Ivermectin – keine Wirkung bei COVID-19

Die Behandlung mit Ivermectin verringert weder das Risiko einer stationären Aufnahme infolge einer COVID-19-Erkrankung noch die Dauer des Krankenhausaufenthalts oder der Zeit bis zur Genesung nach einer Infektion mit SARS-CoV-2.

Flop

Ivermectin wurde vor allem von Impfskeptikern als Wundermittel gegen SARS-CoV-2-angepriesen. Jetzt wurde bestätigt, was viele Mediziner schon lange vermuten: Der Wirkstoff zeigt keinen Effekt bei einer COVID-19-Erkrankung. Dies belegt eine große, kürzlich im New England Journal of Medicine publizierte Studie aus Brasilien.

Zielsetzung

Wissenschaftler um Dr. Gilmar Reis von der Pontificia Universidade Católica de Minas Gerais in der brasilianischen Stadt Belo Horizonte untersuchten die Wirksamkeit von Ivermectin als frühe Behandlungsoption bei Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung. Primärer Endpunkt der Studie war eine COVID-19-bedingte Krankenhauseinweisung innerhalb von 28 Tagen nach Studienbeginn oder eine Verschlechterung der klinischen Symptomatik. Zu den sekundären Endpunkten gehörten unter anderem die Viruslast an Tag 7, die Zeit bis zur Genesung, der Bedarf einer mechanischen Beatmung oder der eintretende Tod (unabhängig der Ursache).

Methodik

Die Studie war als doppelblinde, placebokontrollierte randomisierte adaptive Plattformstudie mit mehr als 3.500 symptomatischen SARS-CoV-2-positiven Erwachsenen konzipiert. Die Daten entstammten aus zwölf öffentlichen Gesundheitskliniken in Brasilien. Alle Patienten stellten sich innerhalb von sieben Tagen nach Auftreten der mit COVID-19 assoziierten Symptome in einer ambulanten Einrichtung vor. Ferner erfüllten die Probanden mindestens ein Risikokriterium für einen schweren Krankheitsverlauf. So waren sie in der Altersgruppe ≥ 50 Jahre, Raucher oder hatten Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie, kardiovaskuläre Krankheiten, Lungenerkrankungen, Adipositas, chronische Nierenerkrankungen, eine Krebsdiagnose innerhalb der letzten sechs Monate oder eine krebsbezogene Chemotherapie. Je 679 der Teilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip Ivermectin oder Placebo über drei Tage. Die restlichen Patienten wurden mit einer anderen Therapie behandelt.

Ergebnisse

Beim primären Endpunkt der Studie gab es keine bemerkenswerten Unterschiede zwischen der Verum- und Kontrollpopulationen. So mussten in der mit Ivermectin behandelten Gruppe 14,7 Prozent der Patienten hospitalisiert werden oder zeigten eine Verschlechterung der Symptomatik, verglichen mit 16,3 Prozent der Patienten im Placeboarm. Ebenso gab es keine signifikanten Abweichungen hinsichtlich der Viruslast nach sieben Tagen, des Hospitalisierungsrisikos, der Dauer des Krankenhausaufenthalts, der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung, der Genesungszeit oder des Sterberisikos.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie erbrachten keinen Wirksamkeitsnachweis einer Ivermectin-Behandlung bei COVID-19. Das deckt sich mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Robert Koch-Institut (RKI) und der Europäische Arzneimittelagentur (EMA), die sich von Beginn an gegen einen Einsatz von Ivermectin in der Corona-Pandemie aussprechen. Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, bringt es auf den Punkt: „Damit sollte dieses Thema mal abgehakt sein“, so der Infektionsimmunologe bei Twitter.

Autor:
Stand:
06.04.2022
Quelle:
  1. Reis, G. et al. (2022): Effect of Early Treatment with Ivermectin among Patients with COVID-19. N Engl J Med. 2022 Mar; DOI: 10.1056/NEJMoa2115869.
  2. Leif Erik Sander, Twitter-Eintrag, 30. März 2022.
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