Sulfonylharnstoffe gehören zu den insulinotropen oralen Antidiabetika und werden bei Diabetes mellitus Typ 2 angewendet. Sie hemmen ATP-gesteuerte Kaliumkanäle der Betazellen des Pankreas, wodurch das Membranpotenzial der Zelle sinkt und Calciumionen einströmen, was wiederum eine Insulinausschüttung der Zellen bewirkt.
Sulfonylharnstoffe setzen Insulin aus den B-Zellen frei und wirken deshalb nur, wenn die körpereigene Insulinproduktion wenigstens noch teilweise funktioniert. Sie werden bei Typ-2-Diabetes eingesetzt. Wurde das in der Bauchspeicheldrüse gespeicherte Insulin freigesetzt, kann erst nach einer gewissen Latenz eine neue Sekretion von Insulin erfolgen. Das ist auch der Grund, warum der Plasmahalbwertszeit von Sulfonylharnstoffen nicht die gleiche Bedeutung zukommt, die diese für andere Arzneistoffe hat.
Strukturell leiten sich die Sulfonylharnstoffe von den antibakteriell wirksamen Sulfonamiden ab. Das erste im Handel erhältliche orale Sulfonylharnstoff-Präparat Carbutamid hatte noch viele Eigenschaften eines klassischen Sulfonamids. Es ist heute nicht mehr im Handel.
Dosierung
Sulfonylharnstoffe werden in der Regel einmal morgens zum Frühstück eingenommen.
Sulfonylharnstoffe blockieren die Kaliumkanäle der B-Zellen (K+ATP - Kanäle). Die Kaliumpermeabilität und das Membranruhepotenzial der B-Zellen nehmen dadurch ab, die Calciumkanäle öffnen sich und die Calciumionen-Konzentration innerhalb der B-Zellen erhöht sich. Es kommt so zu einer gesteigerten Exozytose von Insulin.
Sulfonylharnstoffe werden nach oraler Gabe relativ schnell und gut resorbiert. Eine Ausnahme stellt Glibenclamid dar, dessen Bioverfügbarkeit in Abhängigkeit von der galenischen Formulierung zwischen 50 und 90% variiert.
Sulfonylharnstoffe liegen im Plasma zu einem großen Teil an Eiweiß gebunden vor.
Nebenwirkungen
Gastrointestinale Beschwerden und allergische Reaktionen sind unerwünschte Wirkungen von Sulfonylharnstoffen. Selten kommt es zu Leukopenie oder Thrombozytopenie.
Wie nach Insulininjektionen sind auch bei Sulfonylharnstoffen hypoglykämische Zustände möglich, die Gefahr ist bei stark und lang wirksamen Präparaten besonders groß, bei Glibenclamid wird dies relativ häufig in der Anfangsphase beschrieben. Durch das freigesetzte Insulin kommt es zur Appetitsteigerung.
Wechselwirkungen
Die blutzuckersenkende Wirkung wird durch Cumarin-Derivate, Beta-Adrenorezeptorblocker, Chloramphenicol, Cyclophosphamid-Zytostatika, Phenylbutazon, Salicylate, Sulfonamide und Tetrazycline verstärkt.
Glucocorticoide, Saluretika, Schilddrüsenhormone und Sympathomimetika vermindern die blutzuckersenkende Wirkung.