
Auch wenn mRNA-Impfstoffe in den letzten Jahren vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bekannt geworden sind, wurden sie ursprünglich für den Kampf gegen Krebs erforscht. Besonders das Mainzer Biotechnologieunternehmen BioNTech betreibt intensive Forschung in dem Bereich und sieht für diesen Therapieansatz großes Potenzial in der Onkologie.
Vor Kurzem hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) einem innovativem Therapiekandidaten des Unternehmens den sogenannten PRIME-Status verliehen. Die Therapie von BioNTech, die diesen bevorzugten Status erhalten hat, soll als Drittlinientherapie eine neue Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem und stark vorbehandeltem Hodenkrebs darstellen.
PRIME-Status der EMA unterstützt beschleunigte Zulassung
PRIME steht für PRIority MEdicines und hat zum Ziel vielversprechende neue Medikamente für bisher ungedeckten medizinischen Bedarf beschleunigt zuzulassen. Das Programm wurde im Jahr 2016 von der EMA eingeführt und soll Unternehmen unterstützen, welche innovative Therapien mit hohem Potenzial für eine Wirksamkeit innerhalb unzureichend abgedeckter Bereiche entwickeln. Im Rahmen des PRIME-Status kann BioNTech auf wissenschaftliche Beratung und Unterstützung der EMA zurückgreifen, um schnellstmöglich einen Zulassungsantrag mit geeigneten Daten stellen zu können.
Prof. Özlem Türeci, Mitbegründerin und Chief Medical Officer bei BioNTech, kommentierte den Schritt der EMA: „Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem Hodenkrebs haben bislang eine schlechte Gesamtprognose und nur noch begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Der PRIME-Status unterstreicht das Potenzial unseres Ansatzes in dieser Indikation mit hohem medizinischem Bedarf.“
Positive Daten aus Phase-I/II-Studie vorgestellt
Auf der Jahrestagung der AACR (American Association for Cancer Research) präsentierte BioNTech kürzlich erste Daten aus einer Phase-I/II-Studie zu einer innovativen Therapie mit BNT211, einer CAR-T-Zell-Therapie in Kombination mit einem verstärkenden mRNA-Impfstoff (CARVac), bei Patienten mit soliden Tumoren. Die laufende Phase-I/II-Studie dient der Beurteilung der Sicherheit und vorläufigen Wirksamkeit der Behandlung mit BNT211 allein oder in Kombination mit CARVac.
Die CAR-T-Therapie ist eine neuartige Form der Tumortherapie, die Aspekte der Immun-, Zell- und Gentherapie vereint. CAR-T bedeutet Chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen und steht für gentechnisch veränderte T-Zell-Rezeptoren, die auf Tumorzellen exprimierte Antigene erkennen und binden.
Die innovative Behandlung von BioNTech kombiniert eine autologe CAR-T-Zell-Therapie, die sich gegen das Membranprotein Claudin 6 (CLDN6) richtet, mit der mRNA-Vakzine CARVac. CARVac unterstützt dabei die CAR-T-Zell-Therapie, indem es kontinuierlich aktivierend wirkt. Bei CARVac handelt es sich um einen Nanopartikel-RNA-Impfstoff, der für einen chimären CLDN6-Rezeptor kodiert. Dadurch soll die CLDN6-Expession auf dendritischen Zellen stimuliert und die Wirkung der CLDN6-spezifischen CAR-T-Zellen verstärkt werden.