
Als Lokalanästhetika bei Halsschmerzen stehen die Wirkstoffe Benzocain und Lidocain sowie das eigentlich als Expektorans bekannte Ambroxol (Mucoangin) zur Verfügung. Die Lokalanästhetika können mit Antiseptika und ggf. auch noch mit einem Antibiotikum kombiniert sein (siehe Tabelle). Hierzu liegt allerdings keine Empfehlung der Leitlinie vor.
Lediglich betäubend wirken Mucoangin, die Benzocain-Präparate Anaesthesin-Pastillen und Neo-angin Benzocain dolo sowie das Lidocain-Präparat Trachilid Halsschmerztabletten.
Lokalanästhetikum | Antiseptikum | Antibiotikum | Präparate-Beispiel |
Benzocain | - | ||
Benzocain | |||
Lidocain | Tyrothricin |
Was ist zu beachten?
Lutschtabletten mit Lokalanästhetika betäuben den Halsschmerz und führen zu einer raschen Linderung. Sie werden langsam gelutscht oder man lässt sie im Mund zergehen. Dabei können die Wirkstoffe in der Mundhöhle einwirken [6-10].
Kinder
Die meisten Präparate sind bereits für Kinder ab 6 Jahre zugelassen. Die Tageshöchstdosis und Einnahmehäufigkeit sind bei ihnen reduziert [6-10].
Präparat | Dosierung | |
Kinder | Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren | |
Dolo-Dobendan Lutschtabletten | 6-12 Jahre:ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 4 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 4 h | ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 8 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2 h |
Dorithricin Halstabletten | Ab 2 Jahre: | ED: 1-2 Lutschtabletten Einnahmeabstand 2-3 h |
Lemocin gegen Halsschmerzen | 5-11 Jahre:ED: 1 Lutschtablette m Tageshöchstdosis: 3 Lutschtabletten Einnahmeabstand 2-3 h | ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 8 Lutschtabletten Einnahmeabstand 2-3 h |
Trachilid Halsschmerztabletten | Keine Anwendung bei Kindern oder Jugendlichen | ED: 1 Tablette Tageshöchstdosis: 6 Tabletten Einnahmeabstand 2 h |
Mucoangin gegen Halsschmerzen | Keine Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren | ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 6 Lutschtabletten |
Schwangerschaft und Stillzeit
Von der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit raten die Zulassungsinhaber in der Regel ab oder mahnen zur Vorsicht. Wollen Schwangere Präparate mit Lokalanästhetika anwenden, sollten sie mit ihrem Arzt besprechen. Bei einer Anwendung in der Stillzeit kann ein Abstillen erwogen werden.
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Lokalanästhetika sind in der Regel gut verträglich. Es können Überempfindlichkeitsreaktionen und Beschwerden im Mundraum auftreten.
Bei der lokalen Anwendung sind in der Regel keine Wechselwirkungen zu berücksichtigen.
Benzocain
Benzocain verhindert, dass die Nerven Reize weiterleiten und betäubt oberflächlich und örtlich begrenzt. Der schlecht wasserlösliche Arzneistoff löst sich nicht im Blut auf und führt daher nur zu einer oberflächlichen Betäubung der Schleimhaut und Haut [6,11].
Aktuell ist der Wirkstoff nur in Kombination mit anderen Wirkstoffen zur Selbstmedikation bei Halsschmerzen verfügbar (z. B. Dorithricin Halstabletten, Dolo-Dobendan Lutschtabletten). Zu beachten ist, dass bei Anwendung von Benzocain allergische Reaktionen auftreten können [11].
Lidocain
Das Lokalanästhetikum Lidocain betäubt ebenfalls die Schleimhautoberfläche und wirkt so lokal gegen den Schmerz [11]. Es gibt Präparate, die nur Lidocain als Wirkstoff enthalten (z. B. Trachilid Halsschmerztabletten) sowie Mittel, die noch weitere Wirkstoffe enthalten. In Lemocin gegen Halsschmerzen sind neben dem Lokalanästhetikum Cetrimoniumbromid und Tyrothricin enthalten. Cetrimoniumbromid wirkt desinfizierend. Tyrothricin wirkt speziell gegen Bakterien, indem es in den Stoffwechsel von Krankheitserregern eingreift und die Erreger damit schädigt oder abtötet [8,9].
Ambroxol
Wegen seiner lokalanästhetischen Wirkungen wird das sonst als Expektorans bekannte Ambroxol auch bei Halsschmerzen eingesetzt. Ein Vorteil von Präparaten mit dem Wirkstoff ist, dass sie auch sekretolytisch wirken. Um Wechselwirkungen zu vermeiden, ist ein Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden zu anderen Arzneimitteln einzuhalten. Als Nebenwirkung können Veränderungen der Geschmackswahrnehmung, Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und Schleimhaut und leichte Magen-Darm-Störungen auftreten [5,11].
Es gibt Berichte über schwere Hautreaktionen unter Anwendung von Ambroxol. Patienten, die einen Hautausschlag einschließlich Schleimhautschädigungen im Mund, Hals, Nase, Augen und Genitalbereich), bemerken, müssen die Therapie beenden [10].
Studienlage
2015 stellten Klimek und Sperl in einem Review fest, dass drei Lokalanästhetika verfügbar seien, deren Wirksamkeit in klinischen Studien bestätigt wurde: Lidocain (8 mg), Benzocain (8 mg) und Ambroxol (20 mg). Sie könnten in der Erstlinienbehandlung empfohlen werden. Ambroxol habe das am besten dokumentierte Nutzen-Risiko-Profil. Die Therapie von Halsschmerzen mit Lokalanästhetika bezeichnen die Autoren als evidenzbasiert.
Weitere Studien haben Hersteller von Kombinationspräparaten durchgeführt bzw. unterstützt. Beispielweise ergab eine 2005 veröffentlichte klinische Studie mit Dorithricin (Wirkstoffkombination Tyrothricin, Benzalkoniumchlorid und Benzocain), dass die Lutschtabletten entzündungsrelevante Symptome schnell abklingen lassen [13].
In einer 2018 veröffentlichten multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie untersuchten Palm et al. die Wirksamkeit und Sicherheit der fixen Kombination aus 0,5 mg Tyrothricin, 1,0 mg Benzalkoniumchlorid und 1,5 mg Benzocain (Dorithricin). Sie verglichen eine dreitägige Behandlung mit Placebo-Lutschtabletten bei Patienten mit akuter Pharyngitis.
Nach 72 Stunden berichteten 44,6% der Patienten unter Studienmedikation, dass ihre Halsschmerzen und Schluckbeschwerden verschwunden seien, gegenüber 27,2% der Patienten unter Placebo. Die Studienmedikation wurde gut vertragen.
Die Autoren schlussfolgerten, dass diese feste Kombination eine schnelle analgetische Wirkung aufweise und sowohl starke Halsschmerzen als auch Schluckbeschwerden in Verbindung mit akuter Pharyngitis lindere. Die Dreifach-Wirkstoffkombination sei eine geeignete Behandlungsoption für Patienten in der Selbstbehandlung bei akuter Pharyngitis und Halsschmerzen [14].