Mehr kardiovaskuläre Ereignisse bei jungen Patienten mit Fettleber

In einer Längsschnittstudie erfolgte bei schwedischen Patienten unter 25 Jahren, die mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung diagnostiziert wurden, ein Vergleich mit der lebergesunden Allgemeinbevölkerung, um das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu untersuchen.

Anstieg

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD [Nonalcoholic Fatty Liver Disease]) gilt bei jungen Erwachsenen und Kindern als die häufigste Ursache für chronische Lebererkrankungen weltweit. Schätzungsweise sind über 30% der Kinder mit Adipositas und ungefähr 7,6% aller Kinder von dieser Krankheit betroffen. Bei Erwachsenen konnten Längsschnittstudien zeigen, dass NAFLD mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVD [Cardiovascular Disease]) assoziiert ist. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird Erwachsenen mit NAFLD ein sorgfältiges kardiovaskuläres Screening empfohlen. Bei jungen Erwachsenen und Kindern mit NAFLD konnte bisher eine erhöhte Sterberate durch kardiometabolische Ursachen gezeigt werden. Allerdings mangelt es noch an Daten über das Langzeitrisiko von schweren unerwünschten kardiovaskulären (MACE [Major Adverse Cardiac Event]) und nicht-tödlichen Ereignissen.

Wo kann man ansetzen?

Im Rahmen einer schwedischen Längsschnittstudie wurden alle Kinder und jungen Erwachsenen mit biopsiebestätigter NAFLD mit jeweils merkmalsähnlichen Bevölkerungskontrollen ohne NAFLD verglichen, um die Inzidenz von tödlichen und nicht-tödlichen MACE unter Berücksichtigung des histologischen Schweregrads zu untersuchen.

Charakteristika der Studienteilnehmer

Es wurden alle schwedischen Patienten unter 25 Jahren (63% männlich; 39,5% unter 18 Jahren), die zwischen 1966 und 2016 eine prospektiv erfasste histologisch bestätigte NAFLD zeigten, in die Studie eingeschlossen (n=699). Diese Patienten wurden anschließend in validierte histologische Gruppen eingeteilt (einfache Steatose und nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) mit oder ohne Fibrose). Jedem NAFLD-Patient wurden anschließend maximal fünf Personen der Allgemeinbevölkerung (insgesamt n=3.353) ohne nachgewiesene NAFLD- oder CVD-Diagnose nach Alter, Geschlecht, Kalenderjahr und Landkreis zugeordnet. Patienten, die andere Ursachen für Lebererkrankungen, eine zugrunde liegende CVD oder Risikofaktoren für CVD aufwiesen, wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Was wurde untersucht?

Der primäre Endpunkt dieser Studie waren MACE. Diese wurden definiert durch mindestens eine primäre oder sekundäre stationäre oder ambulante Diagnose für ischämische Herzkrankheit, einschließlich eines akuten Myokardinfarktes, kongestiver Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Tod durch ein kardiovaskuläres Ereignis. Weitere Endpunkte waren kardiale Arrhythmien und jedes andere einzelne MACE- oder Arrhythmie-Ereignis.

Mehr metabolische Komorbiditäten

Von den 699 Kindern und jungen Erwachsenen mit biopsiebestätigter NAFLD wiesen 435 (62,2%) eine einfache Steatose auf, während bei 264 (37,8%) eine NASH diagnostiziert wurde. Im Vergleich zu Kontrollen zeigten NAFLD-Patienten wesentlich häufiger zugrunde liegende metabolische Komorbiditäten, einschließlich Diabetes mellitus, Adipositas, arterieller Hypertonie und Dyslipidämie.

Signifikant mehr MACE-Endpunkte bestätigt

Es konnten insgesamt 33 MACE-Endpunkte bei NAFLD-Patienten (Inzidenzrate 3,1/1.000 Personenjahre) und 52 bei Populationskontrollen (Inzidenzrate 0,9/1.000 Personenjahre) während der Nachbeobachtungszeit ermittelt werden. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug insgesamt 16,6 Jahre. Nach multivariabler Anpassung wiesen Patienten mit NAFLD eine signifikant um den Faktor 2,33 erhöhte Rate (1,72-fach höher bei einfacher Steatose; 5,27-fach höher bei NASH) für die Entwicklung von MACE im Vergleich zu den Kontrollen auf.

Erhöhtes Risiko für weitere kardiovaskulären Erkrankungen

Es konnten auch höhere Raten von ischämischen Herzerkrankungen, kongestiver Herzinsuffizienz, Arrhythmien und Vorhofflimmern in der NAFLD-Gruppe festgestellt werden. Es zeigten sich allerdings keine signifikant höheren CVD-Mortalitäts- oder Schlaganfallraten nach multivariabler Anpassung.

Fazit: Es sind weitere Validierungsschritte notwendig

Diese landesweite Studie konnte signifikant höhere Raten der Entwicklung von MACE-Vorfällen bei an NAFLD-erkrankten Patienten unter 25 Jahren im Vergleich zur gesunden Allgemeinbevölkerung feststellen. In der Zukunft sind große randomisierte kontrollierte Studien erforderlich, die die histologische Korrelate von MACE- und Arrhythmie-Ergebnissen betrachten, Forschungen zur Verbesserung des CVD-Screenings und Risikostratifizierungsstrategien beinhalten und zudem Lebensstilinterventionen miteinbeziehen. Dies würde die notwendige Evidenzbasis liefern, um zu ermitteln, ob verbesserte Strategien zur primären CVD-Prävention implementiert werden sollten, um die langfristigen klinischen Ergebnisse zu verbessern.

Autor:
Stand:
13.03.2023
Quelle:

Simon et al. (2022): Cardiovascular disease risk in paediatric and young adult non-alcoholic fatty liver disease. Hepatology, DOI: https://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2022-328105 

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