
Als lokale Antiseptika werden bei Halsschmerzen folgende Wirkstoffe angwendet:
- Cetylpyridiniumchlorid
- Benzalkoniumchlorid
- Cetrimoniumbromid
- Hexamidin oder
- Kombination aus Dichlorbenzylalkohol und Amylmetacresol
Sie wirken nur sehr oberflächlich und erreichen pathogene Keime, die in Furchen sitzen [1,2].
Lokal wirksame Antiseptika sind häufig mit anderen Wirkstoffen in einer fixen Kombination erhältlich:
Antiseptikum | Lokalanästhetikum | Antibiotikum | weiterer Wirkstoff | Präparate-Beispiel |
Cetylpyridiniumchlorid | - | - | ||
Benzalkoniumchlorid | Benzocain | Tyrothricin | - | |
Cetrimoniumbromid | Tyrothricin | - | ||
Hexamidin | - | - | - | |
- | - | - | ||
Dichlorbenzylalkohol und Amylmetacresol | - | - | Levomenthol | |
Dichlorbenzylalkohol und Amylmetacresol | Lidocain | - | - |
Was ist zu beachten?
Lokalantiseptika in Form von Lutschtabletten oder Rachensprays können mehrmals täglich angewendet werden. Zu beachten ist, dass sie sich womöglich ungünstig auf die Zusammensetzung der physiologischen Mundflora auswirken können [2].
Kinder
Die Altersangaben, ab denen das Arzneimittel angewendet werden darf, unterscheiden sich bei den einzelnen Präparaten. Bei Lutschtabletten ist es wichtig, dass Kinder bereits die Fähigkeit zu lutschen erworben haben. Die Tablette zeigt eine beispielhafte Übersicht von Altersvorgaben [6,8,15,16].
Präparat | Dosierung | |
Kinder | Erwachsene | |
neo-angin
| ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 6 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h | ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 6 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h |
Laryngomedin N Spray | Ab 3 Jahre | Mehrmals täglich 1-2 Hübe |
Dolo-Dobendan Lutschtabletten | 6-12 Jahre ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 4 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 4 h | Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 8 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2 h |
Lemocin gegen Halsschmerzen | Kinder von 5-11 Jahren: ED: 1 Lutschtablett Tageshöchstdosis: 3 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h | Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 8 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h |
Schwangerschaft und Stillzeit
Von der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit raten die Zulassungsinhaber in der Regel ab oder mahnen zur Vorsicht. Wollen Schwangere oder Stillende Präparate mit den lokalen Antiseptika anwenden, sollte dies nur nach einer Risiko-Nutzen-Abwägung und nach Rücksprache mit dem Arzt/Apotheker erfolgen.
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Lokalantiseptika sind in der Regel gut verträglich. Es können Allergien und Überempfindlichkeitsreaktionen als Nebenwirkungen auftreten [2].
Studienlage
Die Autoren der DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ geben keine Empfehlung für Rachentherapeutika mit Lokalantiseptika. Die Autoren begründen dies damit, dass antiseptische Substanzen konzentrationsabhängig zytotoxisch wirken würden. Zudem finde die Wirkung nur an der Oberfläche statt. Die eigentliche Infektion spiele sich jedoch in der Tiefe des Gewebes ab.
Es liegen herstellerfinanzierte Studien vor:
In einer 2018 veröffentlichten multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie untersuchten Plam et al. die Wirksamkeit und Sicherheit der fixen Kombination aus 0,5 mg Tyrothricin, 1,0 mg Benzalkoniumchlorid und 1,5 mg Benzocain (Dorithricin). Sie verglichen eine dreitägige Behandlung mit dem Medikament mit Placebo-Lutschtabletten bei Patienten mit akuter Pharyngitis. 72 Stunden berichteten 44,6% der Patienten unter Studienmedikation, dass ihre Halsschmerzen und Schluckbeschwerden verschwunden seien, gegenüber 27,2% der Patienten unter Placebo. Die Studienmedikation wurde gut vertragen.
Die Autoren schlussfolgerten, dass diese feste Kombination eine schnelle analgetische Wirkung aufweise und sowohl starke Halsschmerzen als auch Schluckbeschwerden in Verbindung mit akuter Pharyngitis lindere. Die Dreifach-Wirkstoffkombination sei eine geeignete Behandlungsoption für Patienten in der Selbstbehandlung bei akuter Pharyngitis und Halsschmerzen.
McNally et al. untersuchten 2012 in einer von Reckitt Benckiser Healthcare International Ltd. gesponserten randomisierten kontrollierten Studie (RCT) die analgetische Wirksamkeit von zwei Lutschtabletten, eine mit Amylmetacresol (AMC)/2,4-Dichlorbenzylalkohol (DCBA) und Lidocain und eine mit Hexylresorcinol im Vergleich zu Placebo bei 190 Patienten mit akuten Halsschmerzen aufgrund einer Infektion der oberen Atemwege. Die Autoren schlussfolgerten, dass sowohl AMC/DCBA + Lidocain als auch Hexylresorcin-Lutschtabletten bei Patienten mit oberen Atemwegsinfekten eine schnelle und wirksame Linderung von Halsschmerzen bieten [17].
Bereits 2010 hatten McNally et al. in einer von Reckitt Benckiser Healthcare International Ltd. gesponserten Studie die analgetischen Eigenschaften von Halstabletten aus Amylmetacresol und 2,4-Dichlorbenzylalkohol (AMC/DCBA) bei der Linderung akuter Halsschmerzen in einer placebokontrollierten randomisierten Studie untersucht.
Amylmetacresol/DCBA-Halspastillen reduzierten sowohl die Halsschmerzen als auch weitere Beeinträchtigungen wie Schluckbeschwerden und funktionelle Scores signifikant verglichen mit Placebo. Die analgetische Wirkung trat schnell ein und hielt zwei Stunden lang an [18].