Rote-Hand-Brief zu Tecentriq

Der Hersteller informiert über das Risiko für schwere kutane Nebenwirkungen (Severe Cutaneous Adverse Reations, SCARs) bei Patienten, die mit Tecentriq (Atezolizumab) behandelt werden.

Rote-Hand-Brief

Die Firma Roche Pharma AG informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über Folgendes.

Zusammenfassung

  • Schwere kutane Nebenwirkungen (SCARs) einschließlich Fällen von Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) wurden bei Patienten berichtet, die mit Tecentriq (Atezolizumab) behandelt wurden.
  • Patienten sind auf schwere Hautreaktionen zu überwachen und andere Ursachen sind auszuschließen. Bei Verdacht auf eine SCAR ist die Anwendung von Tecentriq zu unterbrechen und die Patienten sind zur Diagnose und Behandlung an einen Spezialisten für SCARs zu überweisen.
  • Die Behandlung mit Tecentriq ist bei bestätigtem SJS oder bestätigter TEN und bei jedem Hautausschlag Grad 4 /SCAR dauerhaft abzusetzen.
  • Vorsicht ist geboten, wenn die Anwendung von Tecentriq bei Patienten in Erwägung gezogen wird, bei denen bereits während einer vorherigen Behandlung mit anderen immunstimulierenden Krebsmedikamenten eine schwere oder lebensbedrohliche SCAR aufgetreten ist.

Hintergrund zu den Sicherheitsbedenken

Der Wirkstoff Atezolizumab ist ein im Fc-Teil modifizierter, humanisierter monoklonaler Anti-PD-L1 (programmed death ligand 1) -Antikörper. Das entsprechende Arzneimittel Tecentriq ist zugelassen zur Behandlung des Urothelkarzinoms, kleinzelligen und nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms sowie des hepatozellulären Karzinoms.

Bei SCARs handelt es sich um eine heterogene Gruppe von immunologisch vermittelten Arzneimittelexanthemen. Obwohl selten, sind diese Ereignisse potenziell tödlich. Meistens stellten sie sich in Form von akut generalisiertem pustulösem Exanthem (acute generalised exanthematous pustulosis, AGEP), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) oder Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (drug rash with eosinophilia and systemic symptoms, DRESS) dar.

Es war bereits bekannt, dass SCARs möglicherweise mit der Anwendung von Atezolizumab in Verbindung stehen, daher wurde das Auftreten dieser Nebenwirkungen kontinuierlich überwacht. Basierend auf einer aktuellen Analyse, gehören SCARs nun zu den identifizierten Risiken für Atezolizumab.

Bei einer kumulativen Analyse der firmeneigenen Sicherheitsdatenbank wurden zu Tecentriq 99 Fälle identifiziert, von denen 36 Fälle von SCARs durch Histopathologie oder Facharztdiagnose bestätigt wurden. Bis zum 17. Mai 2020 wurden ca. 23.654 Patienten im Rahmen klinischer Studien und 106.316 Patienten nach Zulassung mit Tecentriq behandelt. Die Inzidenzraten von SCAR, unabhängig vom Schweregrad, die aus gepoolten Daten der vom Unternehmen initiierten klinischen Studien mit Atezolizumab als Monotherapie (n = 3.178) oder als Kombinationstherapie (n = 4.371) erhoben wurden, lagen bei 0,7% bzw. 0,6%. Dies schloss einen tödlichen Fall einer TEN ein, der bei einer 77-jährigen Patientin berichtet wurde, die eine Atezolizumab-Monotherapie erhielt.

Es wird folgendes Vorgehen empfohlen.

  • Bei Verdacht auf eine SCAR sind die Patienten zur weiteren Diagnose und Behandlung an einen Dermatologen zu überweisen.
  • Die Behandlung mit Tecentriq ist bei Patienten mit Verdacht auf SJS oder TEN zu unterbrechen.
  • Die Behandlung mit Tecentriq ist bei bestätigtem SJS oder bestätigter TEN und bei jedem Hautausschlag Grad 4/SCAR dauerhaft abzusetzen.
  • Vorsicht ist geboten, wenn die Anwendung von Atezolizumab bei Patienten in Erwägung gezogen wird, bei denen bereits während einer vorherigen Behandlung mit anderen immunstimulierenden Krebsmedikamenten eine schwere oder lebensbedrohliche kutane Nebenwirkung aufgetreten ist.

Produktinformation wird aktualisiert

Eine Aktualisierung der EU-Produktinformation, mit einem entsprechenden Abschnitt zu SCARs unter „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen“, einer Anweisung für das Absetzen sowie einer weiteren Beschreibung des Risikos, wird in Kürze umgesetzt.

PDF öffnenRote-Hand-Brief zu Tecentriq

Autor:
Stand:
26.03.2021
Quelle:
  1. Roche Pharma AG: Rote-Hand-Brief zu Tecentriq
  2. Roche Pharma AG: Fachinformation Tecentriq 1.200 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
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