
Eine Infektion mit SARS-CoV-2 erhöht das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (major adverse cardiac events [MACE]) und kardiovaskuläre Langzeitfolgen nach der Genesung [1]. Ein US-amerikanisches Studienprojekt untersuchte nun den Zusammenhang zwischen einer Covid-19-Impfung und MACE bei Menschen mit einer früheren SARS-CoV-2-Infektion. Die Arbeit wurde im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht. Demnach scheint eine Corona-Impfung vor Herzinfarkten, Schlaganfällen und weiteren Komplikationen nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen, sogar bei Personen mit unvollständiger Immunisierung [2].
Daten von fast zwei Millionen Covid-Erkrankten ausgewertet
Ein Forscherteam um Dr. Joy Jiang von der Icahn School of Medicine am New Yorker Mount Sinai Krankenhaus, USA, analysierte Krankheitsverläufe von 1.934.294 Patientinnen, die sich zwischen März 2020 und Februar 2022 mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Die Daten entstammen der National COVID Cohort Collaborative (N3C), eine der größten US-amerikanischen Datenbanken für Covid-19-Forschung.
Von der gesamten Studienpopulation erlitten 13.948 Personen während der Nachbeobachtungszeit von 180 Tagen nach der SARS-CoV-2-Infektion einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine andere kardiovaskuläre Komplikation; 3.175 verstarben daran. 1.055 von ihnen waren vollständig, 160 teilweise und 12.733 nicht gegen Covid-19 geimpft.
Im Median trat die kardiovaskuläre Erkrankung 17 Tage nach Beginn der Covid-19-Infektion und 212 Tage nach der letzten Impfung auf.
Geringeres MACE-Risiko nach Covid-19-Impfung
Menschen, die vollständig geimpft worden waren oder mindestens eine Dosis eines Covid-19-Impfstoffs erhalten hatten, wiesen sechs Monate nach der SARS-CoV-2-Infektion eine geringere Rate an MACE und kardiovaskulären Komplikationen auf.
Nach der Daten-Adjustierung war das Risiko einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung nach abgeschlossener Impfserie um signifikante 41% niedriger. Wurde mindestens eine Impfung verabreicht, zeigte sich ein um etwa 24% reduziertes Risiko (ebenfalls signifikant) – jeweils im Vergleich zu Ungeimpften.
Männer, ältere Menschen und Personen mit Grunderkrankungen besonders gefährdet
Im Allgemeinen hatten Männer, ältere Menschen und Personen mit Grunderkrankungen ein höheres MACE-Risiko – unabhängig vom Impfstatus. Die größten Risikofaktoren waren:
- ischämische Herzerkrankung in der Vorgeschichte (41 vs. 4%)
- Diabetes mellitus Typ 2 (34 vs. 8%)
- Lebererkrankungen (4 vs. 1%)
- Adipositas (59 vs. 16%)
- Hyperlipidämie (51 vs. 14%)
Fazit
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass eine Covid-19-Impfung das Risiko von schweren kardiovaskulären Ereignissen und kardiovaskulären Folgeschäden im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion verringern kann.
„Die Ergebnisse stimmen mit denen von Kim et al. überein, die Daten aus einem koreanischen Register analysiert und herausgefunden haben, dass eine vollständige Impfung mit einem verringerten Risiko für Herzinfarkt und ischämischen Schlaganfall nach COVID-19 assoziiert war“, sagt Studienleitung Jiang. Diese Arbeit wurde im Juli 2022 im „Journal of the American College of Cardiology“ vorgestellt [3].
Eine besondere Stärke der aktuellen Studie sei die große Anzahl an Daten von Covid-19-Erkrankten und Kontrollpersonen. Den Schluss auf Kausalität lässt das Studiendesign jedoch nicht zu, so das Autorenteam.