Liraglutid bei Diabetes mellitus Typ II nephroprotektiv

Das Inkretin-Mimetikum Liraglutid kann einer neuen Endpunktstudie zufolge eine Makroproteinurie mit nachfolgender Niereninsuffizienz bei Patienten mit Typ-2-Diabetes hinauszögern.

Nieren

Das langwirksame GLP1-Analogon Liraglutid aus der Gruppe der Inkretin-Mimetika kann bei Diabetes mellitus Typ II vor Nierenschäden schützen. Entsprechende Ergebnisse einer Endpunktstudie wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht (2017; DOI: 10.1056/NEJMoa1616011). Eine nephroprotektive Wirkung konnte in der Vergangenheit bereits bei anderen neuen Antidiabetika ermittelt werden.

Neben den SGLT2-Inhibitoren Empagliflozin und Canagliflozin sowie den GLP1-Analoga Semaglutid und Lixisenatid wurde nun auch Liraglutid ein Schutz vor renalen Schädigungen bescheinigt. Prof. Dr. Ian de Boer, Nephrologe von der University of Washington in Seattle, spricht bereits schon jetzt von einer neuen Ära in der Therapie der diabetischen Nephropathie.

LEADER-Studie

Die nephroprotektive Wirkung von Liraglutid wurde in der LEADER-Studie sekundäranalytisch dokumentiert. In der randomisierten, kontrollierten Endpunktstudie erhielten 9.340 Patienten mit Diabetes Typ II und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko Liraglutid oder Placebo. Zusätzlich bekamen alle Patienten ihre Standardtherapie (inkl. nephroprotektiver Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems).

Als primärer Endpunkt der Studie war ein Komposit aus Makroalbuminurie, Verdopplung der Serumkreatinin-Konzentration, terminaler Niereninsuffizienz oder Tod infolge einer renalen Erkrankung definiert. Dieser wurde nach 3,84 Jahren Behandlungszeit in der Liraglutid-Gruppe bei 5,7 Prozent der Probanden (268 von 4668 Patienten) vs. 7,2 Prozent (337 von 4672 Patienten) in der Placebo-Gruppe beobachtet (Hazard Ratio 0,78 mit 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,67 bis 0,92, P = 0,003). Das entspricht einer Reduktion um signifikante 22 Prozent.

Rückgang von Makroalbuminurie und erhöhten Serumkreatininspiegeln

Im Einzelnen kam es in der Liraglutid-Gruppe zu einem Rückgang von anhaltender Makroalbuminurie (definiert als Verlust von 300mg Albumin/24h) bei 3,4 Prozent (161 Patienten) vs. 4,6 Prozent (215 Patienten) in der Placebogruppe (HR 0,74; 95%-KI 0,60 - 0,91, P = 0,004). Ebenso wurden in der Liraglutid-Gruppe ein verdoppelter Anstieg der Serumkreatinin-Konzentration und die Rate der terminalen Niereninsuffizienz reduziert. Hierbei konnte jedoch keine Signifikanz gegenüber der Placebo-Gruppe erreicht werden.

Renale Schädigung als Komplikation von Typ-2-Diabetes

Die Daten aus der Post-hoc-Analyse der LEADER-Studie bescheinigen Liraglutid nun neben der kardioprotektiven Wirkung auch einen nephroprotektiven Einfluss. Wie sich der Wirkstoff aber genau auf die Auswirkung der Anzahl von Dialysepflichtigkeit oder renal bedingter Sterblichkeit auswirkt, bleibt weiterhin unklar. Hierfür wären weitere Studien mit größerer Teilnehmeranzahl erforderlich.

Wünschenswert wäre eine Nephroprotektion allemal, da renale Schädigungen zu den folgenreichsten Komplikationen von Diabetes mellitus Typ II zählen. Nach einer lang anhaltenden Makroproteinurie folgen weitere glomeruläre Schädigungen mit fortschreitendem Verlust der glomerulären Filtrationsrate, die am Ende in einer Niereninsuffizienz und Dialysepflicht münden. Rund ein Drittel aller Dialysepatienten in Deutschland sind Diabetiker.

Autor:
Stand:
06.09.2017
Quelle:

The New England Journal of Medicine, KfH-Zentrum München-Schwabing

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