
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die durch den Biss einer infizierten Zecke übertragen wird. In Deutschland treten die meisten Fälle von FSME von Mai bis November auf. Es stehen Impfstoffe für Kinder und Erwachsene zur Verfügung. Eine Grundimmunisierung sollte idealerweise zu Beginn der Zeckensaison durchgeführt werden. Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe schützen sowohl vor dem zentraleuropäischen FSME-Virus-Subtyp als auch vor den fernöstlichen und sibirischen FSME-Virus-Subtypen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder arbeiten und somit gegenüber Zecken exponiert sind, sowie Personen, die durch ihre Arbeit in der Forst- oder Landwirtschaft oder im Labor einem höheren Risiko ausgesetzt sind, die FSME-Impfung. Auch für Reisende, die in FSME-Risikogebiete im Ausland reisen, wird eine Impfung empfohlen.
Nach vollständiger Impfung kann bei 99% der Geimpften mit einem vollständigen Schutz vor FSME gerechnet werden. Bereits nach 2 Impfungen besteht bei 98% ein Schutz, der allerdings nur etwa 1 Jahr anhält.
FSME-Impfstoffe
In Deutschland stehen für die FSME-Impfung Kinder-Impfstoffe (FSME-IMMUN Junior, Encepur Kinder) und Erwachsenen-Impfstoffe (FSME-IMMUN Erwachsene, Encepur Erwachsene) zur Verfügung.
Nebenwirkungen
- Allgemeinsymptome wie Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden, die in den ersten 1-4 Tagen nach der Impfung auftreten können
- Missempfindungen wie Taubheitsgefühl und Kribbeln, die sehr selten beobachtet werden
- Vorübergehende Arthralgien und Myalgien, die vor allem nach der ersten Impfung auftreten und mit meningitischen Zeichen verwechselt werden können, wenn sie sich im Nackenbereich manifestieren
- Lokal- und Allgemeinreaktionen wie Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle, die mit bis zu 45% am häufigsten auftreten
- Fieber, das bei ca. 5-6% der Fälle auftritt, vor allem jedoch nach der ersten Teilimpfung; bei Kindern unter 3 Jahren ist das Risiko von Fieberreaktionen etwas höher (ca. 15%)
- Keine schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Nebenwirkungen in verschiedenen Zulassungsstudien oder in der post-marketing Surveillance beschrieben
- Ein Bericht über einige Fälle von Narkolepsie nach FSME-Impfung wurde vom Paul-Ehrlich-Institut mit einem erhöhten Bewusstsein für diese Diagnose in Zusammenhang mit der H1N1-Influenza-Impfung im Zeitraum 2009-2010 erklärt
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, sonstige Bestandteile oder Produktionsrückstände wie Formaldehyd, Neomycin, Gentamycin und Protaminsulfat (auch Kreuzallergien mit Aminoglykosiden in Betracht ziehen)
- schwere Überempfindlichkeit gegen Eiprotein und Hühnereiweiß bei sensibilisierten Personen
Impfschemata
FSME-Immun | Encepur | |||
---|---|---|---|---|
Standardimpfung | Schnellimpfung | Standardimpfung | Schnellimpfung | |
1. Impfdosis | Tag Null | Tag Null | Tag Null | Tag Null |
2. Impfdosis | 1-3 Monate später | 14 Tage später | 14 Tage - 3 Monate später | 7 Tage später |
3. Impfdosis | 5-12 Monate später | 5-12 Monate später | 9-12 Monate später | 21 Tage nach der ersten Dosis |
1. Auffrischimpfung | 3 Jahre später | 3 Jahre später | 3 Jahre später | 12-18 Monate später |
Auffrischimpfungen alle: | 5 Jahre (<60 Jahre) 3 Jahre (≥60 Jahre) | 5 Jahre (<60 Jahre) 3 Jahre (≥60 Jahre) | 5 Jahre (<50 Jahre) 3 Jahre (≥50 Jahre) | 5 Jahre (<50 Jahre) 3 Jahre (≥50 Jahre) |
Impfempfehlungen
Die STIKO empfiehlt die FSME-Schutzimpfung für Erwachsene und Kinder, die in den Risikogebieten leben oder Zecken wahrscheinlich ausgesetzt sind (Sportler, Wanderer, Gartenarbeit). Außerdem für alle, die berufsbedingt mit Zecken oder infiziertem Blut in Kontakt kommen, beispielsweise Forstarbeiter oder Laboranten.
Reisen/Impfvorschriften
Für Urlauber gibt es keine besonderen Impfvorschriften zur FSME-Impfung. Das RKI empfiehlt eine Immunisierung, wenn der Urlaub in Risikogebiete führt und Aufenthalte im Lebensraum der Zecken geplant bzw. vorhersehbar sind. Das ist beispielsweise der Fall bei Wanderungen im Wald oder über Wiesen und auf bewaldeten Zeltplätzen. Mittlerweile haben sich infizierte Zecken in den Risikogebieten von Süd- und Südwestdeutschland aber auch in Gärten und Parks ausgebreitet.
FSME-Risikogebiete
Das RKI stellt Karten der aktuellen FSME-Risikogebiete zur Verfügung.
In Deutschland gibt es bestimmte Gebiete, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, durch Zeckenstiche mit dem FSME-Virus infiziert zu werden. Diese Gebiete sind hauptsächlich in Bayern und Baden-Württemberg, sowie in Südhessen, südöstlichen Thüringen, Sachsen und seit 2022 auch in südöstlichen Brandenburg.
Es gibt auch einige Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen. Laut dem Epidemiologischen Bulletin 9/2023 gibt es drei neue Risikogebiete in Bayern und Sachsen-Anhalt. Aktuell sind insgesamt 178 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 546 FSME-Erkrankungen gemeldet, was eine Zunahme von 30% gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die meisten der gemeldeten Erkrankungen (98%) betrafen Personen, die nicht oder unzureichend geimpft waren. Eine Steigerung der Impfquoten könnte also dazu beitragen, dass weniger FSME-Erkrankungen auftreten. Es ist wichtig, in Risikogebieten besonders über den Nutzen einer FSME-Impfung aufzuklären und Impfungen anzubieten.