Zu­las­sung für neu­en Den­gue­fie­ber-Impf­stoff

Nachdem sich der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für die Zulassung des neuen tetravalenten Dengue-Impfstoffs ausgesprochen hatte, wurde dieser nun durch die EU-Kommission zugelassen.

Impfung Kind Dengue

Der neue Impfstoff Qdenga (tetravalenter Dengue-Impfstoff [abgeschwächter Lebendimpfstoff]) (TAK-003) von Takeda Pharma bietet nun auch Kleinkindern ab 4 Jahren und Personen über 45 Jahren Schutz vor der Infektionskrankheit. Hierbei sollte die Vakzine als 0,5-ml-Dosis im Rahmen eines 2-Dosen-Impfschemas (Monat 0 und 3) subkutan, vorzugsweise in den Oberarm im Bereich des Deltamuskels, verabreicht werden. Die Wirkung von Qdenga beruht auf lokaler Replikation und Auslösung von humoralen und zellulären Immunantworten gegen die vier Dengue-Virus-Serotypen.

Laut WHO gibt es weltweit jährlich schätzungsweise 100–400 Millionen Dengue-Infektionen [4]. Die geschätzte Todesrate liegt zwischen 20.000–25.000 pro Jahr, vor allem Kinder sind gefährdet [2].

Vor 1970 gab es nur in neun Ländern schwere Dengue-Epidemien. Heute ist die Krankheit in den endemischen Ländern Amerikas, Südostasiens und des westlichen Pazifiks weit verbreitet. Dengue nimmt aber auch in den nicht endemischen Gebieten Kontinentaleuropas zu, darunter Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und die Vereinigten Staaten [2].

Zudem ist Dengue nach Malaria die am zweithäufigsten diagnostizierte Fieberursache bei Reisenden, die aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zurückkehren [2].

Studienlage

Die Zulassung des Impfstoffs beruht auf Ergebnissen von 19 Phase-I-, Phase-II- und Phase-III-Studien mit mehr als 28.000 Kindern und Erwachsenen, einschließlich Daten aus der globalen, zulassungsrelevanten Phase-III-Wirksamkeitsstudie TIDES (Tetravalent Immunization against Dengue Efficacy Study), die während einer Nachbeobachtungszeit von 4,5 Jahren erhoben wurden.

Die TIDES-Studie erreichte ihren primären Endpunkt, das Gesamtergebnis der Impfstoffwirksamkeit, indem 80,2% der symptomatischen Dengue-Fälle 12 Monate nach der Impfung verhindert wurden.

Darüber hinaus erreichte die Vakzine den wichtigsten sekundären Endpunkt, indem 90,4% der Hospitalisierungen 18 Monate nach der Impfung vermieden wurden.

Während der Nachbeobachtungszeit von 4,5 Jahren konnten  84% der Fälle von Dengue-Fieber mit Hospitalisierung und 61% der symptomatischen Dengue-Fälle in der Gesamtpopulation, darunter seropositive und seronegative Probanden, verhindert werden.

Sicherheit

Im Allgemeinen wurde Qdenga gut vertragen, und es gab keine Hinweise auf eine Verstärkung der Erkrankung bei Impfstoffempfängern. Sehr häufig (≥1/10) wurden innerhalb der klinischen Studien folgende Nebenwirkungen beschrieben:

  • Infektion der oberen Atemwege
  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen
  • Somnolenz
  • Myalgie
  • Schmerzen und/oder Erythem an der Injektionsstelle
  • Unwohlsein
  • Verminderter Appetit
  • Asthenie
  • Fieber

Gegenanzeigen

Nicht angewendet werden darf der Impfstoff bei:

  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder sonstige Bestandteile von Qdenga
  • Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz, einschließlich Personen, die in den 4 Wochen vor der Impfung immunsuppressive Therapien wie Chemotherapie oder hochdosierte systemische Kortikosteroide (z. B. 20 mg/Tag oder 2 mg/kg Körpergewicht/Tag Prednison über mindestens 2 Wochen) erhalten haben, wie bei anderen attenuierten Lebendimpfstoffen.
  • Personen mit symptomatischer HIV-Infektion oder einer asymptomatischen HIV-Infektion, bei der Hinweise auf eine eingeschränkte Immunfunktion vorliegen.
  • Schwangeren
  • Stillenden Frauen

Aussicht

Dr. Tomas Jelinek, ärztlicher Direktor des Berliner Zentrums für Reise- und Tropenmedizin sowie wissenschaftlicher Direktor des CRM Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf zeigte sich angesichts der Zulassung erfreut:

„Für eine effektive Dengue-Prävention ist ein vielschichtiger Ansatz notwendig, und die bisherigen Methoden waren aus verschiedenen Gründen unzureichend. Angesichts des Potenzials von Dengue, lokale Ausbrüche auszulösen, wie zuletzt in mehreren europäischen Ländern, und der Gefahr für europäische Reisende, die in Dengue-endemische Länder reisen, bestehen Lücken, die einige Menschen erhöhten Risiken aussetzen (...) Für mich als Kliniker ist es erfreulich, ein neues Instrument zur Dengue-Impfung für eine breite Bevölkerungsgruppe meiner Patienten zur Verfügung zu haben.“

Quelle:
  1. Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Pressemitteilung, 09. Dezember 2022.
  2. Takeda, Pressemitteilung, 14. Oktober 2022.
  3. Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Pressemitteilung, 19. Oktober 2022.
  4. Weltgesundheitsorganisation (WHO), Denguefieber, Stand 10. Januar 2022.
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