat betrachtet werden, wie die Epidemiologin Dr. Christy L. Avery und Kolleginnen von der Universität von North-Carolina in Chapel Hill, USA, berichten [1].

Studiendesign

Sie werteten die US-amerikanische Mortalitätstrends insgesamt, für Krebserkrankungen, die mit Adipositas assoziiert bzw. nicht assoziiert sind, und Herzerkrankungen zwischen 1. Januar 1999 und 31. Dezember 2018 aus. Dabei verglichen sie die Veränderungen der altersadjustierten ursachenspezifischen Mortalitätsraten von 1999 bis 2011 mit denen im Zeitraum von 2011 bis 2018 –  im Falle der kardiovaskulären Todesursachen hatte sich ab 2011 eine Verlangsamung der abnehmenden Mortalität gezeigt. Als Karzinome mit Assoziation zu Adipositas wurden ausgewertet: Adenokarzinome des Ösophagus, Karzinome des oberen Magens, Kolons, Rektums, der Leber, Gallenblase, des Pankreas sowie postmenopausaler Brustkrebs, Uterus-, Eierstock- und Nierenkarzinome, Meningiome, Schilddrüsenkarzinome und das Multiple Myelom.

Unterschiedliche Muster

Insgesamt wurden 50.163.483 Todesfälle ausgewertet. Krebs oder Herzerkrankungen machten 1999 53,6% aller Todesfälle aus, 2018 noch 44,4%. Die Mortalität durch Herzerkrankungen nahm in jüngerer Zeit immer langsamer ab. Das war bei Krebserkrankungen als Todesursache insgesamt nicht zu beobachten. Die jährliche relative Veränderungsrate der altersadjustierten Mortalitätsrate (AAMR) lag für Krebserkrankungen im Zeitraum von 1999 bis 2011 bei -1,48 (95% Konfidenzintervall [KI] -1,43 bis -1,52) und im Zeitraum von 2011 bis 2018 bei -1,77 (95% KI -1,67 bis -1,86; p<0,001).

Mortalität bei Adipositas-assoziierten Karzinomen sinkt nicht vergleichbar

Adipositas assoziierte Karzinome waren die Ursache für etwa 33% aller krebsbedingten Todesfälle pro Jahr. Die AAMR verringert sich in den Jahren von 1999 bis 2011 um jährlich -1,19 (95% KI -1,13 bis -1,26). Diese Abnahme der Mortalität verringerte sich in den Folgejahren deutlich auf -0,83 pro Jahr (95% KI -0,70 bis -0,96; p<0,001). Am deutlichsten war diese Abschwächung des abnehmenden Mortalitätstrends bei Frauen (-1,45 in den Jahren 1999 bis 2011 gegenüber -0,91 in den Jahren 2011 bis 2018; p<0,001) und bei nicht hispanischen Weißen (-1,16 in den Jahren 1999 bis 2011 und -0,68 in den Jahren 2011-2018; p<0,001).

Trend ähnlich wie bei Herzerkrankungen

Die Abschwächung der Mortalitätsreduktion scheint ähnlich wie bei Herzerkrankungen auch bei Adipositas-assoziierten Karzinomen in der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts einzusetzen – möglicherweise durch die rasant wachsende Zahl adipöser Patienten. Bei Herzerkrankungen war die Entwicklung allerdings unabhängig von Geschlecht und Herkunft.

Autor:
Stand:
26.05.2021
Quelle:

Avery CL, Howard AG, Nichols HB. (2021) Comparison of 20-Year Obesity-Associated Cancer Mortality Trends With Heart Disease Mortality Trends in the US. JAMA Network Open. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.8356

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