
Laut der DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ können zur kurzzeitigen symptomatischen Therapie von Halsschmerzen die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen oder Naproxen oral angewendet werden. Sie haben das beste Sicherheitsprofil. Für Diclofenac und Acetylsalicylsäure ist eine Wirksamkeit ebenfalls belegt, Paracetamol gilt als weniger wirksam [1,2].
NSARs wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend, indem sie die Cyclooxygenasen (COX) COX-1 und COX-2 hemmen. Dadurch wird die Bildung von Prostaglandinen reduziert. Prostaglandine spielen eine wichtige Rolle im Entzündungsgeschehen. Die Therapie eignet sich besonders, wenn Patienten unter starken Schluckbeschwerden leiden [2].
Wenn Patienten eine lokale Therapie wünschen, bietet sich das NSAR Flurbiprofen (z. B. Dobendan direkt, Flurbiprofen Al 8,75 mg Lutschtabletten) an. Flurbiprofen bekämpft die Entzündungsprozesse und lindert die Schmerzen. Die DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ bescheinigt ihm aber nur ein geringes symptomlinderndes Potential [1].
Was ist zu beachten?
Rezeptfrei sind Ibuprofen-Präparate mit einer Einzeldosis von bis zu 400 mg erhältlich. Eine Einzeldosis von 400 mg können Patienten in der Selbstmedikation bis zu dreimal täglich nehmen. Als Tageshöchstdosis dürfen 1200 mg Ibuprofen in der Selbstmedikation nicht überschritten werden [2,11]. Besonders schnell tritt die Wirkung ein, wenn Ibuprofen als D,L-Lysin-Salz gegeben wird, da dieses besonders gut wasserlöslich ist [11].
Bei Naproxen (z.B. Aleve, Filmtablette 220 mg, Naproxen Schwörer, 220 mg Filmtabletten) beträgt die Tageshöchstdosis Naproxen für Jugendliche und Erwachsene 660 mg. Es sind bis zu drei Gaben pro Tag mit mindestens achtstündigem Abstand möglich [11, 27].
Flurbiprofen
Das Arzneitelegramm warnte 2019 vor potentiellen Wechselwirkungen von Flurbiprofen mit Antikoagulanzien. Es sei vermehrt zu unerwünschten Wirkungen wie Blutungsereignissen gekommen. Das Risiko für gastrointestinale Komplikationen wie Ulcera oder Blutungen steigt, wenn Patienten gegen ihre Erkältungsbeschwerden weitere NSAR-haltige Arzneimittel einnehmen [28,29].
2018 erinnerte die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) daran, dass flurbiprofenhaltige Rachentherapeutika zu Hypersensitivitätsreaktionen führen können [30].
Kinder
Freiverkäufliche Schmerztabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 220 mg Naproxen sind nicht für Kinder unter 12 Jahren zugelassen [27]. Von Ibuprofen nehmen Kinder ab 6 Monate ein- bis dreimal täglich 7 bis 10 mg Ibuprofen pro kg KG ein. Die Tageshöchstdosis beträgt 30 mg Ibuprofen pro kg KG.
Die Lokaltherapie mit Flurbiprofen in Tablettenform ist für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahre möglich. In Sprayform sind Produkte mit dem Wirkstoff nur für Erwachsene zugelassen.
Schwangerschaft und Stillzeit
NSAR können die embryo-fetale Entwicklung negativ beeinflussen. Im letzten Trimenon ist die Gabe kontraindiziert. In der Frühschwangerschaft sollten die Arzneistoffe nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder über mehrere Wochen eingenommen werden [31]. Während der Stillzeit ist eine kurzfristige Einnahme von Ibuprofen vertretbar, von Naproxen wird abgeraten [27].
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Bei NSARs ist als Nebenwirkung eine Reduktion der Schleimschicht im Magen zu beachten. Die COX-Hemmung führt zudem zu einer vermehrten Bildung von Leukotrienen. Bei Asthmatikern steigt das Risiko für eine Bronchokonstriktion [11].
Als Nebenwirkungen können außer Störungen im Magen-Darm-Trakt unter anderem auch Hautreaktionen, Gerinnungsstörungen und Störungen der Nierenfunktion auftreten. NSARs sind u.a. bei Magen-Darm-Ulzera und schweren Herz-, Nieren- und Leberfunktionsstörungen kontraindiziert. Dasselbe gilt für das letzte Drittel der Schwangerschaft [11]. Außerdem gibt es für einzelne NSARs separate Kontraindikationen.
Lutschtabletten mit Flurbiprofen-können lokale Nebenwirkungen wie Schmeckstörungen, Taubheit, trockenen Mund und Übelkeit auslösen [1].
Studienlage
Gemäß verschiedener Leitlinien zur Behandlung von Halsschmerzen können Lokaltherapeutika mit NSARs zur Symptomlinderung empfohlen werden. Zur kurzzeitigen symptomatischen Therapie können Ärzte auch Ibuprofen oder Naproxen anbieten [1]. Auf Basis von einzelnen RCTs konnte eine Wirksamkeit von Paracetamol, Diclofenac und Acetylsalicylsäure zur Symptomlinderung bei Halsschmerzen belegt werden [1].
Paracetamol
Im Rahmen eines Cochrane-Reviews untersuchten Li et al. vier RCTs zu Paracetamol bei Erkältungsbeschwerden. Die Autoren schlussfolgerten, dass Paracetamol zwar helfen könne, nasale Obstruktion und Rhinorrhoe zu lindern, andere Erkältungssymptome wie Halsschmerzen, Unwohlsein, Niesen und Husten aber nicht verbessere. Als Limitation ihres Reviews wiesen die Autoren darauf hin, dass zwei der vier eingeschlossenen Studien klein waren und es Schwächen in den Studiendesigns gegeben habe. Daher seien weitere groß angelegte, gut konzipierte Studien erforderlich, um festzustellen, ob Paracetamol bei der Behandlung von Erwachsenen mit Erkältung von Vorteil ist [32].
Ibuprofen
Bereits 2015 stellten Klimek und Sperl in einem Review fest, dass systemische Analgetika wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Flurbiprofen oder Ibuprofen geeignete Behandlungsoptionen bei Halsschmerzen sei. Klinische Studien würden darauf hindeuten, dass Ibuprofen das beste Nutzen-Risiko-Profil aufweise. Flurbiprofen habe in aktuellen Studien Wirksamkeit gezeigt, aber Vergleichsdaten mit anderen Analgetika (z. B. Ibuprofen) würden fehlen [12].
Flurbiprofen
Ein Review aus 2019 gibt einen Überblick über die verfügbaren klinischen Belege für die Wirksamkeit und Sicherheit von niedrig dosiertem (8,75 mg) Flurbiprofen zur lokalen, symptomatischen Behandlung von Pharyngitis/Halsschmerzen. In den 15 eingeschlossenen Studien zeigten sich eine gute Verträglichkeit und die Linderung verschiedener Symptome wie Halsschmerzen, Schwellungen oder Schluckbeschwerden.
Die Autoren schlussfolgerten, dass lokal verabreichtes, niedrig dosiertes Flurbiprofen eine nützliche First-Line-Behandlungsoption zur symptomatischen Linderung bei Patienten mit „unkomplizierter“ akuter Pharyngitis/Halsschmerzen in Verbindung mit einer Infektion der oberen Atemwege darstelle. Es könne dazu beitragen, unnötige Antibiotika-Verschreibungen zu reduzieren [33].
2018 veröffentlichten Schachtel et al. die Ergebnisse einer RCT, in dem die Zeit bis zum Einsetzen der analgetischen Wirkung von topischem Flurbiprofen untersucht wurde. Die Patienten bewerteten Schmerzen und Schmerzlinderung über 3 Stunden. Etwa 78% der mit Flurbiprofen behandelten Patienten berichteten über eine deutliche Schmerzlinderung im Vergleich zu 48% der mit Placebo behandelten Patienten (p<0,01). Die Zeit bis zu einer deutlichen Schmerzlinderung bei Flurbiprofen Lutschtabletten lag unter der von Placebo (11 vs. 19 Minuten) [36].