
Hintergrund
Paracetamol gehört zu den am häufigsten eingesetzten Analgetika. Bei älteren Patienten ist Paracetamol oft Mittel der Wahl, da es im therapeutischen Dosierungsbereich gemeinhin als sicher gilt. Dies spielt gerade bei Senioren eine Rolle, da bei dieser Patientengruppe das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufgrund geringerer physiologischer Reserven, veränderter Enzymfunktionen, Polymorbidität und Polypharmazie erhöht ist.
In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien unter anderem Assoziationen zwischen der Einnahme von Paracetamol mit erhöhten Raten von Asthma, renaler Toxizität, ADHS bei Kindern und einem gesteigertem Risiko von Knochenbrüchen gezeigt. Diese Ergebnisse stellen die Anwendungssicherheit des Analgetikums in Frage.
Zielsetzung
In Anbetracht der Sicherheitssignale aus den oben genannten Studien untersuchte ein Team um Dr. Philippe Gerard von der Universität Toulouse die Assoziation zwischen Paracetamol und der Mortalität bzw. kardiovaskulären Ereignissen (Herzinfarkt und Schlaganfall) in einer Kohorte von älteren Patienten, die in Pflegeheimen leben [1].
Methodik
Die prospektive Beobachtungsstudie nutzte Daten des IQUARE-Projektes (Impact of Educational and Professional Supportive Interventions on Nursing Home Quality Indicators). Hierbei handelt es sich um eine nicht randomisierte Studie an mehreren Standorten im Südwesten Frankreichs.
Die Paracetamol-Einnahme der Teilnehmer wurde zu Beginn der Studie dokumentiert. In der Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten wurden die Teilnehmer auf kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt und Schlaganfall) sowie auf Todesfälle gescreent. Die Datenerfassung erfolgte mittels Online-Fragebogen zu Beginn und am Ende des Studienzeitraumes.
Es wurden insgesamt sechs verschiedene statistische Modelle zur Auswertung angewendet, die anschließend mit Hilfe des Propensity-Score-Verfahrens auf mögliche Störgrößen adjustiert wurden.
Ergebnisse
Von den 5.429 Teilnehmern des IQUARE-Projektes nahmen 2.239 Personen täglich Paracetamol ein. Das Durchschnittsalter lag bei 86,1 Jahren (± 8,1 Jahre) und der Großteil der Teilnehmenden (73,9%) war weiblich. Im Durchschnitt lag die Tagesdosis von Paracetamol bei 2532 ± 993 mg Paracetamol.
Es zeigten sich keine Assoziationen zwischen der Einnahme von Paracetamol und Todesfällen oder Herzinfarkten. In einem der statistischen Modelle lag jedoch ein signifikant erhöhtes Risiko für Schlaganfälle vor, wenn die Patienten Paracetamol einnahmen und gleichzeitig an einem Diabetes mellitus litten (OR = 3,19; 95% Konfidenzintervall [CI] = 1,25-8,18; p = 0,0157).
Fazit
Trotz des fortgeschrittenen Alters der Studienteilnehmer, Multimorbidität und Polypharmazie, zeigte sich Paracetamol in der Anwendung als überwiegend sicher. Ein gutes Schmerzmanagement ist in Pflegeheimen von großer Bedeutung und Paracetamol scheint, nach den Ergebnissen dieser Studie zu urteilen, weiterhin eine gute Option zur analgetischen Abdeckung von älteren Patienten zu sein.
Allerdings seien weitere Studien bei älteren Diabetikern unter Paracetamol nötig, da hier in einer der Auswertungen ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle festgestellt wurde, so die Autoren der Studie abschließend.