ASCO GU 2023: Nivolumab adjuvant beim Muskel-invasiven Urothelkarzinom

Beim MIUC verbesserte vor Jahren die adjuvante Chemotherapie nach radikaler Zystektomie das progressionsfreie wie auch das Gesamtüberleben signifikant. Die adjuvante Immuntherapie konnte dagegen nicht immer überzeugen.

Vorteil Therapie

Eine einjährige adjuvante Therapie mit Nivolumab hat nach den 3-Jahres-Ergebnissen der CheckMate 274-Studie beim Muskel-invasiven Urothelkarzinom (MIUC) aber anhaltend günstige Effekte, berichtete Professor Dr. Matthew D. Galsky vom Mount Sinai Hospital in New York [1]. Bereits nach den primären Ergebnissen der Studie war Nivolumab für die adjuvante Therapie beim MIUC zugelassen worden – in den USA für alle Patienten, in Europa nur für diejenigen mit hoher Expression des Biomarkers Programmed Death-Ligand 1 (PD-L1 ≥ 1%) [2]. Die Beobachtungsdauer war bei der Primäranalyse mit einem Minimum von 5,9 Monaten allerdings noch kurz. In der von Galsky anlässlich des 2023 ASCO-GU  Symposiums vorgestellten 3-Jahresanalyse waren die Patienten inzwischen mindestens 31,6 Monate und im Median 36,1 Monate nachbeobachtet worden.

Studiendesign

An der Studie hatten Patienten mit MIUC und hohem Risiko (ypT2-ypT4a oder ypN+) teilgenommen, die bereits eine neoadjuvante Cisplatin-Therapie erhalten hatten, oder Patienten mit MIUC mit pT3-pT4q oder pN+ ohne neoadjuvante Chemotherapie, die für eine adjuvante Cisplatin-Therapie nicht infrage kamen oder diese abgelehnt hatten. Randomisiert erhielten die Teilnehmer nach Op alle zwei Wochen über maximal ein Jahr intravenös Nivolumab (240 mg, n=353) oder Placebo (n=356). Als koprimäre Endpunkte wurden das krankheitsfreie Überleben (engl. disease-free survival, DFS) in der Intention-to-Treat-Kohorte (ITT) und das DFS nur bei Patienten mit PD-L1-Expression ≥1% ausgewertet.

Bestätigung des DFS-Vorteils

In der Primäranalyse hatte die Nivolumab-Adjuvanz das Risiko für erneutes Aufflammen der Erkrankung oder Tod in der ITT-Population um 30% (Hazard Ratio [HR] 0,70; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,55 bis 0,90; p<0,001) und in der Kohorte mit PD-L1-Expression ≥1% um 45% (HR 0,55; 95%- KI 0,35 bis 0,85; p<0,001) gesenkt [2]. Lange nach Ende der adjuvanten Immuntherapie bleibt der DFS-Vorteil bestehen, betonte Galsky. In der ITT-Population lag der Median des DFS mit Nivolumab bei 22,0 Monaten, mit Placebo bei 10,9 Monaten. Das zeigt einen gegenüber der primären Analyse fast gleich gebliebenen Effekt der Immuntherapie-Adjuvanz auf das DFS (HR 0,71; 95%-KI 0,58 bis 0,86). In der PD-L1-positiven Population lag das mediane DFS mit Nivolumab sogar bei 52,6 Monaten, mit Placebo bei 8,4 Monaten (HR 0,52; 95%-KI 0,37 bis 0,72).

Später Fernmetastasen, später Progress bei Folgetherapie

Auch wichtige sekundäre Endpunkte bestätigten den günstigen Effekt von Nivolumab adjuvant beim MIUC mit hohem Risiko: Das Risiko für Fernmetastasen und Tod wurde in der ITT-Kohorte um 26% reduziert (HR 0,74; 95%-KI 0,60 bis 0,92) und in der PD-L1-positiven Kohorte um 42% (95%-KI 0,40 bis 0,84). Der Vorteil der Immuntherapie-Adjuvanz setzte sich auch in der Folgelinie fort, berichtete Galsky. Das mediane sekundäre progressionsfreie Überleben (engl. second progression-free survival, PFS2) betrug in der ITT-Population mit Nivolumab 61,2 Monate, mit Placebo 47,1 Monate (HR 0,79; 95%-KI 0,63 bis 0,98). In der PD-L1-positiven Kohorte war das PFS2 mit Nivolumab noch nicht erreicht und betrug mit Placebo 39,4 Monate (HR 0,54; 95%-KI 0,37 bis 0,79). Die Toxizität von Nivolumab entsprach dem bereits von diesem Checkpointinhibitor bekannten, neue Sicherheitssignale in der Zeit seit der letzten Auswertung waren nicht beobachtet worden, ergänzte Galsky.

Neuer Standard – für alle?

Er betonte, die Daten unterstützten die einjährige Adjuvanz mit Nivolumab als Standardtherapie bei Patienten mit Hochrisiko-MIUC nach radikaler Zystektomie. Wünschenswert wäre die Auswertung der Patienten mit PD-L1-Expression <1%, meinte der Kommentator Professor Dr. Michiel S. van der Heijden vom Niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam mit Blick auf die in Europa bisher nur für die Patienten mit PD-L1-Expression ≥1% erfolgte Zulassung von Nivolumab adjuvant bei Hochrisiko-MIUC. Er wies auch darauf hin, dass in der Subgruppenanalyse Patienten, die neoadjuvant kein Cisplatin erhalten hatten, keinen DFS-Vorteil von Nivolumab zu haben scheinen (HR 0,91; 95% KI 0,70–1,17). Letztlich müssen OS-Ergebnisse der Studie abgewartet werden. In IMvigor010 hatte sich ein zunächst berichteter Vorteil einer adjuvanten Atezolizumab-Therapie bei längerer Beobachtung nicht bestätigt und im Vergleich zu einer Beobachtungsgruppe nicht zu einem längeren OS geführt [3]. Die Rolle der Checkpoint-Blockade als adjuvante Therapie beim MIUC weiter klären könnte auch die Studie AMBASSADOR mit Pembrolizumab adjuvant, deren Ergebnisse noch nicht bekannt sind.

Die Studie CheckMate 274 -Studie ist auf ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT02632409 registriert. Sie wird von Bristol-Myers Squibb in  Kooperation mit Ono Pharmaceutical finanziert.

Autor:
Stand:
23.02.2023
Quelle:
  1. Prof. Dr. Matthew D. Galsky: Extended follow-up results from the CheckMate 274 trial“, 2023 ASCO Genitourinary Cancers Symposium. San Francisco, 16-18. Februar 2023, Abstract LBA443

  2. Bajorin DF, Witjes JA, Gschwend JE et al. (2021): Adjuvant Nivolumab versus Placebo in Muscle-Invasive Urothelial Carcinoma. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa2034442.

  3. Bellmunt J, Hussain M, Gschwend JE et al. (2021): Adjuvant atezolizumab versus observation in muscle-invasive urothelial carcinoma (IMvigor010): a multicentre, open-label, randomised, phase 3 trial. Lancet Oncology. Doi: 10.1016/S1470-2045(21)00004-8.
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