Paxlovid scheint gegen Omikron zu wirken

Pfizer gab am 18. Januar 2022 Ergebnisse aus drei unveröffentlichten Laborstudien bekannt, die darauf hindeuten, dass Paxlovid auch gegen die Omikron-Variante wirksam sei. Aktuell prüft die EMA die Marktzulassung des Corona-Medikaments. Pfizer hatte den entsprechenden Zulassungsantrag vorgelegt. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wurden eine Million Packungen Paxlovid gekauft.

Paxlovid

Nach Angaben von Pfizer zeigen die Ergebnisse aus mehreren in-vitro-Studien, dass die Wirksamkeit des Coronamedikaments Paxlovid (Nirmatrelvir, der aktive Hauptprotease-Inhibitor und Ritonavir) gegen die SARS-CoV-2-Variante Omikron aufrechterhalten bleibe. Der Pharmakonzern erklärt, dass das Präparat in-vitro Plasmakonzentrationen aufrechterhalten konnte, die um ein Vielfaches höher seien als die Menge, die erforderlich wäre, um die Replikation von Omikron in Zellen zu verhindern. Der Konzern möchte diese Ergebnisse nun unter realen Bedingungen überwachen und validieren.

Aufgrund der vielen Mutationen, die Omikron charakterisieren, scheinen einige COVID-19-Antikörpermedikamente wie beispielsweise die Kombinationen aus den Antikörpern Casirivimab und Imdevimab (Ronapreve) sowie aus Etesevimab und Bamlanivimab nicht mehr gegen den Stamm zu wirken. Neben Paxlovid scheint auch das Antikörperpräparat Xevudy (Sotrovimab) seine Wirkung gegenüber der Omikron-Variante beizubehalten.

Paxlovid soll beim ersten Anzeichen einer Infektion oder beim ersten Bewusstsein einer Exposition angewendet werden. Bei Zulassung wird Paxlovid in einer Dosis von 300 mg (zwei 150-mg-Tabletten) Nirmatrelvir mit einer 100-mg-Tablette Ritonavir zweimal täglich über fünf Tage verabreicht. Eine Packung enthält fünf Blisterpackungen als gemeinsam verpackte Nirmatrelvir-Tabletten mit Ritonavir-Tabletten, die alle erforderlichen Dosen für einen vollständigen fünftägigen Behandlungszyklus bereitstellen.

Über Paxlovid

Paxlovid ist eine Kombination der zwei Wirkstoffe Nirmatrelvir, ein oraler kovalenter 3CL-Protease-Inhibitor von SARS-CoV-2 und Ritonavir, ein Inhibitor der HIV-1- und HIV-2-Protease. In der Kombination soll Ritonavir als Inhibitor von Cytochrom P450 3A und CYP2D6 dazu beitragen den Metabolismus von Nirmatrelvir zu hemmen, so dass die Verabreichung einer niedrigeren Dosis der Substanz ermöglicht wird. Nirmatrelvir bindet an den katalytischen Cysteinrest Cys145 der Coronavirus-Proteasen. In vitro hemmt der Wirkstoff die 3-Chymotrypsin-like Protease (3CLpro). Coronavirus-Proteasen spalten mehrere Stellen im viralen Polyprotein. Durch die Hemmung können Virusbausteine nicht mehr produziert werden und der Virus-Replikationszyklus ist unterbrochen, da die zur erfolgreichen Virusreproduktion benötigten funktionellen Bauteile fehlen.

Studienlage

In einer aktuellen 1:1 randomisierten Studie gegenüber Placebo wurde Paxlovid an fünf aufeinanderfolgenden Tagen alle 12 Stunden oral verabreicht (Mahase, 2021b). Die Studie ergab, dass von den Patienten, die innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der Symptome mit Paxlovid behandelt wurden, 3 von 339 (0,8%) der Teilnehmer bis zum 28. Tag nach der Randomisierung ins Krankenhaus eingeliefert wurden und keine Todesfälle gemeldet wurden. Im Vergleich dazu wurden 7% (27/385) der Patienten, die Placebo erhielten, ins Krankenhaus eingeliefert, wobei sieben Todesfälle gemeldet wurden. Die statistische Signifikanz dieser Ergebnisse wurde als hoch eingeschätzt (p<0,0001).

Bei Patienten, die innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome behandelt wurden, wurden 1% (6/607) der mit Paxlovid behandelten Patienten bis zum 28. Tag ins Krankenhaus eingeliefert, verglichen mit 6,7% (41/612) der Patienten in der Placebogruppe. Bis Tag 28 wurden in der Paxlovid-Gruppe keine Todesfälle gemeldet, im Vergleich zu 10 Todesfällen (1,6%) in der Placebo-Gruppe (Mahase, 2021b).

Aussicht

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereite das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit eine nationale Zulassung des Medikaments vor. Deutschland solle so bereits vor der noch ausstehenden Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in der Lage sein Paxlovid einzusetzen.

Quelle:
  1. Pfizer: Pfizer Shares In Vitro Efficacy of Novel COVID-19 Oral Treatment Against Omicron Variant, 18.01.2022
  2. Drożdżal S, Rosik J, Lechowicz K, et al. An update on drugs with therapeutic potential for SARS-CoV-2 (COVID-19) treatment [published online ahead of print, 2021 Dec 9]. Drug Resist Updat. 2021;100794. doi:10.1016/j.drup.2021.100794
  3. ZDF: Corona-Medikament soll Not-Zulassung erhalten, 02.01.2022
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