Der Hersteller informierte bereits Anfang September über einen potenziellen Lieferengpass von Vincristinsulfat-TEVA 1 mg/ml Injektionslösung in der Durchstechflasche zu 1 ml, 2 ml und 5 ml. Der Beginn des Lieferengpasses wird ab Dezember 2021 und das Ende frühstens im Februar 2022 erwartet. Grund dafür ist laut Teva GmbH eine verzögerte Lieferung, zudem wolle man künftig keine größeren Mengen Vincristin mehr produzieren und ausliefern.
Lieferengpass senkt Heilungschancen betroffener Patienten
Bei Vincristin handelt es sich um einen Mitosehemmer, der den Aufbau des Spindelapparats und so die Zellteilung verhindert. Der Wirkstoff wird als Zytostatikum angewendet und zählt zu den unverzichtbaren Arzneimitteln. Er ist essenzieller Bestandteil kurativer Kinder-onkologischer Therapien. Zudem ist Vincristin ein essenzieller Bestandteil in Kombinationstherapien bei Patienten mit folgenden Erkrankungen.
Da es keine wirkgleichen Alternativ-Arzneimittel gibt, würde ein Versorgungsengpass bei Vincristin, laut aktueller Empfehlungen der Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), die Heilungschancen betroffener Patienten verschlechtern.
Ärzte sollen Engpass einplanen
Ein Versorgungsengpass sei laut Hersteller abzusehen. Die Teva GmbH rät daher den Ärzten den Lieferengpass bereits jetzt in der Behandlungsplanung zu berücksichtigen. Es sollte die Verwendung von Vincristin eines anderen Herstellers oder eine alternative Therapieoption in Betracht gezogen werden.
Apotheken können Import bestellen
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informierte Mitte Oktober darüber, dass die Firma Pfizer ein zusätzliches Vincristin-Kontingent zur Verfügung stellt. Diese Präparate können Apotheken auf Grundlage von §73 Absatz 3 Arzneimittelgesetz (AMG) importieren.
Alternativen könnten Prognose verschlechtern
Bei Einsatz von Vincristin zur Therapie rezidivierter/refraktärer Erkrankungen in nicht-kurativer Intention bei Erwachsenen könnten, laut GPOH und DGHO, ggf. andere Arzneimittel bzw. Therapieschemata eingesetzt werden, wobei allerdings das Risiko einer Prognoseverschlechterung bestünde.
Zytostatika-Apotheken sollen Verwurf minimieren
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) rät Zytostatika-herstellenden Apotheken zur Minimierung von ggf. vorhandenen Verwürfen bei der patientenindividuellen Herstellung vincristinhaltiger Lösungen, um einen Versorgungsengpass möglichst zu vermeiden.