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Wirkstoffgruppen
Produziert die Schilddrüse übermäßig viele Hormone, kommen Thyreostatika zum Einsatz. Aufgrund der teilweise gefährlichen Nebenwirkungen sind sie aber nicht zur Langzeittherapie geeignet.
Anwendung
Thyreostatika werden verordnet, wenn die Schilddrüse überproduktiv ist. Dies kann verschiedene Gründe haben, beispielsweise eine Hyperthyreose, Morbus Basedow oder eine thyreotoxische Krise (Notfall!). Auch zur Vorbereitung einer Thyreoidektomie oder vor der Gabe jodhaltiger Kontrastmittel für eine radiologische Untersuchung ist es sinnvoll, die Schilddrüse mit Medikamenten ruhigzustellen.
Wirkmechanismus
Thyreostatika hemmen effektiv die Bildung und Freisetzung von Hormonen in der Schilddrüse, sodass der Hormonspiegel im Blut allmählich wieder auf ein normales Niveau sinkt. Die Präparate sind so wirksam, dass mit ihnen eine komplette Blockade der Schilddrüse erreichbar ist. Man unterscheidet die Iodinationshemmstoffe (Perchlorat), welche den Transport von Iod in die Schilddrüsenzellen hemmen von den Iodisationshemmstoffen (Thionamide), die die Synthese der Schilddrüsenhormone hemmen.
Nebenwirkungen
Die Einnahme von Thyreostatika kann – dosisabhängig – zu Nebenwirkungen führen. Möglich sind beispielsweise:
- allergische Exantheme
- Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen
- Erhöhung der Leberenzyme
- Cholestase
- Blutbildänderungen wie aplastische Anämie, Leukopenie, Granulozytopenie und Agranulozytose
Die unerwünschten Wirkungen sind zwar in der Regel reversibel, teilweise aber gefährlich, weshalb während der Therapie mit Thyreostatika regelmäßige ärztliche Kontrollen angezeigt sind.
Wechselwirkungen
Der Jodstatus beeinflusst die Wirkung von Thyreostatika – Jodmangel erhöht die Wirkung der Mittel, ein Überschuss dämpft sie. Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen sind nicht bekannt. Was jedoch bei Beginn der Therapie zu bedenken ist: Eine Hyperthyreose beschleunigt den Abbau anderer Wirkstoffe. Normalisiert sich der Hormonspiegel durch Thyreostatika wieder, sind eventuell Dosisreduktionen anderer Medikamente erforderlich.
Kontraindikationen
Nicht angewendet werden dürfen Thyreostatika bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen
- akuten Veränderungen des Blutbilds (Granulozytopenie)
- retrosternalem Struma
- Cholestase
- früherer Knochenmarksschädigung unter Thyreostatika-Therapie
- Schwangerschaft
Hinweise
Da Thyreostatika lediglich die Neusynthese hemmen und bereits im Blut zirkulierende Schilddrüsenhormone nicht beeinflussen, kann es einige Zeit dauern, bis sich der erhöhte Hormonspiegel wieder auf normalem Niveau befindet.
Wirkstoffe
Zwei verschiedene Wirkstoffgruppen gehören zu den Thyreostatika:
- Perchlorate (Kaliumperchlorat, Natriumperchlorat): Sie hemmen den Natrium-Jodid-Symporter im Schilddrüsengewebe und verhindern so, dass das Jodid aufgenommen werden kann.
- Thionamide: Sie wirken über eine Inhibition der Thyreoperoxidase, wodurch Synthese von Schilddrüsenhormonen gehemmt wird. Zu den Thionamiden gehören die schwefel-haltigen Imidazol-Derivate Carbimazol und Thiamazol, die am häufigsten zum Einsatz kommen, und die Thiouracile (Propylthiouracil).
In der Regel wird Thiamazol gegenüber Carbimazol bevorzugt, da Letzteres ein Prodrug ist. Propylthiouracil kommt oft bei Unverträglichkeiten gegenüber den anderen Wirkstoffen zum Einsatz.
Alternativen
Da sich Thyreostatika nicht zu Langzeitbehandlung eignen, sollte bei Hyperthyreose immer eine Schilddrüsenresektion in Erwägung gezogen werden. Eine weitere Möglichkeit, die Freisetzung von Hormonen medikamentöse zu reduzieren, ist die Gabe von Lithium (Off-Label-Use!) oder eine Radiojodtherapie.